Kapitel 14

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Bucky

Sie war in meinen Armen eingeschlafen, bevor wir den Jet erreicht hatten. Jetzt schlief sie ganz gemütlich, während ich mit den Anderen weiter zum Jet lief. Dort angekommen, ließ ich sie auf einem der Sitze runter. Ich setzte mich neben sie und schnallte sie an. Gerade als ich aufstehen wollte, um mich auf einen anderen Platz zu setzten, kippte ihr Kopf zur Seite und landete auf meiner Schulter. Sofort versteifte ich mich und sah zu ihr runter. Ein paar Haarsträhnen waren ihr ins Gesicht gefallen. Sie wirkte entspannt. Die Lippen hatte sie leicht geöffnet. Ich wollte sie nicht wecken. Das was sie mit diesen Aliens gemacht hat war verdammt cool, aber bestimmt auch anstrengend gewesen, also blieb ich einfach sitzen und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Dabei ignorierte ich Sam, wie er mit den Augenbrauen wackelte und wie Natasha und Wanda sich einen vielsagenden Blick zuwarfen. Sollten sie doch denken was sie wollten. Ich mochte sie ganz bestimmt nicht. Und so wie sie heute vor der Mission reagiert hatte, mochte sie mich wahrscheinlich auch nicht. Und das war gut so.

Den ganzen Flug über beobachtete ich das Mädchen, das an meiner Schulter lehnte. Als wir landeten, war sie immernoch nicht wach. Vorsichtig schnallte ich Ivy ab und hob sie hoch. "Ich bring sie in ihr Bett.", sagte ich und schon war ich mit ihr im Anwesen verschwunden. Als wir gerade im Fahrstuhl nach unten fuhren, wurde sie langsam unruhig in meinen Armen. Sie drehte den Kopf hin und her. Ihre Augen zuckten unter den Lidern panisch nach rechts und links, als würde sie verfolgt werden.

In der richtigen Etage angekommen, öffnete ich die Tür zu ihrem Zimmer. Es war in einem hellen blau gehalten. Vorsichtig legte ich sie auf ihrem Bett ab und strich ihr dabei nochmal eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Langsam deckte ich sie zu. Die Schuhe hatte ich ihr ausgezogen und das Tuch hatte ich ihr schon im Jet abgenommen. Leise legte ich dieses auf ihren Nachttisch und wollte gerade zur Tür gehen, als sie anfing irgendetwas zu murmeln. Ich drehte mich zu ihr um und sah wie sie sich in ihrem Bett hin und her wälzte. "Nein. Nein. Bitte nicht! Nein! Tu ihm nicht weh! Bitte!" Tränen rannen ihr über die Wangen und ihr flüstern wurde immer lauter bis sie fast schrie. Vorsichtig wischte ich ihr die Tränen aus dem Gesicht und versuchte sie zu beruhigen. "Shhhht. Alles ist gut, Ivy. Du bist hier in Sicherheit. Ich bin bei dir. Alles ist gut." Ich wusste wie es war Albträume zu haben. Wenn man das Gefühl hatte, darin eingesperrt zu sein. Mit einem Aufschrei fuhr sie hoch und knallte dabei mit ihrem Kopf fast gegen meinen. "Shhhht. Alles gut. Du bist in Sicherheit. Dir kann hier nichts passieren.", versuchte ich sie zu beruhigen, während die Tränen nicht aufhörten über ihr Gesicht zu laufen.

Mit einem Schluchzen ließ sie sich in meine Arme fallen und umarmte mich, krallte sich an meinem Shirt fest, als wäre es ein Rettungsring auf dem Meer. Vorsichtig legte ich meinen rechten Arm um sie und strich ihr damit beruhigend über den Rücken. Den linken Arm hielt ich extra etwas von ihr weg. Ich wollte sie nicht aus Versehen verletzen. Ivy bemerkte es und legte meinen linken Arm ebenfalls auf ihren Rücken. Zuerst zögerte ich, doch als ich bemerkte, wie sehr es sie beruhigte strich ich ihr mit einer Hand weiter über den Rücken und mit der Anderen übers Haar. Um ehrlich zu sein, half mir diese Umarmung auch. Diese Nähe ohne danach fragen zu müssen. Es tat verdammt gut! Auch ich entspannte mich etwas.

So saßen wir noch eine Weile da, bis ich mich langsam von ihr löste. Mit meinem Daumen strich ich ihr die letzten Tränen aus dem Gesicht. Mit ihren haselnussbraunen Augen sah sie zu mir auf. "Du solltest noch etwas schlafen.", sagte ich und sie nickte. Ich konnte sehen, wie sehr Ivy dieser Kampf heute geschwächt hatte. Auch wenn sie es vielleicht nicht zugeben wollte. Als sie sich unter die Decke gekuschelt hatte, stand ich auf und wollte gerade das Zimmer verlassen. "Warte.", hörte ich eine leise Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah Ivy aufrecht in ihrem Bett sitzen. "Bitte geh nicht." Flehend sah sie mich an. Ich überlegte eine Weile. Es war schon ein sehr verlockendes Angebot, aber ich hatte auch Angst. Was ist wenn ich wieder einen Albtraum bekomme und sie verletze? Andererseits fühlte ich mich bei keinem Anderen so sicher und so geborgen wie bei ihr.

