[Kapitel 7/Teil 2]

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*Elara POV*

-Mitte des 19.Jahrhunderts-

Erst als ich fest an meinen Haaren gepackt wurde erwachte ich aus meinem tiefen Schlaf, der mich wohl trotz meinen vielen Bemühungen eingeholt hatte. Ein Mann hielt mich an meinem hellbraunem Zopf fest während er mit seinem Blick eine Gruppe von vier weiteren hochgewachsenen Männern beobachtete die einen geeigneten Weg über den Fluss suchten, welcher die Kutsche und auch die dazugehörige Mannschaft tragen würde. "Beeilt euch doch endlich, wir haben nicht alle Zeit der Welt wir müssen rüber kommen bevor es dunkel wird." rief er seiner Mannschaft zu und zog mich dabei an meinen Haaren etwas nach oben "Kalt schmeckt sie euch sicher nicht.."

Mit schmerzverzerrtem Blick legte ich meine beiden Hände auf seine Faust um diese von meinen Haaren zu lösen. Sie wollten mich doch nicht essen.. oder? Ich suchte mit meinem Blick nach einer Fluchtmöglichkeit, doch fand ich nichts weiter als meine Tasche die nach wie vor an dem Baum lehnte. Meine Erschöpfung war wohl schlimmer gewesen, als es mir anfangs klar war, denn trotz meines um Welten verbesserten Gehörs hatte ich die Kutsche der fünf Männer nicht anfahren hören.  

Schon oft hatte ich gehört, dass sich hier Männer an den gefährtenlosen Frauen ranschmissen die sich hier ohne Begleitung und Schutz aufhielten. Doch hatte ich, während meinen letzten Durchreisen, keine Bekanntschaften machen müssen. Ich hatte Leichtsinnigerweise darauf vertraut, dass auch dieses Mal nichts geschehen würde.

Nachdem die vier Männer auf dem Eis mit einem Seil in ihren Händen den Fluss sicher überquert hatten machten sich zwei von ihnen mit dem einen Ende wieder auf den Rückweg zu der Kutsche.

Die Pferde waren deutlich unruhig, da sie wohl ahnten in was für eine Gefahr sie sich begeben  würden sobald die beiden Männer bei ihnen ankamen. Der breit gebaute Mann zu meiner Rechten hatte seinen festen Griff nicht eine Sekunde von meinen Haaren gelöst und verhinderte somit meine vermeintlichen Fluchtversuche.  Sein Griff wurde sogar bei den kleinsten meiner Versuche immer fester und aggressiver.  Er zog mich mit seinem eisernen Griff ohne ein Anzeichen für die kleinste Anstrengung wieder zurück auf meinen Platz. Vorsichtig versuchte ich meinen Kopf etwas zu heben um dem Mann ins Gesicht schauen zu können, doch drückte er meinen Schopf gekonnt wieder runter. "Bleib ruhig sitzen kleines Häschen, dass ist der einzige Weg für dich hier lebend raus zu kommen." sprach er leise zu mir.

Das Seil befestigten die Männer erst an dem Brustblatt des einen Pferdes und zogen es dann durch das Geschirr des anderen um die Pferde an ihrem Kutschgeschirr über das Eis führen zu können. Beide Männer setzten sich an die Zügel und warteten gespannt auf die Arbeit des letzten Mannes. Ich spürte den dreckigen Blick meines Peinigers und entschloss mich kurzerhand nach meiner Tasche zu greifen bevor er mich an meinen Haaren zu der Kutsche ziehen konnte.

Ganz der Gentleman der er nicht war schubste er mich in das Innere der Kutsche bevor auch er sich hinein setzte. Seine lederne Kluft erzeugte beim setzen auf dem ebenso ledernen Sitz mir gegenüber ein dumpfes Geräusch.

Während ich versuchte seine nächsten Absichten abzuschätzen sah er nachdenklich aus dem Fenster.

"Was ist in der Tasche?" Noch immer sah er nicht zu mir.

MythosWhere stories live. Discover now