Kapitel 14: Reingefallen

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„Komm, gib sie mir." seine Stimme klang sanft und beruhigend.
Dachte er, ich wäre so dumm? Ich hielt die Pistole so weit es ging von ihm weg.
„Warum sollte ich?"
„Du kannst doch eh nichts damit anfangen. Ich muss mich verteidigen können."
Er hatte recht, aber er würde mich wieder damit bedrohen. Ich würde einen Weg zu fliehen finden, auch ohne Gewalt. Denn das war nun mal einfach nicht mein Fall.
„Woher soll ich wissen, das du sie nicht gegen mich verwendest?" Ich kniff die Augen zusammen und schaute ihn misstrauisch an.
„Du musst mir vertrauen." Pah, da kann er lange drauf warten, wahrscheinlich, oder?
„Ah genau, so wie als ich dir das Leben gerettet hab und du mich hier eingesperrt hast?"
„Ich konnte dir nicht vertrauen, du wärst weggelaufen." Er erklärte es mir sachlich und ruhig und schaute mich aus unschuldigen Augen an.
„Wundert dich das? Denkst du ich lasse mich einfach einsperren? Du hast mich aus meinem Leben rausgerissen, du hast Jan den verdammten Arm aufgeschlitzt und mich von allen getrennt, die ich Liebe! Du hast mir meine Freiheit genommen!"
Während ich das sagte, schossen mir Tränen in die Augen, jene, die ich viel zu lange zurückgehalten hatte. Ich sank schluchzend zusammen. Ich lies einfach alles raus. Dieser Verdammte Dreckskerl wollte mich jetzt beruhigen, es war alles seine Schuld! Er war an allem schuld! Jetzt tat er so, als wolle er mir helfen. Blödes arschloch!
„Shhhhhhhhh"
„Fass mich nicht an!"

Ich schlug seine Hand weg und sah ihn wutentbrannt an. Plötzlich hörte ich etwas. Jemand sagte etwas. Ich konnte es fast nicht verstehen. Es war nur ein hauchen, so leise.
„Hilfe, hilf mir!"
Man hörte den Schmerz aus den Worten heraus. Man hörte, das sie nur schwer über die Lippen des Rufers kamen.
Da hörte ich ein Klirren an dem Fenster, an dem der Schlüssel rausgeworfen wurde. Tatsächlich! Eine Hand schob sich durchs Fenster und lies diesen fallen, die Hand glitt unter einem schmerzlichen Keuchen wieder nach unten. Ich sprang förmlich auf den Schlüssel zu.
„Hör mir zu Em, geh da nicht raus. Glaub mir, es ist nicht so wie es scheint." kurz dachte ich über seine Worte nach. Ich überlegte kurz, auf ihn zu hören. Dann fiel mir ein, was letztes Mal passiert war. Er hatte mich verarscht! Genau das wollte er bestimmt wieder machen. Bevor ich mich nochmal umentscheiden und auf deine Spielchen reinfallen konnte, schloss ich die Tür auf.
„Nein Em!" er keuchte  unter schmerzen und versuchte sich zu mir zu schleppen. Die Ich-sperr-dich-ein-obwohl-du-mir-das-Leben-gerettet-hast-Aktion hatte seiner Verletzung anscheinend echt nicht gut getan. Ich drehte mich nicht zu ihm um, seine Augen würden mich nicht wieder beeinflussen! Diesmal würde ich fliehen!
„Ach halt doch die Klappe!"

„Nein Em, Bitte!"
Ich ignorierte seine Manipulationsversuchte.
Entschlossen trat ich nach draußen, es war mittlerweile schon am dämmern. Da an der Hauswand lehnte eine Gestalt, von ihr kamen die Schmerzenslaute. Zielstrebig joggte ich zu ihr hin. Auf den ersten Blick sah ich allerdings keine Verletzung.
„Was ist passiert?"
Es war ein Mann, vielleicht so um die 50.
„Reingefallen." Er hauchte es direkt neben meinem Ohr, ich zuckte zusammen. Verwirrt schaute ich ihn  an, doch noch bevor ich reagieren konnte, spürte ich etwas feuchtes auf meinem Gesicht, es war ein Tuch! Scheisse! Ok du musst nur die Luft anhalten. Aber so ganz funktionierte es nicht. Meine Lungen schrieen förmlich nach Sauerstoff und gegen meinen Willen, nahm ich immer wieder kleine Atemzüge. Ich versuchte sein Handgelenk wegzuziehen, doch ich war zu schwach. Nein! Nein! Nein! Das durfte nicht wahr sein! Ich wurde immer schwächer und schwächer, müder und müder. Meine Sicht eingeschränkter. Die Hoffnung kleiner. Irgendwann umhüllte mich die Schwärze vollkommen. Ich hatte mich schon wieder verarschen lassen.

Blue eyes - looking into my soulWhere stories live. Discover now