Während ich weiter überlegte, war sie aufgestanden und hatte mich wieder umarmt. Fast schon aus Reflex schlossen sich meine Arme um dieses zarte Wesen. "Ich brauche dich zum Einschlafen.", flüsterte sie leise und ich sah, wie sie rot wurde. Auch meine Wangen färbten sich etwas rosa. Zum Glück konnte mich grad keiner so sehen. Sie würden mich alle für einen sentimentalen Spinner halten. Sie sah zu mir auf. Wieder mit diesem flehenden Blick in den Augen. Leise seufzte ich. "In Ordnung." Vielleicht konnte ich ja gehen, sobald sie eingeschlafen war.

Ivy griff meine Hand und zog mich zum Bett. Ich zog die Schuhe aus. Für einen Moment blieb ich unschlüssig vor dem Bett stehen, wusste nicht, was ich machen sollte. Da hatte sie schon wieder meine Hand gegriffen und zog mich so in die weichen Laken. Ich legte mich auf den Rücken, als Ivy schon die Decke über uns legte. "Ich kann auch ohne Decke schlafen.", murmelte ich. "Vielleicht kannst du das, aber du wirst es nicht.", sagte sie in einem Ton, der keine Widerrede erlaubte. Ich schnaubte kurz. "Du bist ganz schön stur, weißt du das?", fragte ich. "Ich weiß.", antwortete sie leise und kuschelte sich an meinen Körper. Kurz war ich überrascht. Ich sah auf sie herunter. Ihr Kopf lag auf meiner Brust. Mit ihrer linken Hand hielt sie meine rechte fest. Meinen linken Arm hatte ich unter meinen Kopf gelegt, wollte sie nicht verletzen. Da zog sie plötzlich ihre Hand aus meiner, schnappte sich meinen Metallarm, legte ihn um sich und legte ihre Hand wieder in meine. So lagen wir da eng umschlungen und genossen die Anwesenheit des jeweils Anderen. Als sie meinen Arm um sich gelegt hatte, war meine Angst sie zu verletzten sofort verflogen. Warum? In diesem Moment wurde mir klar, dass ich Ivy niemals verletzen könnte. Ich würde sie um jeden Preis beschützen.

Flashback im Jet

"Du magst sie oder?", fragte Steve. "Ich weiß nicht wovon du redest?", entgegnete ich. Ich und jemanden mögen? Auf keinen Fall! Das konnte ich nicht zu lassen. Ich verletzte alle in meinem Umfeld nur immer und das konnte ich ihr gewiss nicht antun. "Natürlich weißt du das." Natürlich wusste ich es. Ich wollte es mir nur nicht eingestehen, dass ich wirklich so fühlen könnte. Jedenfalls nicht seit Hydra."Ich mag sie nicht. Sie ist nervig und stur, was sie wiederum noch nerviger macht." "Außerdem ist sie eine Prinzessin und ich bin der Winter Soldier. Ein kaltblütiger Mörder. Ich verdiene niemanden.", fügte ich mehr zu mir selbst hinzu. Steve hörte es jedoch. "Du verdienst jeden, der dich glücklich macht, Buck! Du warst der Winter Soldier. Alles was du getan hast, dazu hat dich Hydra gezwungen und ich weiß, dass sie es genauso sieht. Sie ist ein guter Mensch. Sie verurteilt dich nicht deswegen." "Ich will ihr nur nicht weh tun." Mein bester Freund seufzte. "Ich verstehe dich ja Bucky. Das tue ich wirklich, aber wie willst je deine Angst überwinden, wenn du niemandem die Chance gibst dir zu helfen. Genauso wie ich will sie dir nur helfen. Ich sehe dich doch, Mann. Wie du guckst, wenn du denkst niemand schaut hin und wie du deine Wut, deine Frust am Boxsack auslässt. Außerdem hättest du sehen sollen, wie schrecklich es Ivy ging, als sie dich an Hydra erinnert hat. Ich verstehe deine Angst aber lass dir helfen. Du brauchst die Hilfe wirklich." "Ich versuche es.", murmelte ich. "Aber bist du dir mit ihr sicher?" "Ja. Ganz sicher. Ich sehe doch, wie sie dich ansieht. Wie ihr euch gegenseitig anseht. Denk einfach mal drüber nach." Nachdenklich nickte ich. Steve drückte nocheinmal kurz meine Schulter und ging dann zu Sam. Ich blickte auf das schlafende Mädchen in dem Sitz neben mir runter. Sie war wirklich wunderschön. Ob Steve recht hatte? Mochte ich sie wirklich? Und wenn ja, würde sie meine Gefühle erwidern?

'Ob Steve Recht hat? Mag ich Ivy? Und vorallem mag sie mich?' Mit diesen Gedanken driftete ich langsam in einen ruhigen, aber traumlosen Schlaf.

Enemies to Lovers? ~Bucky FFWhere stories live. Discover now