Kapitel 32: Geständnis

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Emma's Sicht:
Ich atmete tief ein und aus, um mich zu beruhigen. Langsam wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und straffte mich. Ich musste jetzt stark sein, für Xen.
Wir würden das irgendwie hinbekommen, so wie wir alles hinbekamen.
Wie ein Mantra wiederholte ich die Sätze „Alles wird gut, alles wird gut" in meinem Kopf, um mich selbst davon zu überzeugen. Mein Kopf ratterte, es musste eine Geschichte geben, die Xen in ein ordentliches Licht rückte, natürlich nur für die Augen der Polizisten, denn würden sie endlich mal irgendetwas verstehen, wäre das gar nicht mehr nötig.
Ich seufzte, diese ganze Situation war so verdammt beschissen, aber ich ermahnte mich nicht wieder loszuheulen, diesmal würde ich stark bleiben.
Ich ging die ganze Geschichte durch:
Von Xen
Von meinem Vater
Von seinem Feind
Von Xen's Rettung
Da leuchtete es mir ein: es war ganz einfach! Ich wurde von meinem Vater entführt, seinem Feind und dann von Xen gerettet. Er hatte nichts schlimmes getan und mich aufgenommen. So würden auch endlich die Polizisten verstehen, das Xen ein Held war!
Aber wie konnte ich ihm das erzählen, ohne das es jemand mitbekam?
Genau: überhaupt nicht.
Aber hey, wir mussten uns vertrauen, so wie wir es immer getan hatten. Ich musste hoffen.
Plötzlich wurde ich von der Seite gepackt und aus dem Auto geschliffen, kurze Zeit später stand ich im Gang eines Polizeireviers. Verkrampft hielt mich ein Polizist fest, er hatte sich noch mindestens 5-mal versichert, das meine Handschellen auch wirklich fest waren. Es war jener, auf den ich die Pistole gerichtete hatte und ich konnte nichts dagegen tun, dass mir die Erinnerung an sein von Todesangst erfülltem Gesicht ein Grinsen entlockte. Auch jetzt spiegelte sich Angst in seinen Augen wieder, die sich nur noch verstärkte, als er mein Grinsen sah. Schon lustig, das sie mir erst zuhörten, wenn sie in Gefahr waren.
Ein anderer Polizist kam vorbei und blickte auf mich hinab.
„Dein komischer Freund da", er zeigte auf eine verschlossene Tür, Wut brodelte in mir auf, weil es offensichtlich war, dass er Xen meinte.
"wollte mit einem Anwalt reden, bevor er seine Aussage macht. Gleich könnt ihr unabhängig eine Aussage voneinander machen."
Jene Tür, auf die er gezeigt hatte, öffnete sich und Xen trat aus. Eine Stimme von innen rief
"Sind sie sicher-", doch seine Stimme wurde von der schalldichten Tür unterbrochen, die Xen lässig zugetreten hatte. Sofort versammelten sich Polizisten um ihn. Langsam blickte er sich um und unsere Blicke trafen sich, ich schaute ihm bedeutungsvoll in die Augen und hoffte einfach, das er genau meine Geschichte erzählte. Es musste einfach klappen. Langsam wurden wir in gegenüberliegende Räume geleitet.
Ich setzte mich auf den kalten Stuhl und schaute meinen gegenüber entschlossen in die Augen.
„Ist es in Ordnung, wenn ich das Gespräch aufzeichne?"
„Ja."
„Wurden sie von Xenophilous entführt?"
"Nein, also Ja, aber gerettet."
"Könnten sie das etwas mehr ausführen..?" Da war der Blick der mich für verrückt erklärte. Ein zweifelnder Blick, die Augenbrauen hochgezogen und nur darauf wartend, das ich bestätigte was Xen für ein Psychopath war.
"Nun ja, mein Vater, meine Mutter hat mir immer erzählt er hätte uns verlassen, aber das war falsch. Er ist irgendein Krimineller und meine Mutter hat mich lange Zeit vor ihm versteckt. Er hat mich entführt."
Ich machte eine, fand ich, ziemlich überzeugende Kunstpause und erzählte weiter.
„Er wollte mich auf seine Art erziehen, er- er hat mich geschlagen.", Tränen rollten mir die Wangen hinunter, als ich daran zurück dachte, worüber ich fast glücklich war. Für Xen würde ich noch 1000 mal an die schlimmsten Ereignisse zurückdenken und solange weinen, bis alle Flüssigkeit aus meinem Körper gedrungen ist.
„Mein Vater hatte von jemandem die Frau getötet. *schluchz *schluchz mit dem ungeborenen Sohn darin. *schluchz Dieser freund *schluchz * schluchz wollte Rache an mir üben und hat mich gefoltert, *schluchz *schluchz er wollte mich umbringen", ich begann noch lauter zu weinen.
„Als mein Vater kam, haben sie gekämpft mit Pistolen, sie müssen wissen, beide haben ganz viele Männer zur Verfügung.
