[Kapitel 3 /Teil 1]

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*Torin POV*

-Mitte des 19. Jahrhunderts-

Ich konnte Vater nicht wirklich nachtrauern. Auch wenn ich es gerne täte, da das Söhne nun mal machten wenn der eigene Vater verstarb, war Horus mir selten ein Vater gewesen. Natürlich war ich nicht glücklich über unseren Verlust. Ich fühlte mich nur nicht verlassen durch den Tod von Vater. Ich fühlte mich eher enttäuscht, denn bis zu seinem letzten Atemzug hatte ich insgeheim die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Horus mir wenigstens halb so viel "Vater" sein könnte wie er es in den letzten 20 Jahren für Noan gewesen war.

Vater.. wieso er mir den Tod meiner Mutter heimzahlen wollte hatte ich nie wirklich verstanden.
Nicht einmal Noan hatte mich mit seinen sieben Jahren für den Tod unserer Mutter beschuldigt. Sogar Astra hatte mich wie einen Teil ihrer Familie behandelt, dabei ist sie nicht einmal mit mir verwandt.

Bis vor zwei bis drei Wochen hatte ich nur die Beiden als einen Teil meiner Familie angesehen. Jetzt hatte ich auch meine Gefährtin Nara.

Nara und ich hatten uns damals wenige Wochen vor dem Tod meines Vaters in ihrem Dorf im Süden kennengelernt. Es regnete in Strömen und Noan und ich ritten gerade wieder zurück nach Hause durch die naheliegenden Dörfer und suchten einen Unterschlupf, als der Schweinehüter seine Töchter vor die Tür setzen wollte, da sie sich weigerten die wohlhabenden Männer zu heiraten welche er für sie ausgesucht hatte. Ohne auf seine Umgebung zu achten schubste er seine Töchter, lautstark fluchend, grob vor sich her.

Ich stellte mich, ganz der Held der ich nun mal bin, zwischen den Schweinehüter und seine Töchter dabei zog ich Nara dicht hinter mich. Kurz darauf wollte er mich zwar anpacken, doch hatte er nicht mit Noan gerechnet.
Noan war weniger friedlich gestimmt als ich, da ich ihm noch nicht gebeichtet hatte um wen es sich hier handelte. Er packte den alten Mann an seinem Kragen und schubste ihn in den Schlamm "Wage es nicht noch einmal meinen Bruder zu berühren du widerwärtiges Stück Dreck." Knurrte er fast schon. Schnell legte ich Noan eine Hand auf die Schulter um ihn zu beruhigen. Ich wollte nicht, dass die Situation noch weiter ausartete. Es handelte sich nun mal um meinen Schwiegervater.

Noan sah mich mit einem wutentbrannten Blick an "Was?" zischte er deutlich unzufrieden, darüber unterbrochen worden zu sein. "Du solltest den Vater meiner Gefährtin vielleicht nicht so anfahren, Bruder." Sagte ich etwas kleinlaut. Die Wut die mein Bruder ausstrahlte war mir nämlich nicht ganz so geheuer. "Gefährtin?" Fragten die beiden Männer gleichzeitig entsetzt und sahen zwischen mir und Nara hin und her. So drehte auch ich mich zu meiner Gefährtin.

Nara sah mich mit dem niederschmetternsten Blick an den ich je in meinem Leben gesehen hatte. Sie weite. Ich sah ihr ihre Sorgen an und wollte sie so schnell wie möglich von ihrem Vater weg bringen. "Ich bin Prinz Torin der rechtmäßige Thronfolger dieser Lande. Ich werde ihre Tochter mitnehmen und dulde keine Wiederworte." Sagte ich ohne meinen Blick von Nara zu lösen, doch sie schüttelte nur leicht ihren Kopf und deutete danach auf ihre Schwester. "Ich korrigiere" sagte ich daraufhin und drehte mich doch noch in die Richtung ihres Vaters. "Ich werde ihre Töchter mitnehmen und.." weiter ließ mich der Schweinehüter nicht sprechen und sagte mit einer festen Stimme "Sie haben kein recht mir auch noch meine jüngere Tochter zu nehmen."

Noan beobachtete mit seinem brodelnden Blick erst nur das geschehen, doch als er die Respektlosigkeit des Mannes erkannte wollte er ihn wieder anpacken. Mein Schwiegervater reagierte dieses mal etwas schneller und machte einen großen Schritt nach hinten. "Nara mag die Gefährtin ihres Bruders sein und vielleicht einen Anrecht auf sie haben, doch hat er auch als ein Prinz kein Recht auch meine Tochter Vega mitzunehmen." Sagte er ohne auch nur etwas an seiner Respektlosigkeit zu verlieren "Sie ist keine Mitgift ihrer Schwester." Spuckte er fast schon aus.

Noan löste nicht eine Sekunde seinen Blick von dem alten Mann bis sich eine leise zittrig verweinte Stimme meldete. "Ist schon gut mein Prinz. Ich werde hier bei meinem Vater bleiben nehmt ihr nur meine Schwester mit" sagte sie und legte Noan eine Hand auf seinen Unterarm. Noan zog seinen Arm zwar schnell aus ihrem Griff doch nickte er ihr kurz zu ohne ihr in die Augen zu sehen und drehte sich zu mir. "Macht schnell." Sagte er nur und stieg dann wieder auf sein Pferd. Vega hatte ihn nicht Bastard genannt wie viele Andere es zuvor getan hatten, sondern sprach ihn mit dem Titel an den er verdiente. 

Nara sah wortlos zwischen uns umher und schien noch nicht ganz aus ihrer Schockstarre zu kommen, daher kam Vega ihr entgegen und nahm sie fest in den Arm. Erst dann löste sie ihren starren Blick und drückte ihre Augen ganz fest zusammen. Wieder rollten ihr unzählige Tränen über ihr schon viel zu nasses Gesicht. "Ich werde dich holen" flüsterte sie ihrer Schwester zu und drückte sie um so fester. "Das werden wir" sagte auch ich nach kurzer Zeit leise und legte meiner Gefährtin eine Hand auf den Rücken um sie von ihrer Schwester zu lösen, denn ich hatte die Sorge dass ihr Vater es sich nochmal anders überlegen könnte wenn wir noch länger dort stehen bleiben würden.

Der Regen prasselte unaufhörlich auf uns nieder, auch als wir zwei ganze Tage später endlich an der Burg ankamen hörte es nicht auf.

MythosOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz