Kapitel 27

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Ivy

Ich blickte auf den schlafenden Bucky auf meinem Schoß hinunter. Er tat mir leid. Nach all diesen Jahren quälten ihn immernoch Albträume. Ich wusste, er ging regelmäßig zur Therapie. Das gehörte zu seinen Bewährungsauflagen. Trotzdem hatte er niemanden zum Reden. Er hatte mir mal von der Therapeutin mit ihrem Notizbuch erzählt und ganz ehrlich? Bei dem was ich gehört hatte, konnte ich nachvollziehen warum er nicht mit ihr redete. Mir blieb also nichts anderes übrig als für ihn dazusein. Plötzlich regte sich auf meinem Schoß was. Bucky hatte sich im Schlaf gedreht und nun fielen ihm ein paar Haarsträhnen ins Gesicht. Vorsichtig strich ich sie ihm hinters Ohr. Während Bucky schlief, las ich noch etwas. Das Buch war wirklich gut. Doch nach einer Weile wurden auch meine Augen immer schwerer. Ich ließ die Flamme im Kamin mit Hilfe meiner Kräfte kleiner werden und angelte mir, ohne Bucky aufzuwecken, eine Decke von einem der Sessel. Vorsichtig legte ich sie über Bucky, welcher sie sofort enger um sich schlung. Ich schmunzelte leicht, ehe mein Kopf nach hinten fiel und ich ebenfalls in einen ruhigen Schlaf abdriftete. Das letzte was ich mitbekam, war wie jemand nach meiner Hand griff. Danach überfiel mich ein traumloser Schlaf.

Als ich aufwachte, schlief Bucky noch. Sein Kopf lag noch auf meinem Schoß. Ich wollte gerade ganz vorsichtig aufstehen, um ihn nicht zu wecken, da bemerkte ich wie etwas meine Hand festhielt. Ich blickte an meinem Arm runter und sah, dass Bucky meine Hand in seiner rechten Hand hielt. Seine linke Hand hatte er beschützerisch über unsere Hände gelegt. Bei diesem Anblick musste ich lächeln. Während ich wartete, dass Bucky aufwachte, dachte ich nach. Hatten Nat und Wanda vielleicht Recht? Hatte ich vielleicht doch Gefühle für Bucky? Aber er war mein bester Freund und ich wollte unsere Freundschaft auf keinen Fall zerstören. Ich mochte ihn wirklich und ich fühlte mich in seiner Gegenwart anders. Sicherer und irgendwie besser. Es ging mir gut, wenn er da war. Auch wenn ich nur einen Tag in Asgard war, hatte ich ihn sehr vermisst. Außerdem war Bucky der einzige im Team, außer natürlich Thor und Loki, dem ich den Tod meiner Mutter anvertraut hatte. Nicht weil ich den Anderen nicht vertraute! Ich war einfach noch nicht bereit dazu. Schließlich war alles erst vorgestern passiert. Trotzdem hatte ich es Bucky erzählt. Warum? 'Weil ich ihm mehr vertraue als jedem Anderen. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen, weil ich weiß, dass er mich beschützt!', beantwortete ich meine Frage in Gedanken selber.

"Willst du mich noch lange anstarren?" Erschrocken blinzelte ich und bemerkte erst jetzt, dass Bucky wach war. Ich musste ihn beim Nachdenken die ganze Zeit angestarrt haben. " 'Tschuldige.", murmelte ich. Bucky lächelte. Jetzt sah er auf unsere Hände. Vorher schien er es nicht bemerkt zu haben. Ich könnte schwören nur für einen kurzen Moment wurde sein Lächeln breiter ehe er wieder mich ansah. Langsam stand er auf und automatisch lösten sich unsere Hände. Jetzt saß er neben mir. Unsere Gesichter trennten nur wenige Zentimeter und sofort musste ich an die Nacht auf dem Tower zurückdenken. Und wie in dieser Nacht schien ich mich in diesen wunderschönen, blauen Augen zu verlieren. Wir sahen uns eine ganze Weile einfach nur an. Ich konnte nicht anders und sah für einen Bruchteil einer Sekunde auf seine Lippen, welche er leicht geöffnet hatte. Doch schnell fand mein Blick wieder den von Bucky. Langsam. Ganz langsam, kamen sich unsere Gesichter immer näher.

