Kapitel 1: Die Bootstour

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Mein Wecker klingelte, ich schlug genervt mit einer Hand auf seinen Ausknopf, ich würde ja gleich aufstehen.... nur noch 5 Minuten! Ich wusste nicht wie spät es war, als ich die Stimme meiner Mutter hörte. Sie war laut und klang.. genervt, gestresst, verzweifelt? Zu mindest absolut nicht begeistert. Ich verstand nicht was sie sagte, bis ich ein Wort vernahm: Fahrradtour. Sofort füllte sich mein ganzer Körper mit Energie und ich sprang förmlich aus dem Bett. Allerdings wurde mir schwindelig und ich bereute es sofort wieder, so schnell aufgesprungen zu sein. Meine Mutter grinste über meine plötzlich Motivation und meinte:"Du musst dich beeilen, du willst doch deine Freunde nicht warten lassen!" Ich weiß, was ihr euch jetzt denkt: Warum freut sie sich so über ne Fahrradtour? Das tat ich nicht, denn ich machte gar keine. Ich machte eine bootstour mit 3 Freunden, ohne Eltern, nur wir! Auf dem weiten Ozean! Und wenn das mal nicht mega cool ist, dann weiß ich auch nicht! Weil meine Mutter mit ihrer Überführsorglichkeit, niemals ja gesagt hätte, hatte ich ihr gesagt ich würde mit Freunden und deren Eltern eine Fahrradtour unternehmen und zwar für eine Woche. Sie freute sich, dass ich endlich mal Sport mache und erlaubte es mir natürlich sofort begeistert. Denn auch eine Bootstour mit Eltern wäre zu gefährlich gewesen, was wäre wenn unser Schiff gekentert wäre oder wir über Bord gefallen wären oder schlimmeres? Noch mehr schreckliche Szenarien hätte sie sich ausgemalt, sie war nicht die kreativste, aber bei sowas staunte ich fast darüber, wie viele schreckliche Szenarien ihr einfielen. Meine Mutter war echt verdammt nervig.

Aber jetzt tat ich mal ausnahmsweise was sie mir sagte und beeilte mich so schnell wie möglich fertig zu werden. Als sie mich nochmal extra lang verabschiedet hatte, konnte ich endlich gehen, sie hatte mir eine halbe Predigt gehalten:"Lauf nicht alleine in den Wald, trink immer genug. Denk daran, dich mit Sonnencreme einzucremen."
„Mama! Ich komme zu spät, wenn ich jetzt nicht gehe!", unterbrach ich sie und hoffte sie so zu überzeugen. Erwartungsvoll sah ich sie an und sie blickte zurück und sagte nichts. „Mama?" Ich wedelte mit einer Hand vor ihrem Gesicht rum. „Äh, ja", murmelte sie, schien aber abwesend. Ich beschloss, mir darüber keine Gedanken zu machen und lieber so schnell wie möglich abzuhauen, bevor sie sich das nochmal anders überlegt. „Tschüssi!", rief ich noch ein letztes Mal grinsend und winkte ihr noch zu, bis ich um die Ecke bog.

Aus einem mir unerklärlichen Grund beschlich mich plötzlich ein ungutes Gefühl, ich beschloss ein wenig schneller zu laufen, in der Hoffnung wenn ich bei meinen Freunden angekommen war, wäre es weg. Schließlich war man unter Leuten immer sicherer und Vor allem unter Freunden. Doch als ich schneller lief, begann ich Schritte hinter mir zu hören. Ohne mich umzudrehen, lief ich noch schneller, auch wenn ich wusste, das es normal war das auch noch andere Menschen durch die Straßen liefen. Irgendwie fühlte ich mich trotzdem bedroht von dieser Gesellschaft. Als die Schritte hinter mir auch schneller wurden, bekam ich langsam Panik. Meine Hände schwitzen, der Kalte Schweiß lief meinen Rücken hinab und meine Beine zitterten so, dass ich Angst hatte sie würden mich vielleicht nicht mehr tragen. Ich überlegte fieberhaft, was ich tun sollte. Oder bildete ich mir das alles nur ein? Hat meine Mutter mich vielleicht schon paranoid gemacht? Ok, wenn ich Angst zeige, denkt der Verfolger er hat gewonnen und sieht mich als Beute. Also muss ich mich wehren und Selbstbewusstsein zeigen, damit er sein Selbstbewusstsein verliert. Ich muss ihn verunsichern. Voller Entschlossenheit machte ich auf dem Absatz kehrt und blieb stehen.

All die Entschlossenheit verschwand, als ich auf einen großen gut gebauten Jungen blickte, er schien vielleicht so um die 16,17, also ziemlich in meinem Alter war. Körperlich war mir dieser Typ weit überlegen.  Er hatte blaue Augen, ozenablaue Augen, um genau zu sein. Dieses dunkelblau in seinen Augen faszinierte mich augenblicklich. So wie das glitzern darin. Alles an seinem Körper schien sich gegenseitig perfekt zu ergänzen. Ich überlegte was ich tun sollte und beschloss, auf eine Reaktion seinerseits zu warten. Er lief nicht weiter sondern schaute mir nur tief in die Augen, als ob er in meine Seele blicken wollte. Das machte mich noch nervöser als ich eh schon war. Ich konnte meinen Blick nicht mehr von seinen Augen trennen, so wie wenn etwas schreckliches passiert und man nicht weg schauen kann. Aber diese Augen waren nicht schrecklich, sondern wunderschön.

