Kapitel 22

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Bucky

Ich lief durch den kalten, grauen Flur. Die Wände waren aus massiven Stein und es gab keine Fenster. Verwirrt sah ich mich um. Das war nicht der Tower. Weder mein Zimmer, noch irgendein anderer Raum und ich war mir sicher Stark hatte keinen Keller, der so aussieht. Wo war ich hier bloß? Mir kam alles so bekannt und doch so fremd vor. Da fiel es mir ein. Das war die Hydrabasis in der sie mich viele Stunden gequält hatten. Aber wie kam ich hierher?
Langsam ging ich den dunklen Gang entlang. Nur ein paar Neonröhren an der Decke spendeten etwas Licht. Es war niemand zu sehen. Als ob ich hier unten ganz allein wäre. Das war ungewöhnlich.
Plötzlich ertönten laute Schritte. Ich drehte mich um. Als ich sah wer um die Ecke kam, wurde mir schlecht. Vor mir stand ein Soldat. Aber kein gewöhnlicher.  Ich kannte ihn. Er war die erste Person, die ich umgebracht hatte. Sie wollten testen ob ich bereit wäre meine eigenen Leute zu ermorden, wenn sie Hydra hintergehen.
"Folge mir Soldat.", sagte der Hydraagent. Ohne, dass ich etwas dagegen machen konnte, folgte ich ihm. Es war, als wäre ich nicht mehr Herr über meinen Körper. Als wir an einer gläsernen Tür vorbeiliefen, konnte ich einen kurzen Blick auf mein Spiegelbild werfen. Nein! Das konnte nicht sein! Das Blut gefror in meinen Adern. Ich hatte wieder meine Winter Soldier-Uniform an und auch meine Haare gingen mir wieder bis zu den Schultern. Aber das schlimmste war diese ausdruckslose, kalte Miene mit der mein Spiegelbild mich ansah. Panik breitete sich in mir aus. Hatten sie mich wieder geschnappt? War ich wieder ihre willenslose Killermaschine? Nein. Noch nicht. Bis jetzt konnte ich mich noch an Steve und die Anderen erinnern. Auch an Ivy. Ivy! Wir waren zusammen auf dem Dach! Hatten sie sie auch geschnappt? Was wenn sie ihr schon eine Gehirnwäsche verpasst hatten? Würde sie sich an mich erinnern? Nein! Das war nicht real! Es konnte nicht real sein! Der Typ war tot. Ich hatte ihn selbst umgebracht.
Der Hydraagent brachte mich in einen hellbeleuchteten Raum. Er war moderner als die anderen Räume. Ich kannte diesen Raum. Hier hatten sie mir meine Gehirnwäschen verpasst. Hier hatte ich minutenlang geschrien ohne dass es jemanden auch nur annähernd interessiert hatte. Und da stand er. Wie das größte Arschloch stand er da und grinste mich blöd an. "Schön dich wiederzusehen Winter Soldier." "Ich wünschte ich könnte dasselbe behaupten.", entgegnete ich kühl. "Und nur zu deiner Information. Ich bin nicht mehr der Winter Soldier." Dieses Schwein grinste nur weiter. "Sei doch nicht so undankbar. Ich habe dich erschaffen. Mit ein paar unwichtigen anderen Leuten." "Sie sind ein Arschloch, Pierce." Alexander Pierce, der ranghöchste Hydraagent und Undercoveragent bei Shield und das größte Arschloch das die Menschheit jemals gesehen hatte, grinste mich weiter so blöd an. Wie gerne hätte ich ihm diese Grinsen aus dem Gesicht geprügelt. "Ich habe einen neuen Auftrag für dich Soldat." Denkt dieser Mistkerl wirklich, dass ich ihm helfen werde? "Warum sollte ich dir helfen?", sprach ich meinen Gedanken aus. "Weil wir ansonsten deiner kleinen Freundin wehtun werden." Verwirrt sah ich ihn an. Ich