Kapitel 11: Hilflos

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überarbeitet

Ich hatte mit ihm in einem Bett geschlafen und er hatte mich fest umschlungen! Gestern war ich in seinen Armen eingeschlafen! In seinen Armen! Er hat mich an ihn ran gezogen und mich gestreichelt! Ich lasse das einfach zu?! Er hatte einen Horrorfilm gewählt. Er hatte gewollt, das ich Angst bekam um mich dann zu beruhigen! Er hatte das alles geplant! Und ich war drauf reingefallen! Was ist nur falsch mit mir?! Das ich so plötzlich und schnell müde geworden bin ist auch komisch...
Ok jetzt ganz ruhig. Ein und aus und ein und aus. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es war perfekt! Als ob das nicht der größte Schritt ever war, sein Vertrauen zu gewinnen! Ich habe es zugelassen, ist besser so! Wenigstens sind dann die Jungs in Sicherheit. Warte... die Jungs? Sind sie geflohen? Neben mir regte sich der Junge. Er schaute mich verschlafen an.

„Morgen Em" murmelte er. Warte... er benutze meinen Spitznamen?! Jetzt bloß nichts anmerken lassen.

„K-kannst du mich vielleicht loslassen?"
Ich stotterte. Red doch mal normal! Fauchte ich mir selbst zu. Widerwillig lies er von mir ab und richtete sich auf. Er blickte mich mal wieder an. Ich blickte zurück. Da bemerkte ich, das ich mir seit ich bei ihm war nicht die Zähne geputzt, die Haare gekämmt oder mich umgezogen hatte. Geschweigedenn duschen.

„Ich geh duschen, ok?" fragte ich zögerlich und die für mich unangenehme Stille zu brechen. Er nickte. Dann auf einmal leuchteten seine Augen auf, als ob gerade eine überraschungsparty für ihn veranstaltet wurde. Was das wohl zu bedeuten hatte? Wenn du sein Vertrauen gewinnen willst, musst du wissen wie er tickt.
„An was denkst du?" fragte ich deshalb.
„Wirst du später erfahren. Ich lege dir deine Klamotten raus. Ich muss jetzt leider gehen. Aber ich komme später wieder. Tut mir leid."
Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen.
„Ich werde dich ja sooo vermissen, bitte geh nicht!" ich fasste mir theatralisch an die Brust, um den Schmerz zu demonstrieren.
„So gerne ich auch mit dir duschen würde, ich muss jetzt leider gehen. Aber das können wir gerne wann anders machen." er zwinkerte mir verführerisch zu. Oh Gott! Auf was für Ideen hatte ich ihn denn da gebracht, was hatte ich damit getan!

Er wirkte ziemlich amüsiert und grinste wieder sein dauergrinsen. Ich lief bei seinem  Worten rot an. Schnell verschwand ich ins Bad. Dort presste ich mich erstmal an die kalte Wand und schloss die Augen. Tief ein und aus atmen. Man der Typ macht mich echt noch verrückt! Als ich mich ein wenig beruhigt hatte, stellte ich mich unters Wasser und omg tat das gut! Nicht auszurasten fiel mir so schwer! Das er was ich gesagt hatte gut aufgenommen hatte, war reines Glück! Mir dufte nicht noch so ein Ausrutscher passieren. Als meine Haut schon ganz schrumpelig war, verlies ich dann die Dusche. Ich trocknete mich ab, zog did bequeme Jeans sowie das t-Shirt an. Es war zwar schlicht, sah aber echt gut aus. Der Typ hatte wirklich Geschmack. Ich putzte mir noch Zähne und kämmte meine Haare gefühlte 8 Stunden. Gut, das war's. Jetzt hieß es wohl warten. Irgendwann, stellte ich mich doch noch mal vor den Spiegel um mein Outfit zu Betrachten. Man es sah echt ziemlich gut aus.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, öffnete sich dann die Tür. „Naaaa hast du mich schon vermisst?" ich schreckte auf. Als ich bemerkte das er es war verdrehte ich nur gespielt genervt die Augen. Er gluckste. Eigentlich verstanden wir uns ja ganz gut. Ja, weil er dich bedroht, sagte ich mir selbst. „Gefällt dir dein Outfit?" ich beschoss die Wahrheit zu sagen, Komplimente waren eh immer gut. „Du hast einen guten Geschmack."
„Deswegen bist du ja auch hier und niemand anders."