Genau in diesem Moment ertönte ein lauter Alarm. Erschrocken fuhren wir auseinander und der Moment war vorbei. Ein wenig Enttäuschung machte sich in mir breit, doch sie verschwand sofort als Jarvis Stimme ertönte. "Mr Stark bittet alle in den Meetingraum. Es gibt einen neuen Angriff." Sofort liefen Bucky und ich nebeneinander los. Wir rannten zum Meetingraum, wo die Anderen bereits alle auf uns warteten. Als auch Bucky und ich da waren, begann Tony sofort zu reden. "Es gibt einen neuen Angriff der Aliens in der Nähe der Brooklyn Bridge. Wir müssen sie aufhalten. Es befinden sich immernoch Zivilisten auf der Brücke." "Wie kamen sie dort hin?", fragte Steve. "Durch ein Portal.", ertönte plötzlich eine Stimme und ein Mann mit einem roten Umhang und schwarzen Haaren kam durch so eine Art Portal geschwebt. "Das ist Steven Strange.", flüsterte mir Bucky zu. Ich nickte nur. "Woher weißt du das Strange?", fragte Nat. "Ich habe es gespürt. Außerdem bewachen Wong und ich die Magie in New York und von der Brooklyn Bridge ging eine große Menge von Magie aus, die nur von entweder einem großen oder vielen kleinen Portalen kommen kann.", erklärte dieser Strange. "Ok. Wir teilen uns in zwei Teams auf. Peter, Vision, Sam und Clint, ihr bringt die Zivilisten in Sicherheit. Steve, Barnes, Natasha, Wanda und Bruce bekämpfen diese Aliens. Strange, du und ich kümmern uns um die Portale.", erklärte Tony den Plan. "Und ich?!", fragte ich empört. Er überlegte doch nicht ernsthaft mich einfach hier zulassen. "Du bleibst hier." Er hatte es wirklich gesagt! "Tony. Wenn ihr da draußen gegen Aliens kämpft, dann bleibe ich ganz sicher nicht hier im Tower. Das ist als ob du einem Bücherwurm eine komplette Bibliothek schenkst und ihm dann sagst er dürfe aber niemals ein Buch davon anfassen, geschweige denn lesen." Ich konnte doch nicht hierbleiben. "Ivy. Diese Dinger sind hinter dir her. Wenn die dich kriegen, dann könnten die sonst was mit dir machen! Außerdem würde ich mich dann verantwortlich fühlen!" Bei jedem Wort wurde Tony lauter. "Ich weiß das sehr zu schätzen Tony. Wirklich. Aber ich kann und ich werde nicht einfach hierbleiben während ihr da draußen kämpft." Mit diesen Worten verließ ich den Meetingraum und ging in mein Zimmer um mich umzuziehen.

Als ich gerade fertig war, klopfte es an der Tür. "Herein!", rief ich, während ich meine Haare zu einem Zopf flocht. Bucky kam rein und stellte sich neben mich. "Tony ist nicht sehr erfreut, dass du mitkommst." Ich seufzte. "Ich weiß ihr macht euch alle nur Sorgen, aber ich kann auf mich aufpassen. Wenn du nur hier bist, um mich zu überreden nicht zu gehen, dann kannst du wieder abhauen.", erklärte ich die Lage. Anstatt zugehen, kam Bucky noch ein Stück näher zu mir und flocht meine Haare zu Ende. Als er fertig war, sah er mich eindringlich an. "Pass bitte auf dich auf.", sagte er und ich erkannte eine kleine Sorgenfalte zwischen seinen Augenbrauen. "Mach ich.", versprach ich. "Und du passt bitte auch auf dich auf." Diesmal antwortete Bucky mit "Versprochen." Plötzlich griff er sich an den Hals, nahm seine Dog Tags ab und hielt sie mir hin. Überrascht sah ich ihn an. "Nimm sie.", sagte er und legte sie in meine Hand. "Bucky. Das geht nicht. Die gehören dir. Du kannst sie mir nicht einfach geben." Ich wollte sie ihm wieder zurückgeben, aber Bucky hielt mich davon ab. "Ich möchte, dass du sie bekommst.", sagte er. Zögerlich nickte ich und er nahm mir die Kette aus der Hand, um sie mir unzulegen. Ich nahm die Anhänger in die Hand und betrachtete sie. "Irgendwann geb ich sie dir zurück.", sagte ich leise. Bucky lachte nur. Schnell versteckte ich die Kette unter meinem Anzug und zog mir die Kapuze über. Danach liefen Bucky und ich zusammen aufs Dach wo der Quinjet schon bereit stand. Wir stiegen ein und schon ging es los. Auf in den Kampf!

Enemies to Lovers? ~Bucky FFWhere stories live. Discover now