Da lagen ganz viele Leichen!.
E-es war schrecklich!", wieder nahm ich mir Zeit zu weinen, bis ich fortfuhr. Mich durchzog eine Gänsehaut, doch weil ich wusste, das ich das alles nur für Xen nochmal durchlebe, stimmte es mich auch glücklich. Denn Xen hatte mich gerettet, vor meinem grauenvollen Schicksal.
„Dann kam Xen, hat mich gepackt und ist weggelaufen, während die sich noch einen Kampf geliefert haben. Danach sind mir die Augen zugefallen, ich weiß nicht was dann passiert ist. Nur das ich bei Xen aufwachte und er sich ganz liebevoll um mich kümmerte. Ich weiß nicht, warum sie denken er könnte gefährlich sein. Er ist der tollste, wundervollste Mensch den ich kenne." 
„Ok ok... sehr interessant.", er durchbohrte mich mit einem prüfenden Blick und fuhr dann fort.
„Wie können sie sich die Waffe, die sich in Xenophillius Hosentasche befand, erklären?"
„Als Verteidigung gegen meinen Vater."
„Wieso hat er nicht die Polizei kontaktiert, als er das mit ihrem Vater erfahren hat und woher kanntet ihr euch überhaupt?"
Langsam wurde ich wirklich nervös, diese ganzen Fragen waren viel zu viel! Zu viele Details!
„Wir kannten uns gar nicht, ich weiß nicht was seine Gründe waren, nur das er in guten Absichten handelte."
Langsam fiel mir auf wie weit hergeholt meine Geschichte wirkte. Aber jetzt gab es kein zurück mehr!
„Können sie den Standpunkt des Quartiers von ihrem Vater und seinem Feind festmachen?"
Japp, ich war mir sicher er dachte ich halluziniere und diese Leute gab es nicht, aber hätte er mir ordentlich zugehört und wäre nicht so ein dummer Hohlkopf, wäre es ihm aufgefallen:
„Ich habe geschlafen!", wiederholte ich mich ungehalten.
„Wie konnten sie in so einer schrecklichen Situation schlafen? Wo war die Vertrauensbasis zwischen ihnen und diesem Xenophilius, die es ihnen ermöglichte sich so sicher zu fühlen?"
„Man keine Ahnung! Woher soll ich das wissen?! Ich wurde Tage lang gefoltert und psychischen Stress ausgesetzt und ich habe kein Essen bekommen und habe nicht geschlafen, also was denken sie, wie es mir ging?! Ich hätte wahrscheinlich überall schlafen können verdammt!" mittlerweile war ich aufgesprungen und schrie den Polizisten vor Wut kochend an. Mein ganzer Körper bebte. Dieser Hass, den ich auf diesen Polizisten hatte, war unglaublich.
„Beruhigen sie sich bitte."
Genau wie bei meinem ersten Tag bei Xen atmete ich tief ein und aus um mich nicht provozieren zu lassen. Ich senkte meine Stimme und nahm wieder Platz.
„Tut mir leid, diese traumatischen Erinnerungen haben mich etwas aus der Fassung gebracht.", auch wenn das völlig untertrieben war, reichte es ihm erstmal als Erklärung. Ich durfte das hier einfach nicht vermasseln und dafür musste ich meine Emotionen unter Kontrolle haben!
„Woher hatte Xenophilius das Geld für ein derartig riesiges Haus?"
„Keine Ahnung.", antwortete ich ehrlich. „Wir hatten nie darüber gesprochen."
„Das reicht für heute." Nervosität machte sich in mir breit und ich begann zu zittern. Die Angst etwas falsches gesagt zu haben, wich der Wut auf diese untalentierten Polizisten.
Der Polizist stand auf, beendete die Aufnahme und führte mich hinaus, wo auch Xen auf mich wartete.
Voller Liebe schaute er mich an, was ich nur zurückgeben konnte. Er formte die Worte ich liebe dich mit seinem Mund und Tausende von Schmetterlingen tobten munter in meinem Bauch herum.
Doch so schnell dieser wunderbare Moment gekommen war, war er auch wieder vorbei. Xen wurde weitergezogen und viel zu schnell verschwand er aus meinem Blickfeld.
„Wo bringen die ihn hin?", fragte ich verunsichert.
„Untersuchungshaft.", antwortete einer der Polizisten knapp.
Plötzlich öffnete sich die Tür der Polizeistation und Jan, Henry und Leon traten ein. Mein Herz setzte einen Schlag aus und voller Entsetzen starte ich die drei an. Sie würden alles zerstören, sie kannten die wahre Geschichte. Das konnte ich nicht zulassen!
„Neeeeeeeiiin!", wollte ich schreien doch meinem Mund entfloh nur ein leises hauchen, welches vom eiskalten Wind davongetragen wurde.

Blue eyes - looking into my soulWhere stories live. Discover now