Kapitel 26: Schmerz

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Öfter mit Musik? Kann sie auch beim bearbeiten einfügen hehe

Sein Gesicht hellte sich auf. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er lachte aus vollem Halse. Oder weinte er? Irgendwie tat er beides, während er mich in eine Umarmung zog. Ich war völlig überfordert. Er weinte gerade nur weil ich ihm verziehen hatte? Woah. Da realisierte ich etwas:
Dieser Typ vor mir, würde alles tun um meine Aufmerksamkeit zu bekommen, er würde immer wieder angekrochen kommen und alles dafür tun, das ich ihm verzieh. Ich hatte ihn in der Hand. Ich hatte mehr Macht über ihn, als er sich eingestehen wollte. Er hatte mich etwas zu fest umschlungen und ich hatte das Gefühl meine Luft wurde knapp.
„Wenn du mich nicht erdrückst, hast du mich noch ein bisschen länger" , erinnerte ich ihn.

Daraufhin lies er sofort von mir ab.
„Tschuldigung."
Ich konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. Also lehnte ich mich einfach an ihn und schloss die Augen. Er
legte er nun wieder seine Arme um mich. Man hörte nur noch Unseren gleichmäßigen Atem.

Als ich an morgen aufwachte, lag ich alleine in meinem Bett. Seufzend richtete ich mich auf und beschloss mal wieder duschen zu gehen. Danach ging ich wegen meinem knurrenden Magen in die Küche. Dort sah ich etwas auf dem Küchentisch liegen. Es war ein Zettel. Voller Neugier schnappte ich mir ihn und erkannte die schönsten Buchtaben auf diesem Planeten. Woah wie konnte man nur so schön schreiben?

Hey Em,
ich muss noch was erledigen, hoffe du vermisst mich nicht zu sehr. Fühl dich wie zu Hause, denn du bist zu Hause!
Dein geliebter Xen

Augenverdrehend fischte ich die nächst-besten Sachen aus dem Kühlschrank und schaufelte sie in mich hinein. Danach beschloss ich, das Haus noch ein wenig zu erkunden. Ich hatte sonst eh nichts besseres zu tun und es konnte nur von Vorteil sein, sich besser zurechtzufinden. Also lief ich durch die verschiedensten Gänge. Vielleicht konnte ich auch Felix besuchen? Irgendwann kam ich in ein leeres Apartment, es war zwar anders eingerichtet als den Teil des Hauses in dem ich vorerst lebte, aber trotzdem schön. Da dort keiner war und ich ungern in fremden Sachen herumschnüffeln wollte, ging ich also weiter durch irgendwelche anderen Gänge. Irgendwann entdeckte ich eine düster wirkende Tür. Naja eigentlich sollte man sich ja von düster wirkenden Sachen fern halten und so, aber ich war einfach viel zu neugierig. Auf Zehenspitzen tapste ich auf die Tür zu und drückte die Klinke runter. Der Raum war nicht verschlossen. Ich trat ein. Die Tür schloss ich nicht hinter mir, denn der Raum war komplett dunkel und so konnte mir das Licht, was durch den Türspalt fallen würde, die Möglichkeit geben etwas zu erkennen. Als ich mich dann daran machte den Raum näher zu betrachten, bot sich mir ein schrecklicher Anblick:
An den Wänden klebte eine rote Flüssigkeit: offensichtlich Blut.
In der Mitte hingen zwei Ketten von der Decke, welche mit Handschellen versehen waren. In diesen Handschellen steckten Hände, gefolgt von einem Körper, welcher regungslos in der Luft baumelte. Das schlimmste waren jedoch die Wunden, blauen Flecken und der Fakt, das ein paar Dinge an diesem Körper fehlten. Finger wurden abgetrennt.

Voller Schock drehte ich mich um und rannte: Ich wollte weg von diesem schrecklich verstümmelten Körper. Vorallem aber weg von Xen. Denn das alles hier, musste sein Werk gewesen sein. Während er vor mir einen auf liebevoll machte, folterte er Menschen in einem kahlen Raum. Warum verdammt hatte ich ihm eine 2. Chance geben wollen? Tatsächlich hatte ich geglaubt, in ihm würde etwas gutes Stecken. Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein?! Tränen strömten über meine Wange, während ich immer wieder und weiter lief. Ohne Ziel. Das brennen in meiner Lunge ignorierte ich gekonnt. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Xen war ein Monster! Anders konnte man es nicht bezeichnen. Und diese Erkenntnis, schmerzte mehr als sie sollte. Ich fühlte mich so hilflos. Plötzlich begann mein Körper sich unter einem Heulkrampf zu krümmen und ich sackte aus vollem Halse schluchzend auf den Waldboden. Ich wollte mich hier nie wieder wegbewegen. Mich nie wieder irgendwie bewegen. Vielleicht würde ich einfach sterben. Dann würden diese ganzen Enttäuschungen und falschen Hoffnungen endlich aufhören. Alles wäre vorbei. All dieser Schmerz. Ich weinte und weinte und fühlte mich so verdammt schwach. Ich sollte eine Polizeistation aufsuchen. Ich hätte dem Mann im Keller helfen müssen! Was tat ich? Ich lief davon, vielleicht würde jemand sterben. Wegen mir. Weil ich ihm nicht geholfen hatte. Und ich saß hier schluchzend irgendwo im nirgendwo und bemitleidete mich selbst. Ich war so erbärmlich. Was für einen Sinn hatte mein Leben überhaupt? Ich war nichtmal stark genug, jetzt aufzustehen und zur Polizei zu gehen. Tief in meinem inneren wollte ich noch immer nach plausiblen Erklärung für Xens verhalten suchen, eine, welche es rechtfertigte, obwohl es offensichtlich war, das es keine berechtigte Begründung dafür gab, jemanden zu foltern. Jemanden zu verstümmeln und zu...töten? Vielleicht verblutete der Mann gerade und das nur, weil ich zu schwach und erbärmlich war ihm zu helfen. Ich war erbärmlich und schwach, da hatte mein Vater recht gehabt. Meine letzte Hoffnung war zerstört, die Hoffnung, das Xen kein schlechter Mensch war. Doch das war er. Durch und durch. Dieser Schmerz. Er war unerträglich. Alles in mir zog sich zusammen, ich krümmte mich und schrie mir die Seele aus dem Leib. Wann würde all dieser Schmerz endlich aufhören? Wann würde ich je wieder die Chance bekommen, glücklich zu werden?

Blue eyes - looking into my soulWhere stories live. Discover now