Er reichte mir seine Hand, natürlich nur um sein Vertrauen zu gewinnen, ergriff ich sie diesmal ohne zu zögern. Er zog mich mit sich. Dann standen wir vor einer Tür die er aufschloss, das letzte mal hat das nicht so gut geendet. Ich hoffte einfach nur, das die Jungs entkommen waren. Als hätte er meine Gedanken gelesen flüsterte er mir nun ins Ohr.
„Ganz schön mutig gewesen, dich so für deine Freunde zu opfern. Eigentlich sollte ich wütend sein. Doch es hat mich auch beeindruckt, du überraschst mich immer wieder." er drückte mir einen Kuss auf meine Schläfe. Ich schaute ihn mit geweiteten Augen an. Waren sie entkommen? Er antwortete auf meine unausgesprochene Frage. Langsam habe ich das Gefühl, er kann echt in meine Seele schauen.

„Sie sind entkommen. Aber glaube ja nicht, ich kann sie nicht wiederholen. Doch erstmal werde ich gnädig mit ihnen sein. Ich habe ihnen schon Bescheid gesagt, was so alles passieren könnte, wenn sie die Polizei einschalten. Aber vergiss sie jetzt."

Da fiel mir auf, das die Tür, die er aufgeschlossen hatte nach draußen führte, ganz nach draußen. Es führte in einen Wald. Vögel zwitscherten, die Sonne lachte uns ins Gesicht. Er reichte mir ein paar Sandalen und ich zog sie an. Dann umschloss er meine Hand diesmal ohne zu warten, das ich sie ergriff. Und fester als sonst. Ich sah ihm an, wie nervös er war. War das meine Chance zu entkommen? Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich wird er gut auf mich aufpassen, aber nichts ist unmöglich nicht war! Man darf nie die Hoffnung verlieren! Man sah richtig die Anspannung an seinen Muskeln! Trotz des nicht weißen T-Shirts.

Wir liefen auf einem Weg durch den Wald. Schweigend. Voller Anspannung. Denn seine Anspannung färbte irgendwie auf mich ab. Also so würde ich nicht fliehen können. Wir liefen und liefen. Wenn ich mich nicht täuschte, schwand die Anspannung mit jeder Minute. Ok, jetzt nur nicht die Geduld verlieren. Warte auf den richtigen Zeitpunkt! Ich spürte wie er immer wieder nervöse Blicke zur Seite auf mich warf. Doch sie wurden immer weniger. Seine Augen bekamen wieder dieses glitzern. Ich glaubte, er begann sich zu entspannen und unseren Spaziergang zu genießen!

Plötzlich sprang etwas riesiges aus dem Gebüsch. Ich kniff die Augen aus Reflex zusammen. Mein Herz pochte von der einen auf die nächste Sekunde so laut, das ich das Gefühl hatte, man müsste meinen Herzschlag im ganzen Wald hören.

Doch keiner ging auf mich los. Ich spürte kein Schmerz. Nur, das mir die Hand entrissen wurde, die mich so fest umklammert hatte. Ich öffnete zögerlich die Augen. Das riesige Ding war ein Mann! Und er verprügelte meinen Entführer! Irgendwas sagte mir, das der Typ keine guten Absichten hatte. Wie nennt man das? Intuition? Ich wollte irgendwas machen, aber konnte mich einfach nicht bewegen. Körper? Hallo? Lebst du noch?

Wenn ich von hinten zwischen seine Beine treten würde und er es nicht erwarten würde, hätte ich viel geschafft. Also nahm ich all meinen Mut zusammen, und trat einen Schritt näher. Dann rammte ich mein Bein mit voller Wucht in die Eier des Fremden.

Dieser krümmte sich sofort auf dem Boden.
Mein Entführer fasste sich schnell und reagierte. Gerade als der Typ sich wieder aufrichten wollte, packte der Junge, der jetzt fast schwarze Augen hatte, in seine Tasche und bevor ich es richtig realisierte, hatte er schon die Pistole benutzt, die er herausgeholt hatte und den Fremden erschossen.

Ich war komplett in Schock. In schockstarre und Unfähigkeit mich zu bewegen blickte ich auf die Leiche vor mir. Er hatte einfach jemanden erschossen! Ach du scheiße!
Das konnte doch alles nicht real sein! Wo war ich hier nur reingeraten? Eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
„Komm, wir gehen Heim."
Er wollte aufstehen, doch knickte unter einem schmerzlichen Keuchen wieder um und landete auf dem Waldboden.
„Shit" fluchte er vor sich hin.

Dann kam mir ein Gedanke: Wenn ich jetzt laufen würde, käme er so schnell nicht hinterher! Er war hilflos im Gegensatz zu mir...
Das war meine Chance!

Blue eyes - looking into my soulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt