Kapitel 54

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Ivy

"Ivy?", flüsterte er leise.

Erschrocken riss ich die Augen auf. Hatte er gerade wirklich meinen Namen gesagt? Ja! Ja das hatte er! Ein riesiges Lächeln erschien auf meinem Gesicht und schnell nickte ich. Er konnte sich an meinen Namen erinnern! "Ja. Ja, das ist mein Name. Ich bin Ivy.", antwortete ich in schnellem Tempo. "Weißt du auch wer du bist?", fragte ich dann etwas vorsichtiger. Kurz hatte ich die Hoffnung, er hätte sich an alles erinnert, aber Bucky schüttelte seinen Kopf. Aber die Enttäuschung blieb nicht lange, als mir wieder einfiel, dass er sich an meinen Namen erinnerte. Schließlich war das schon ein riesen Fortschritt.

"Soll ich dir helfen? Also beim erinnern?", fragte ich dann, immernoch vorsichtig. Ich sah wie er überlegte. So wie ich Bucky kannte, dachte er darüber nach, ob er mir vertrauen konnte. Zu meiner Freude nickte er, wenn auch etwas zögerlich. Ich versuchte mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen. "Ok, setz dich.", sagte ich stattdessen und er setzte sich neben mich auf die Matratze.

"Ok. Hiermit verspreche ich dir hoch und heilig, dass ich dich nicht anlügen werde und nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit sagen werde.", verkündete ich mit feierlicher Stimme. Eine Hand legte ich auf meine Brust, die Andere hielt ich nach oben. Für den Bruchteil einer Sekunde zuckten seine Mundwinkel kurz nach oben. Innerlich freute ich mich gerade wie ein kleines Kind. "Also. Was willst du wissen?", fragte ich. "Wie heiße ich?", fragte er sofort. "Du bist James Buchanan Barnes aber alle nennen dich Bucky, weil du den Namen James nicht magst und dein zweiter Vorname war dir zu lange. Also hat Steve sich einen Spitznamen für dich ausgedacht. Seitdem heißt du Bucky.", erklärte ich langsam und mit ruhiger Stimme. Ich wusste, all das war jetzt bestimmt viel für ihn. Er nickte und blickte nachdenklich auf den Boden um die Informationen zu verarbeiten. "Ist Steve der blonde Mann von dem Anruf?", fragte er als nächstes. Langsam nickte ich. "Ja das war Steve. Weißt du wer Steve ist?" "Ja. Er ist Captain America.", sagte er. Ich nickte. "Das stimmt. Aber weißt du auch wer Steve für dich ist?", stellte ich die Frage. Diesmal nahm er sich mehr Zeit zum Überlegen und ich gab ihm die Zeit. "Steve Rogers. Er hat mich befreit als die 107te gefangen genommen wurde.", sagte er und wieder nickte ich. "Er war mein bester Freund.", fügte er hinzu und ich hörte tatsächlich etwas Trauer aus seiner Stimme heraus. "Das stimmt nicht. Steve ist immernoch dein bester Freund. Und ich wette, dass er gerade alles dafür tut um dich zu finden.", sagte ich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Kurz zuckte er zusammen, aber ließ die Berührung am Ende zu. Dann vergrub er plötzlich das Gesicht in seinen Händen. "Hey. Ist alles gut?", fragte ich vorsichtig. Als er wieder aufsah, sah ich ein paar Tränen in seinen Augen glitzern. Ohne darüber nachzudenken, umarmte ich ihn. Anstatt sich jedoch zu wehren, ließ er es zu und schlang seine starken Arme um mich. "Ich bin ein Monster.", flüsterte er gegen meinen Hals. Schnell löste ich mich von ihm und nahm sein Gesicht in meine Hände. In seinen Augen lag so viel Schmerz und Reue, soviel Hass gegenüber sich selbst, soviel Trauer und Leid, dass es mir das Herz brach. Während ich sprach rollte auch mir die ein oder andere Träne über die Wange.

"Hör mir zu. Du bist kein Monster. Der Winter Soldier ist eines. Und jetzt sag nicht, dass du der Winter Soldier bist. Nein! Ihr seid zwei völlig verschiedene Personen. Der Winter Soldier ist grausam und unberechenbar. Du aber bist Bucky. Du bist Captain Americas bester Freund. Du bist Teil der Avengers und sie sind ein Teil von dir, denn sie sind deine Familie. Wir sind deine Familie. Ich habe gesagt ich werde dich nicht anlügen und das werde ich auch nicht. Deshalb sage ich das jetzt. Ich liebe dich. Mir ist egal wer du bist. Ob der Winter Soldier, James Buchanan Barnes oder einfach nur Bucky Barnes. Ich liebe dich und das werde ich auch immer. Und weißt du warum? Weil ich mich nicht in Bucky oder den Winter Soldier verliebt habe, sondern in dich. So wie du bist. Und du bist ein ehrlicher, liebenswürdiger, gutaussehender Mann, der mehr Leid als jeder andere den ich kenne durchmachen musste. Niemanden könnte ich so etwas antun. Und so ein Schmerz hinterlässt Spuren; Narben. Man kann Narben nicht einfach wegwischen, aber man kann sie akzeptieren. Lernen mit ihnen zu leben, anstatt zu versuchen es ohne sie zu machen. Jeder Mensch hat Narben. Du, ich, Steve, jeder hier in dieser Basis. Es gibt aber einen Unterschied zwischen mit seinen Narben zu leben und wirklich mit seinen Narben zu leben. Lass dich von deiner Vergangenheit nicht einholen, egal wir oft sie versucht dich für sich zu gewinnen. Du bist besser. Du hast aus deinen Fehlern gelernt. Der Mann den ich kenne und liebe würde niemals mit Absicht einen unschuldigen Menschen verletzen und ich weiß, dass es dir genauso geht." Etwas außer Atem sah ich zu Bucky und wartete gespannt auf seine Reaktion. Ich hatte vieles erwartet, vielleicht, dass er einfach rausgeht oder mich anschreit und mir vorwarf zu lügen, aber nicht mit dieser Reaktion.

Bucky zog mich nämlich einfach zu sich ran und drückte seine Lippen auf meine. Als der Schockmoment überwunden war, schloss ich die Augen und erwiderte den Kuss. Unsere Lippen bewegten sich synchron. Diese Lippen erkannte ich überall. Das war mein Bucky. Als wir uns lösten, sah ich Bucky vorsichtig an. "Bucky?", fragte ich vorsichtig. Er nickte. "Ja, ich bins." Trotzdem war ich lieber vorsichtig. "Nenn mir etwas was nur der echte Bucky weiß." Er überlegte nicht lange, sondern antwortete sofort. "Du hast bis zu unserem Date auf dem Jahrmarkt noch nie Zuckerwatte gegessen. Außerdem hast du den Anderen des Teams verschwiegen, dass deine Mutter in Asgard gestorben ist." Tränen rannen über meine Wangen. Stürmisch umarmte ich Bucky. "Du bist wieder da. Ich hab dich zurück.", flüsterte ich leise. Sanft streichelte er mir über den Rücken. "Ja ich bin zurück und ich lasse dich nie wieder allein.", flüsterte er.

Plötzlich ertönten Schüsse von draußen. Schnell standen wir auf. "Vielleicht sind des die Anderen.", sagte ich vorsichtig. "Komm mit.", sagte Bucky und zog mich an der Hand aus dem Raum raus.

Enemies to Lovers? ~Bucky FFWhere stories live. Discover now