[Kapitel 4/Teil 3]

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*Noan POV*

-Mitte des 19.Jahrhunderts-

Ich hatte mich gerade an meinen Schreibtisch gesetzt und schaute noch einmal die Liste der geeigneten Männer durch. Es handelte sich um eine Liste von sieben Männern, welche ich in den letzten Tagen zusammengesucht hatte, einer von ihnen hatte sogar schon einen Brief von mir bekommen. Es handelte sich um meinen einzigen Familienmitglied väterlicherseits den ich kannte. Mein Cousin Solis. Solis hatte mir zwar den Wunsch abgeschlagen die Schwester der Königin zu heiraten, jedoch kam er meiner Bitte nach sich uns auf dieser Burg für den weiteren Werdegang unseres neuen Königs anzuschließen.

Die Liste erschien mir nun viel kürzer, denn die anderen sechs waren nicht gerade die hellsten Sterne am Himmel. Gerade als ich meine Hand auf das Blattpapier gelegt hatte um es zu zerknüllen kam mein Bruder durch die offene Tür. Ich wusste schon als ich in das Zimmer kam, dass er mir nach kurzer Zeit folgen würde also hatte ich die Tür gar nicht erst geschlossen.

"Was ist das?" fragte Torin und deutete auf die Papierkugel in meiner Faust. "Nichts wichtiges, es hat sich schon erledigt." Torin schaute mich kurz an und hielt mir seine flache Hand entgegen. Ich überlegte erst ob ich ihm die Liste geben oder es einfach direkt weg schmeißen sollte, jedoch würde Torin es sicherlich auch einfach aus dem Müll fischen. Also legte ich die Papierkugel mit einem kurzen Zögern auf seine flache Hand. "Du brauchst nichts dazu zu sagen, ich wollte es gerade eh wegscheißen" sagte ich noch während er versuchte den Zettel wieder auf zu falten.

"Solis? Dein ernst? Du wolltest Vega mit Solis verheiraten der kleine Perversling würde sich doch niemals nur auf eine Frau einlassen." lachte Torin mich aus. "Ach komm er mag zwar etwas Schwanzgesteuert sein, aber er hätte sich sicher gut um Vega gekümmert. Er weiß doch wie wichtig sie deiner Gefährtin ist. Zudem hat er meiner Bitte sie zur Frau zu nehmen schon lange abgesagt." antwortete ich ihm grinsend. "Das ist gut, ich will gar nicht wissen was Nara dazu gesagt hätte" lachte er wieder auf. Kurz darauf war ein Schnauben aus der Richtung der Tür zu hören, jedoch schenkten wir ihr keine Aufmerksamkeit. "Und was ist mit unserer anderen Bitte? Wir brauchen Solis an unserer Seite er ist ein guter Kämpfer." Ich sah mich kurz auf meinem Schreibtisch nach dem Brief von Solis um und hielt ihn anschließend Torin hin. "Hier ist sein Brief für den Fall, dass du ihn auch mal lesen willst, aber im Grunde meinte er nur er würde so schnell wie möglich zu uns kommen. Es dauert wohl aber noch eine Weile, da er sich erst einmal um seine Angelegenheiten kümmern muss. Zu der Versammlung im nächsten Monat wird er es aber wahrscheinlich nicht schaffen." Torin sah sich den Brief kurz an und legte ihn wieder zurück auf meinen Tisch. 

"Was sagst du zu der Idee von Nara?" fragte er mich, beinahe nebensächlich, während er sich auf den einzigen Sessel setzte der sich in meinem Zimmer schräg vor dem Schreibtisch befand. "Ich habe mir darüber um ehrlich zu sein keine weiteren Gedanken mehr gemacht." antwortete ich ihm wahrheitsgemäß "Kommt es für dich denn in Frage? Könntest du dir vorstellen Nara zur liebe ihre Schwester zu heiraten." ich wusste nicht was ich davon halten sollte, denn Vega war Nara und dadurch auch Torin sehr wichtig, jedoch reichte es für mich noch lange nicht sie als eine potentielle Ehefrau zu sehen. Für mich war sie doch noch Fremd. Vega hatte mich damals mit meinem Titel angesprochen und nannte mich nicht Bastard, daher fühlte ich mich ihr etwas schuldig. Auch wenn ihre Art die Norm sein müsste, hatte sie mich mit ihrer Geste überrascht. Ich hatte mich das erste Mal seit langem wieder wie ein Prinz der Königsfamilie gefühlt und nicht wie ein Bastard. 

Vega hatte sich dazu bereit erklärt bei ihrem Vater zu bleiben, wenn wir ihre ältere Schwester mit nahmen, denn ihr Vater weigerte sich stur gegen jeden Versuch ihn umzustimmen. Dieser hatte ihr sogar einen Ultimatum gestellt "Wenn Nara den König heiratet, heiratest du jemanden den ich ausgewählt habe." auch diesem Befehl hatte sich Vega ohne zu zögern gebeugt. Das zeugte nur von ihrem Mut, das musste man der Kleinen ehrlich zuschreiben.

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