vierzig

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vierzig

„Kannst du dich daran erinnern, dass Liv jemals so schlecht ausgesehen hat?", Chiara schaute Lina mit einem fragenden Blick an.

Diese antwortete bestätigend: „Weißt du noch, wie dreckig es Liv nach der Abifahrt ging? Da sah sie tausend mal besser aus als jetzt."

Noch während Chiara zustimmend nickte und bei dem Gedanken an unsere damalige Abifahrt leicht grinsen musste, räusperte ich mich und meinte: „Ähm, euch ist schon bewusst, dass ich auch hier bin und euch hören kann?"

Doch die beiden lachten nur und schmissen sich neben mich auf das Sofa, auf welchem ich die letzten Tage im Selbstmitleid gebadet hatte.
Tatsächlich hatte ich mich, abgesehen davon, dass ich mich auf die Arbeit und wieder nach Hause geschleppt hatte, nicht wirklich bewegt. Zumindest, wenn der Weg zwischen Bett und Sofa, welcher bei meiner Ein-Zimmer-Wohnung wirklich kaum erwähnenswert ist, nicht mitgezählt wurde.

„Also, wir wussten nicht, wie schlimm dein Zustand ist...", begann Chiara, während Lina aus ihrer Tasche Eis, Schokolade aber auch Alkohol packte.

„... aber du siehst, wir sind auf alles vorbereitet", beendete Chiara den Satz und zeigte stolz auf die Mitbringsel, welche nun meinen Wohnzimmertisch belagerten.

„Habt ihr eine Tankstelle überfallen?", fragte ich, nachdem ich nach einem kurzen Überblick erstaunend feststellen musste, dass es sich hierbei nicht um den billigsten Alkohol handelte.

„Die Frage ist eher, ob du innerhalb der letzten Tage etwas Richtiges gegessen hast?", Chiara hob streng die Augenbraue an.

„Gelten Gummibärchen?", meine Gegenfrage ließ Chiara die Augen verdrehen. Zum Glück hatte meine Oma diese Konversion nicht mitbekommen, denn nach dieser Aussage meinerseits hätte sie wahrscheinlich erst einmal eine Runde für mich gebetet.

„Also nein", schlussfolgerte meine Freundin und fragte, nachdem sie mich einmal gründlich gemustert hatte: „Und deinen Augenringen nach zu urteilen hast du genauso wenig geschlafen, wie du gegessen hast?"

Anhand ihrem Tonfall wusste ich, dass ich mir eine Antwort sparen konnte.

Offensichtlich, hatte ich mir die letzten Nächte um die Ohren geschlagen. Ich hatte mich stundenlang hin und her gewälzt und ständig mein Kissen anders hingelegt.
Es hatte alles nichts genützt. Ich konnte nicht anders, als daran denken, dass ich Louis wirklich mochte und ihm, beziehungsweise uns, nicht einmal eine winzige Chance gegeben hatte.

Nachdem ich vor wenigen Tagen von dem nächtlichen McDonalds-Ausflug nach Hause gekehrt war, war mir zwar durch das Gespräch mit Anna bewusst geworden, dass ich Louis und mir wirklich eine Chance hätte geben müssen, wusste allerdings auch, dass ich es kaputt gemacht hatte.

Ich allein war schuld an der Tatsache, dass ich jetzt in meiner Kuscheldecke wie ein Burrito eingewickelt auf meinem Sofa lag und schon froh war, wenn sich meine Augen mal wenigstens für meine kurze Zeit nicht mit Tränen füllten.

Meine beiden Freundinnen, welche sich bereits über das Eis, welches sie eigentlich mir mitgebracht hatten, hermachten und schon die erste Flasche Wein geöffnet hatten, hatte ich bereits in einer schluchzenden Sprachmemo über den Stand der Dinge informiert.

„Und was hast du jetzt vor?", wurde ich feinfühlig von Chiara gefragt.

Ich zuckte ratlos mit den Schultern und versuchte verzweifelt den enttäuschten und verletzten Blick von Louis, welchen er mir zugeworfen, kurz bevor ich mich aus dem Staub gemacht hatte, aus meinen Gedanken zu verbannen.

„Keine Ahnung... erstmal nichts denke ich", ich wusste, dass meine Stimme dabei unsicher zitterte.

„Also du hattest ja schon viele schlechte Ideen, aber das ist wirklich die schlechteste Idee, die du je hattest", bemerkte Lina, allerdings wenig einfühlsam.

moments (Louis Tomlinson ff) Where stories live. Discover now