Also war er mir hintergergelaufen, sonst würde er ja einfach an mir vorbeigehen.

Ich habe mich zu ihm umgedreht, bin stehen geblieben und habe ihn angestarrt, was erwarte ich?

Ich hoffte immernoch, das er mit einer Reaktion beginnen würde, jedoch tat er es nicht.
Naja ich hatte mich ja auch zu ihm umgedreht und nicht umgekehrt.
„Na kleines, was machst du hier denn so früh?", fragte er mit einem Grinsen, das mir ein Schauer über den Rücken jagte. Ich wusste nicht, wie ich dieses grinsen deuten konnte, aber ein bisschen mulmig wurde mir schon. Trotzdem versuchte ich selbstbewusst zu wirken.
„Ich bin nicht klein!", fuhr ich ihn an. Nur weil er größer war, war ich noch lange nicht klein! Ich hasste es als klein bezeichnet zu werden! Ich wollte ernst genommen werden, ich war kein kleines Kind mehr verdammt!

„Oh doch, ein ganz kleines Mäusschen.", er grinste nun noch breiter. Seine Augen glitzerten immer mehr und mehr, obwohl da nicht viel Sonne war, die dieses glitzern verursachen könnte. Ich wurde mir dem Ernst der Lage bewusst, kein anderer Mensch war hier in der Nähe. Es war echt noch ziemlich früh... Ich war ziemlich schutzlos. Doch ich musste ihm zeigen, das ich mich wehren konnte und die Wut, das er sich über mich lustig machte, gab mir Kraft und Mut dazu.
„Nenn mich nicht so!", versuchte ich wütend zu schreien, doch ich war mir sicher das man die Angst, die ich in jedem Muskel meines Körpers spürte, hören konnte. Es wirkte als wollte er mich provozieren und oh, er hatte es definitiv geschafft! Ich war mir sicher, nachdem seine ich-mach-dir-Angst- Masche nicht gezogen hatte, wollte er mich nun provozieren, damit ich aus Wut unüberlegtes tat. Aber ich würde weiterhin klar denken. Pah nicht mit mir! Sein Grinsen lag noch immer auf seinen Lippen und es wurde jede Sekunde breiter.

„Würdest du Zwergli bevorzugen?" Das war zu viel. Nur einer hatte mich jemals so genannt. Mein großer Bruder. Dem Menschen, dem ich alles anvertrauen konnte, der mir Schutz und Geborgenheit schenkte, der mich liebte so wie ich ihn. Doch er war tot. Eine einzelne Träne lief meine Wangen hinab. Er hatte genau die Wunde stelle getroffen. Woher wusste er das?! Ich blickte in sein Gesicht, wo er dämlich grinste. Seine Augen glitzerten immer noch und ich wusste nicht, was es zu bedeuten hatte, aber es machte mir von dem einen auf den nächsten Moment noch sehr viel mehr Angst.  Als ich mich endlich wieder gefasst hatte und nicht mehr in schockstarre war, drehte ich mich so schnell es ging um und rannte um mein Leben. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, doch es war mir egal. Adrenalin schoss durch meinen Körper und ich hatte das Gefühl, noch nie so schnell gerannt zu sein. Ich wollte mich nicht mehr umdrehen und ihn sehen, nur noch nach vorne. Die einzigen, die mir jetzt noch die Sicherheit und Geborgenheit geben konnten, die ich jetzt mehr als alles andere brauchte, waren meine Freunde. Die Tränen versiegten. Ich war angekommen. In Sicherheit. Zumindest hoffte ich das. Ich stütze mich auf meine Knie und versuchte mich zu beruhigen, es scheiterte größtenteils.

Als ich mich ein ganz kleinen bisschen beruhigt hatte, schaute ich mich dann nach ihnen um, ich wollte jetzt zu ihnen gehen, eine Umarmung spüren, körperliche Wärme, Trost, alles was ich jetzt brauchte. Hinter einer ecke, sah ich plötzlich sein Gesicht wieder, ich machte mich darauf gefasst zu laufen. Alles in meinem Körper spannte sich an. Ich blinzelte. Er war weg. Jetzt wirst du auch noch verrückt und paranoid! Er hat das bestimmt geraten. Es gab bestimmt viele Leute, die ihre Bekannten Zwergli  nannten. Doch trotzdem versetzte es mir einen Stich ins Herz, als ich die Stimme meines geliebten Bruders hörte. „ich werde immer bei dir sein, zwergli" das waren seine letzten Worte.

Das ist meine erste Geschichte, ich finde ich habe mich weiterentwickelt und es wird immer besser, je weiter man kommt. Hoffe es ist nicht zu weird 🫠

Blue eyes - looking into my soulWhere stories live. Discover now