hatte keine Freundin. Wen meinte dieses Schwein? "Bringt sie rein!", rief er nun den Wachen zu. Im nächsten Moment fühlte es sich an, als würde die ganze Welt stehen bleiben. Von zwei Agenten wurde eine völlig verängstigte Ivy in den Raum gebracht. Ihre Haare fielen ihr in fettigen Strähnen über den Rücken. Ihr ganzer Körper war mit Dreck bedeckt und ihre Sachen waren zerrissen. Unter dem T-Shirt, dass sie trug, sah man deutlich ihre Rippen. Ihre Augen hatten ihren sonst so wunderschönen Glanz verloren. Jetzt huschten sie aufmerksam durch den ganzen Raum. Als sie mich sah, weiteten sich ihre Augen. "Bucky?", flüsterte sie. Es war nicht mehr als ein Hauchen, aber ich verstand es. Ihre Stimme klang rau, als hätte sie seit Wochen nicht geredet. "Lasst sie gehen! Lasst sie in Ruhe! Sie bedeutet mir nichts.", versuchte ich es, doch Pierce schüttelte nur den Kopf. "Verkauf mich ja nicht für dumm. Meine Agenten haben euch gesehen wie ihr zusammen auf dem Dach saßt und auch wie du sie ansiehst." Mein ganzer Körper spannte sich an. "Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, zerreiße ich dich in so viele Stücke, dass kein Mensch der Welt es vermag, dich wieder zusammenzusetzen.", knurrte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Dieser Dreckssack grinste mich nur wieder an. "Keine Sorge. Ich werde ihr nichts tun. Aber meine Agenten sind da vielleicht anderer Meinung. Fangt an!" , sagte er und machte bei seinem letzten Satz eine Handbewegung in Richtung der Agenten, die Ivy festhielten. Sie versuchte sich zu wehren, aber die Männer waren stärker als sie. Jetzt setzten sie Ivy auf einen Stuhl. Ich wusste nur zu gut, was das für ein Stuhl war. "Du Mistkerl! Du Arschloch! Lass sie verdammt nochmal gehen! Hörst du?! Lass! Sie! Gehen! Sie mich gefälligst an wenn ich mit dir rede du Schwein! Mach mit mir was du willst, aber lass Ivy gehen!" Doch all mein Geschrei brachte nichts, außer einen schönen Tritt in den Magen von dem Agent links von mir. Mittlerweile hatte man Ivy an den Stuhl gefesselt. Ich konnte nichts weiter tun, als zu zusehen, während die letzten Metallfesseln geschlossen wurden. Bevor man ihr jedoch das Mundstück in den Mund schob sah sie mich traurig an. "Ich bin für immer bei dir Buck.", sagte sie leise. Ich war den Tränen nahe, aber für Ivy blieb ich stark. Ich sah wie das kühle Metall sich um ihren Kopf schloss. Als nächstes nahm ich nur noch ihre Schreie war. Ich versuchte mich von den Wachen loszureißen um sie zu befreien, doch sie verpassten mir ein Beruhigungsmittel. Jetzt lag ich, unfähig mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, auf dem Boden und lauschte Ivys Schreien. Die Augen hatte ich geschlossen. So wollte ich sie nicht sehen. Ihre Schreie reichten aus. Sie hatten es geschafft. Sie hatten mich gebrochen, denn wenn Ivy hierblieb, dann blieb ich ebenfalls hier. Gehirnwäsche oder nicht. Auch als die Schreie verstummten, wollte ich meine Augen noch nicht öffnen. Zu viel Angst hatte ich vor dem, was mich erwartete. Plötzlich rüttelte mich jemand an der Schulter. "Buck. Bucky. Bucky! Wach verdammt nochmal auf!" Als nächstes spürte ich einen stechenden Schmerz in meiner Wange.

Enemies to Lovers? ~Bucky FFWhere stories live. Discover now