Kapitel 15: Ich bin dein Vater

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TW: häusliche Gewalt, depressive Gedanken, Beleidigungen
(Wenn ihr euch mit den Gedanken der Hauptperson in den nächsten Kapiteln (15-18) identifizieren könnt, bitte sucht euch Hilfe! Und fühlt euch ganz doll gedrückt)

Als ich aufwachte, fühlte ich mich verdammt träge. Mein Körper war schwer wie Blei. Ich wollte mir durch meine Augen reiben, aber ich wurde von etwas aufgehalten: Handschellen. Fuck! Ich blickte mich um. Eigentlich gab es nichts zum umblicken. Alles was ich sah war Schwärze. Mir war verdammt kalt und die Ungewissheit wo ich war, wer oder was vor mir war, warum ich hier war und was mit mir passieren würde, verursachte bei mir ein flaues Gefühl im Magen. Außerdem verspürte ich eine Wut auf mich selbst, ich hatte mich schon wieder falsch entschieden. Als ich nicht auf den blauäugigen hätte hören sollen, tat ich es und wenn er ausgerechnet mal die Wahrheit sprach, glaubte ich ihm nicht, konnte ich überhaupt irgendwas richtig machen? Offensichtlich nicht. Das nichts passierte, machte mich verrückt! Das erste mal in der letzten Zeit, dachte ich an meine Mutter. Es war so viel auf einmal passiert, das ich nie Zeit gehabt hatte, richtig nachzudenken. Sie musste sich solche Sorgen machen. Ich hatte mich immer über ihre Fürsorglichkeit aufgeregt und es nie richtig wertgeschätzt, das sie da war. Jetzt wo sie es nicht mehr war, fühlte ich eine so erdrückende Leere.

Da hörte ich eine Tür mit voller Wucht auffliegen und danach gegen die Wand knallen. Ich zuckte erschrocken zusammen.  

Ein klicken, dann folgte ein leichtes Licht. Jetzt erkannte ich, das ich in einem kahlen Raum war, mit vielen Handschellen und an den Wänden klebte...Blut? Ich wollte nicht wissen woher es kam.

Ein klicken an meinen Fesseln und jemand, der mich grob am Arm packte und mich hochriss, riss mich aus meinen Gedanken. Ich wurde mitgezogen und stolperte unbeholfen hinterher. Den Typen, der mich mitzog konnte man nur als Schrank bezeichnen.
„Lass mi.."
„Klappe!" Seine Stimme klang kalt, war fast schon ein schreien. Sie schüchterte mich dermassen ein, denn sie hörte sich nach purer Brutalität an. Mit diesem Mann war nicht gut Kirschen essen, also erwiderte ich nichts mehr. Verdammt! Wo war ich da nur rein geraten?! Nichts hier wirkte auch nur annähernd einladend, alles wirkte kahl und düster.

Irgendwann blieben wir stehen, so abrupt, das ich gegen den Schrank vor mir fiel, der mir einen vernichtenden Blick zu warf. Schnell wich ich so weit es ging vor ihm zurück.

„Du kannst gehen." Auch diese Stimme wirkte alles andere als einladend. Eher gefühlskalt und verdammt abgehoben.
Der Gorilla verschwand und jetzt konnte ich den Typ, der vor mir stand, genauer betrachten. Es war ein Mann, so um die 50 vielleicht, fettig gegelte Haare. Irgendwie wirkte er komplett unsympathisch, diese Art von Mensch, der man lieber aus dem Weg geht. „Setzen." er duldete keine Widerworte. Es war offensichtlich ein Befehl. Ok, du hast gelernt lieber die Klappe zu halten. Mit zusammen gebissenen Zähnen um ja nichts dummes zu sagen, setzte ich mich auf den verdammt unbequemen Stuhl, auf dem der mysteriöse Typ gedeutet hatte.

Er machte nicht den Anschein, etwas zu sagen oder mir auch nur irgendwie etwas von seiner Aufmerksamkeit zu schenken, was in mir wieder die Wut aufkochen lies, ich meine er verschleppt mich zu sich um mich zu ignorieren, abgesehen davon befiehlt er mir Dinge, nachdem er mich entführt Hat?! Die Worte sprudelten aus mit heraus, ich war eh nie die geduldigste gewesen.
„Was willst du von mir du Dreckskerl?!"
Perfekt, beleidige ihn sofort, während er irgendwelche brutalen Gorillas  unter Kontrolle hat. Als würdest du als Kleine Maus den Löwen provozieren. Denn so fühlte ich mich gerade, verdammt klein und hilflos. Der wutentbrannte Blick, den er mir zuwarf, machte es nicht gerade besser.

„Du kleines Miststück! Wag es ja nicht nochmal so respektlos zu werden, abgesehen davon, sprichst du gefälligst nur wenn du dazu aufgefordert wird, sonst werde ich dir höchstpersönlich die Fresse polieren!"
Alles was ich über diesen Typen gedacht hatte, war untertrieben gewesen. Ich glaubte, noch nie so viel Angst verspürt zu haben. Kein Mensch konnte doch so eine Bosheit besitzen, dieser Mann war der Inbegriff von böse. Ich versuchte nichtmal, die Tränen zurückzuhalten, die mir jetzt wie ein Wasserfall aus den Augen strömten, mein Körper schüttelte sich vor Kälte, Angst, Verzweiflung.
„Jetzt hör gefälligst auf zu flennen, du verdammte Memme! Deine Mutter hat dich ja zu nem kompletten Weichei erzogen! Keine Sorge, das werden wir ändern! Ich habe ja so viel nachzuholen!"
„W-Wer bist du?" ich wusste nicht woher ich den Mut nahm, etwas zu sagen. Ich hatte mich nichtmal bewusst dazu entschieden, es war einfach passiert.

„Ich bin dein Vater."

Blue eyes - looking into my soulWhere stories live. Discover now