Kapitel 78

54 5 0
                                    

Ivy

An einen Stuhl gefesselt saß niemand geringeres als William Conrad Brown. Ich trug zwar mein Tuch über Mund und Nase und hatte meine Kapuze auf, aber er schien mich erkannt zu haben, denn er grinste mich breit an. Auch die Anderen hatten alle ihre Anzüge an und standen kampfbereit da.

"Hallo Marie.", begrüßte er mich. Seine Stimme war rau und kalt und löste eine Gänsehaut auf meinem Körper aus. "Nein warte. Da war ja was. Wie nennen sie dich jetzt? Night Phantom? Sehr eingängiger Name, finde ich.", sagte er und lehnte sich, soweit es ihm möglich war, in seinem Stuhl zurück. Für ihn schien das alles eine Art Scherz zu sein. "Ich bin nicht hier um mit dir Smalltalk zu führen.", sagte ich kalt. Brown schien meine Aussage überhaupt nicht zu interessieren, denn er ignorierte mich einfach und redete ganz entspannt weiter. "Ich hab gehört, du gehörst jetzt zu den Avengers. Schade eigentlich. Als ich dich an den guten alten Johann verkaufte, sagte er mir er hätte großes mit dir vor. Tja. Anscheinend hat es nicht ganz so geklappt. Ich hab gehört du bist ausgebüchst? Würde mich mal interessieren wie du das geschafft hast. Aber warscheinlich war es einer deiner Halbgottbrüder. Ich weiß gar nicht warum du dich mit so einem Fußvolk abgibst. Die Avengers sind nur normale Sterbliche mit irgendwelchen komischen Ticks. Deine Brüder sind Halbgötter, aber du Marie, du bist eine Göttin. In dir fließt das Blut Zeus' und Junos. Du bist eine Göttin durch und durch und trotzdem kämpfst du mit den Avengers anstatt sie zu unterwerfen." "Sie sind meine Freunde. Meine Familie. Lieber sterbe ich, als mich mit solchen Menschen wie dir abzugeben.", knurrte ich. "Jaja. Ich weiß. Das Thema hatten wir bereits. Wo ist eigentlich dieses Kind, das du so unbedingt beschützen willst?", fragte er und sah sich im Raum um. Innerhalb zwei Sekunden stand ich vor ihm und hielt ihm einen Eisdolch an die Kehle. "Komm nur auf den Gedanken und du erlebst den nächsten Morgen nicht Brown.", zischte ich.

Ich merkte eine Hand, die sich beruhigend auf meine Schulter legte. Ich blickte auf und starrte direkt in zwei wunderschöne, blaue Augen. "Er provoziert dich nur.", sagte Bucky. Ich hatte ihn anfangs gar nicht bemerkt. Auch er trug seine alte Uniform von Hydra. Nur ohne die Maske und die Brille. "Ah. Und sie sind dann der berühmte Winter Soldier. Ein Massenmörder und Auftragskiller der aller feinsten Sorte." Jetzt reichte es mir. Bevor einer der Anderen etwas unternehmen konnte, verpasste ich Brown einen kräftigen Kinnhaken. Während er und ein paar Andere mich verdutzt ansahen, konnte ich im Augenwinkel sehen, wie Nat, Wanda und Clint sich ein Lachen verkniffen. Bucky grinste mich stolz an und Tony lachte einfach laut los. Steves Blick war ernst, aber auch in seinen Augen sah ich Belustigung aufblitzen.

Dann wurde Browns Blick wütend. "Wie kannst du elendes Miststück es wagen mich auch nur anzufassen! Ich glaube du hast vergessen wer ich bin! Welche Macht ich habe! Über dich und über Amerika!", schrie er aufgebracht und zerrte an den Fesseln, welche selbstverständlich nicht nachgaben. "Ich glaube du bist im falschen Jahrhundert gelandet Brown. Du hast überhaupt keine Macht mehr. Weder über Amerika noch über mich.", entgegnete ich gelassen. Das machte Brown nur noch wütender. Für mich war das Gespräch allerdings beendet, also verließ ich den Raum.

Da das Training mit Clint vorbei war und ich keine Lust hatte mich auf mein Zimmer zu verkriechen, nahm ich die Treppe hoch aufs Dach. Meinen Anzug ließ ich an. Oben setzte ich mich an den Rand und ließ meine Beine hinabbaumeln. Von der Straße hörte ich das Hupen ungeduldiger Autofahrer und das Zwitschern der Vögel. Ein Flugzeug flog ein paar Blocks weiter durch den Himmel. Ich hörte wie sich die Tür öffnete und eine weitere Person das Dach betrat. "Was machst du hier?", fragte ich ohne mich umzudrehen. "Dir etwas Gesellschaft leisten.", kam die Antwort und fünf Sekunden später setzte sich Clint neben mich. "Bucky sollte unten bleiben um Brown etwas einzuschüchtern, also hab ich angeboten nach dir zu sehen.", sagte er, den Blick auf New York gerichtet. "Also. Wie geht's dir?" "Ganz gut. Ich finde es nur irgendwie beängstigend, dass Brown auf einmal aufgetaucht ist und dann ist da noch der Kampf gegen Hades und von den Aliens haben wir auch schon lange nichts mehr gehört. Wie gesagt. Irgendwie beängstigend.", gab ich die Antwort. Clint nickte. "Egal was passiert. Wir sind alle für dich da. Ganz besonders Bucky. Niemand von uns wird zulassen, dass dir etwas geschieht.", sagte Clint und nahm meine Hand. "Danke Clint.", murmelte ich und ließ mich von ihm in eine Umarmung ziehen.

Nach einer kurzen Verschnaufspause machte ich mich zusammen mit Clint wieder auf den Weg zu den Anderen. Brown wurde gerade abgeführt, als wir den Raum betraten. "Wir sehen uns bald wieder Marie.", sagte er grinsend und entblößte eine Reihe gelber, verfaulter Zähne. Ekelhaft. "Wo wird er hingebracht?", fragte ich Tony. "In eine Zelle bei Shield.", antwortete dieser knapp. Ich nickte und ließ mich auf einen Stuhl sinken. Mir wurde schon wieder schwindelig. Scheiß Stress! Jemand kniete sich vor mich und nahm meine Hände. Es war Bucky. Vorsichtig lehnte er seine Stirn an meine. "Alles in Ordnung Püppchen? Du bist etwas blass.", fragte er besorgt. Erst jetzt fiel mir neben dem Schwindel auch Übelkeit und Kopfschmerzen auf. "Ja. Ich glaub, ich muss mich nur kurz ausruhen.", sagte ich und wollte aufstehen. Allerdings machten meine Beine da nicht mit und so fiel ich Richtung Boden. Zum Glück stand Bucky vor mir und fing mich auf. "Danke.", flüsterte ich. Mehr kam nicht aus meinem Mund. Bucky musterte mich besorgt und hob mich dann hoch. Ich hörte noch ein "Bruce! Ich brauch dich!" von Bucky und ein "Bring sie sofort in mein Labor!" von Bruce und danach wurde mir schwarz vor Augen. Die angenehme Dunkelheit umhüllte mich und ließ meinen Körper sich federleicht fühlen. Als würde die Zeit stehenbleiben und ich wäre das einzige, sich noch bewegende, Lebewesen auf dieser Welt.

Enemies to Lovers? ~Bucky FFWhere stories live. Discover now