[Kapitel 5/Teil 4]

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*Elara POV*

-Anfang des 19.Jahrhunderts-

Meine Eltern wohnten seit dem sie ihr Kind bei einem Hausbrand verloren hatten nicht mehr in unserem Dorf sondern hatten nur das Haus renoviert und sich nach kurzer Zeit dazu entschieden es zu verkaufen. Sie besuchten die Pontis nur wenige male im Jahr und sahen nach dem Haus.

Etwas mehr als vier Jahre hatte ich mit den Pontis verbracht, bevor ich mich entschied in mein altes Elternhaus zu ziehen. Meinen Eltern gab ich damals den Ring von Solaris als Kaution und würde meine Schulden durch die Arbeit bei den Pontis abbezahlen. So war jedenfalls der Plan.

Noch bevor ich all meine Schulden ausgleichen konnte verstarb meine Mutter aus unerklärlichen Gründen und kurz darauf ging auch mein Vater, da er es ohne seine Gefährtin nicht lange aushielt.

"Du sollst leben, mehrere Leben dafür"

Hätte ich nur gewusst, was für ein Fluch Solaris mir damals auferlegen würde, hätte ich meinen Wunsch wohl ganz anders formuliert. Die ersten Jahre waren noch erträglich, denn auch wenn ich gezwungen war mein altes Leben komplett aufzugeben, konnte ich meine Eltern wenigstens ab und an mal sehen. Sie erkannten mich zwar nicht wieder, doch das war mir ihr Leben wert. Der dickliche vernarbte Mann der mich damals verfolgt hatte, hätte sie bestimmt nicht verschont, wenn Solaris sich nicht bereit erklärt hätte mir zu helfen.

Ich hatte mir um ehrlich zu sein erhofft, dass Solaris durch die Erfüllung meines Gebetes nur meinen Verfolger verschwinden lassen würde, stattdessen hatte sie mich aus dem Leben meiner Familie gelöscht und hatte mich kurz darauf auch noch verlassen.

Die Göttin hatte mir ein langes Leben versprochen. Anders als ich jemals für möglich gehalten hätte, lebte ich wirklich schon mehrere Leben lang.

Jeder einzelne Mensch aus meiner alten Umgebung hatte mich vergessen. Erst dachte ich, dass das Vergessenwerden das schlimmste war, was mir hätte passieren können. Doch stellte sich kurze Zeit später heraus, dass das Überleben noch schlimmer war.

Ich überlebte den Tod meiner Mutter. Der Kummer, den ihr der Verlust ihrer kleinen Tochter, gebracht hatte fraß sie über die Jahre immer weiter auf. Bis sie erst ihren Verstand dann ihr Leben verlor.

Ich überlebte Vater. Er war Jahre lang für seine Frau stark geblieben und nahm sich wenige Tage nach ihrem Tod sein eigenes Leben.

Ich überlebte Mister Pontis und Beth die mich wie eine Tochter behandelten.

Ich überlebte alle. Das war nicht Fair. "Nichts ist Fair." hörte ich die Stimme der Göttin wieder durch meinen Schädel hallen. Diese Stimme würde mich noch verrückt machen.

Solaris hätte meines und auch das Leben meiner Eltern schützen sollen. Stattdessen hatte sie uns ab dem Tag der Prophezeiung das Leben das wir kannten genommen. Dafür hinterließ sie uns nur noch ewigen Kummer. "..es hat alles seinen Sinn" die Stimme der Göttin Solaris erinnerte mich in den letzten drei Jahrhunderten nur noch an meine Verluste.

Es hörte sich nicht mal mehr göttlich melodisch an, sondern viel mehr wie eine kaputte Schallplatte die sich immer wieder wiederholte. Nie sagte sie mir etwas neues. Ich fühlte mich seit Jahrhunderten einsam und gefangen. "..glaube mir du bist nicht allein" hallte ihre Stimme erneut durch meinen Kopf. "Ach sei doch leise. Jeden den ich kannte, kenne und kennen werde, werde ich überleben. Ich bin mehr als nur allein" sprach ich meine Gedanken aus als würde sie direkt vor mir stehen. Das war mir in den letzten Jahren zur Angewohnheit geworden. Ich sprach mit ihr als wäre sie immer bei mir, nur so hatte ich das Gefühl meinen Verstand einigermaßen im griff zu haben. Ich musste einfach mit jemandem sprechen der mich nicht verlassen würde.. Auch wenn ich mich, durch ihre sich immer nur wiederholenden Antworten, viel eher verspottet fühlte als weniger allein.

Ich sah schon lange keinen Sinn mehr in meinem Leben.

MythosWhere stories live. Discover now