Kapitel 50 - Haunted

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„Alicia!"

Platsch. Platsch. Platsch.

Wild um mich schlagend, erwischte ich etwas Hartes, konnte fühlen, wie etwas zu Boden fiel, nur dass es kein dumpfes Scheppern war, was ich hörte, sondern ein leises Plätschern. Etwas schloss sich um mich, trieb mir noch mehr Hitze in die Glieder. Es fühlte sich an, als würde ich innerlich verglühen.

Ich riss meine Augen weit auf, schnappte nach Luft. Meine Schreie erstarben, begann wie wild zu keuchen und zu husten, als sich meine Lungen mit Rauch füllten und der Gestank von Asche in meine Nase stieg. Dunkle Rauchschwaden, durchbrochen von hellem, orangefarbenem Licht, das sich schmerzhaft in meine Netzhaut bohrte.

„Es ist alles in Ordnung, Alicia. Wir sind hier." ertönte die Stimmte meiner Mutter, während sie mich fest an sich drückte.

„Schnell! Wir müssen hier raus!"

Die Wand vor mir, wo einst eine Pinnwand gehangen war, stand lichterloh in Flammen, die bis an die Decke züngelten. Das Feuer bildete gerade aber chaotische Linien, als hätte jemand zuvor eine Ölspur an die Wände gemalt.

Jemand zog mich hoch. Sengende Hitze schlug mir entgegen, dieselbe, die auch von meinem Körper Besitz ergriffen hatte. Ich stolperte regelrecht aus meinem Bett und tappte in etwas Nasses. Der Fußboden. Er stand bestimmt einen Zentimeter unter Wasser.

Ohne nachzudenken, verließ ich gemeinsam mit meinen Eltern den Raum, warf noch einen letzten Blick auf den leeren Käfig von Hallow. Auf dem Flur herrschte wesentlich klarere Sicht. Es schien, als wäre mein Zimmer das einzige, das brannte. Die Tür zum Badezimmer stand indes sperrangelweit offen. Ein lautes Wassertosen war daraus zu vernehmen und über die Türschwelle traten indes ganze Wasserschwalle, welche sich zu einem dünnen Bach schlossen, der unsere Treppen hinunterfloss. Ein kurzer Blick in den Raum ließ mir für den Atem stocken. Aus dem Wasserhahn schoss ein harter Wasserstrahl und aus Toilette quoll es wie aus einem Springbrunnen. Das Erdgeschoss hatte es noch schlimmer erwischt. Mehrere Höhenzentimeter Wasser füllten den Fußboden. Als wir an unserer Küche vorbei gingen, zeigte sich auch hier dasselbe Spektakel wie schon im Badezimmer: Die Spüle quoll über, als wären sämtliche Leitungen defekt.

Mein Vater stützte mich, während er einen Arm schützend vor sein Gesicht gegeben hatte. Meine Mutter trug indes den Käfig mit Hedda, den sie aus dem Wohnzimmer geholt hatte, als wir die Haustüre aufstießen und uns hinaus in Freie retteten, gemeinsam mit einem Wasserschwall, der sich auf den Pflastersteinen verteilte und in der umliegenden Wiese versickerte. Meine Lungen füllten sich mit frischer, lauwarmer Luft.

„Wo ist Hallow?" hustete mein Vater, ließ mich los und hielt sich beide Armbeugen vors Gesicht. Das Piepsen in meinem Ohr wurde lauter. Mein Augenpaar ruhte auf meinen Eltern, mein Brustkorb hob und senkte sich stark, schmeckte etwas Verbranntes auf meiner Zunge.

Da standen sie. So verletzlich, inmitten unseres Gartens. Meine Mutter keuchte, presste den Käfig mit Hedda fest gegen ihre Brust, eingekleidet in ihrem hellblauen Nachtmantel und Hausschuhen im hohen Gras.

„Er ist nicht da. Ich habe ihn gestern fortgeschickt." whisperte ich. Etwas hämmerte gegen mein Trommelfell, ließ meine Sicht für den Bruchteil einer Sekunde unscharf werden.

„Alles in Ord---"

Dann durchfuhr es mich wie einen Blitz.

„Mein Zauberstab!"

Ich hörte meinen Vater hinter mir ein lautes „NEIN, ALICIA!" brüllen, doch da war ich bereits ins Innere des Hauses gestürzt. Mein Pyjamashirt hatte ich über Mund und Nase gezogen, hielt es mit einer Hand fest, um nicht zu viel Rauch einzuatmen. Mit drei schnellen Schritten durchquerte ich den Eingangsflur, lief die Treppe hoch, übersah eine Stufe und stürzte nach vorne. Ein stechender Schmerz zog sich durch meinen Knöchel und meinen Ellbogen, entlockte mir ein mattes Zähneknirschen. Ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden, rappelte ich mich wieder auf und lief weiter. Je weiter ich mich meinem Zimmer näherte, um so dichter wurde der Rauch. Er trieb mir die Tränen in die Augen, brannte auf meiner Haut. Das Feuer hatte sich weiter ausgebreitet. Das dunkle Braun meiner Vorhänge hatte sich nunmehr in feuriges Orange verwandelt. Die vorigen gerade Linien des Feuers, die so unnatürlich gewirkt hatten, existierten nicht mehr. Die Hitze war so stark, dass ich dachte, sie würde mich bei lebendigem Leib versengen. Tränen quollen meine Wangen entlang, konnte durch den ganzen Rauch kaum mein Bett erkennen, wo sich unter meinem Kopfkissen mein Stab befand.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt