fünfunddreißig

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fünfunddreißig

- Louis' point of view -

„Willst du bei mir einziehen?", fragte ich Liv leicht schmunzelnd, als diese mit einer großen Box unterm Arm und einer Tüte bepackt vor meiner Haustür stand.

Dieser Umstand verhinderte zudem, dass ich Liv zur Begrüßung in meine Arme schließen konnte. Sehr zu meinem Leidwesen.

„Hatte ich eigentlich nicht vor", strahlte sie mir entgegen und ergänzte, nachdem sie sich ein wenig sprachlos in der großen Eingangshalle meine Hauses umgesehen hatte: „Wobei: Genügend Platz hättest du ja. Verläufst du dich hier manchmal?"

Während sie sich, aufgrund des Gepäcks ziemlich umständlich, sowohl die Schuhe, als auch ihre Jacke auszog, lachte ich einfach: „Tatsächlich ist mir das noch nicht passiert. Aber du bekommst später eine Führung, damit du hier nicht verloren gehst."

Mittlerweile waren wir in den großzügig gestalteten Wohnbereich gegangen. Dabei versuchte ich mich etwas zu beruhigen. Tatsächlich konnte ich vollkommen relaxed vor einem riesigen Publikum stehen und singen, aber sobald Liv in meiner Nähe war, machte mich das irgendwie immer etwas nervös.

„Darf ich erfahren, was du stattdessen mit dem ganzen Zeug vor hast, wenn du schon nicht bei mir einziehen willst?", schmollte ich und sah sie mit einem fragenden Blick an.

„Das siehst du gleich, aber erst musst du deine Augen zu machen!", wies sie mich an und ich folgte schmunzelnd ihren Anweisungen.

Anhand des Raschelns, vermutete ich, dass sie irgendwas auspackte.
Zugegebenermaßen ließen diese undeutbaren Geräusche mein Interesse ins Unermessliche steigen. Doch noch bevor ich zwischen den Fingern, welche meine Augen demonstrativ bedeckten hindurchblinzeln konnte, kommandierte Liv: „Wehe du spickst!"

„Würde ich nie machen", log ich. Anhand der Tatsache, dass mein Gast daraufhin leise kicherte, wusste ich, dass sie mir nicht glaubte.

Ein zischendes Geräusch ließ darauf schließen, dass ein Feuerzeug betätigt wurde. „Du weißt, dass das ein Nichtraucher-Haushalt ist?", fragte ich sie halb ernst halb spaßig.

„Louis, denkst du ernsthaft, ich lasse dich mit geschlossenen Augen in deinem eigenen Wohnzimmer stehen, während ich neben dir genüsslich eine rauche?"

Und noch bevor ich etwas darauf antworten konnte, befahl sie mir: „Augen auf!"

Wenn Liv bis zu diesem Zeitpunkt aus unerklärlicher Weise noch nicht mitbekommen haben sollte, dass Geduld nicht wirklich zu einer meiner Stärken zählte, wurde ihr es spätestens in dem Moment klar, als ich ohne zu zögern die Augen aufriss.

Und was ich da sah, verschlug mir tatsächlich die Sprache. Und mir fehlen wirklich selten die Worte.

Liv stand mir gegenüber und hatte einen, von der Optik her selbstgebackenen Kuchen in der Hand, auf dem unzählige kleine Kerzen brannten. Neben ihr lag noch ein rechteckiges, in buntes Geschenkpapier eingewickeltes und mit einer großen roten Schleife versehenes Geschenk.
Aber was in diesem Momnet tatsächlich mein Verstand zu einem sinnlosen Etwas verwandelte war Liv. Wie sie mir gegenüber stand und mich einfach anstrahlte. Allein das erzeugte bei mir einen erhöhten Herzschlag.

„Äh, also was ist das?", stotterte ich etwas verloren, während ich gar nicht wusste, was ich zuerst anschauen sollte. Letztendlich blieb mein Blick allerdings auf Liv ruhen.

„Naja, es könnte sein, dass mir ein Vögelchen gezwitschert hat, dass du am 24. Dezember Geburtstag hast. Und dann ist mir aufgefallen, dass wir uns an deinem Geburtstag sogar gesehen haben und du mir das einfach nicht gesagt hast und deswegen dachte ich, dass wir das nachfeiern müssen...", druckste sie etwas herum und sah mich erwartungsvoll an.

„Das.. also ich weiß nicht was ich sagen soll...also wow", ok heute war offensichtlich Wortgewandtheit nicht die Eigenschaft, mit der ich von mir überzeugen konnte.
Tatsächlich war ich immer noch sprachlos. Das war der absolute Wahnsinn, beziehungsweise Liv war der absolute Wahnsinn.

Mit den Worten: „Louis, wenn du nicht gleich die Kerzen auspustest, sind sie abgebrannt" wurde ich aus meiner Schockstarre gerissen.

Doch noch bevor ich Luft holen konnte, um das gerade eben von mir Verlangte zu verwirklichen, wurden mir erneut Anweisungen gegeben.

„Du musst dir dann etwas wünschen, aber du darfst deinen Wunsch nicht laut aussprechen, sonst geht er nicht in Erfüllung", Liv nickte bekräftigend und sah mich dann wieder erwartungsvoll an.

Wie damals in der Schule machte ich eine meldende Handbewegung, bevor ich fragte: „Wie viele Wünsche habe ich denn frei?"

„Äh, also ich glaube man hat eigentlich einen...", anscheinend hatte die Frage Liv deutlich aus dem Konzept gebracht, denn sie sah mich mit leichter Verwirrung an.

„Und was ist, wenn ich mehrere Wünsche hätte?" fragte ich und grinste frech.

Nun grinste Liv auch: „Ich habe ja nichts mit der Erfüllung deiner Wünsche zu tun, also kannst du es ja auch mal probieren."

Und bevor ich noch weiter an den von Liv vorgetragenen Regeln feilschen konnte, drängte sie: „Mach jetzt, sonst wird das nicht mal was mit einem Wunsch."

Nachdem ich schön brav die Augen geschlossen, alle Kerzen ausgepustet und mir dann ein paar Dinge gewünscht hatte, sah ich Liv an und meinte: „Bist du wirklich sicher, dass du mit der Erfüllung meiner Wünsche nichts zu tun hast?"

Liv reagierte mit einem Lachen, doch mir war nicht entgangen, dass sie durchaus etwas rot geworden war.

„Woher weißt du das eigentlich mit meinem Geburtstag? Hast du mich doch gegoogelt?", fragte ich neugierig, während ich mit einem Messer zwei Stücke von dem Kuchen herunterschnitt.

Energisch schüttelte meine Gegenüber mit ihrem Kopf: „Nein, auf keinen Fall, aber Lina hat angefangen und konnte dann fast nicht mehr aufhören.."

Noch bevor ich sie fragen konnte, warum sie nicht auch einfach mal selbst meinen Namen in die Suchleiste eintippte, schob sie mir noch das eckige Päckchen entgegen und meinte aufgeregt: „Jetzt musst du noch dein Geschenk auspacken."

Da ich anhand ihres Tonfalls erkennen konnte, dass es sinnlos wäre, mit ihr darüber zu diskutieren, dass sie kein Geld für mich ausgeben sollte, zerriss ich ungeduldig das bunte Papier.
Ich glaube, es ist tendenziell egal, welches Alter in dem Ausweis steht, wenn es um das Auspacken von Geschenken geht, wird jeder wieder zum 5-Jährigen.

Zum Vorschein kam ein Schuhkarton. Ich musste lächeln, als ich sah, dass darin fein säuberlich eingebettet schwarze Vans lagen. Mein Lächeln entwickelte sich allerdings zu einem breiten Grinsen, als ich sah, dass offensichtlich Liv mit einem schwarzen Edding handschriftlich das Wort „basic" auf die weiße Sohle geschrieben hatte.

„Welche Farbe könntest du mir denn stattdessen empfehlen?", fragte ich, um endlich mal mit meinem Geschenkethema fertig zu werden. „Naja, schwarz geht ja eigentlich immer", meinte er und zeigte auf die klassischen Vans. „Schwarz? Ist das nicht etwas zu basic? Ich meine fast jeder hat solche" antwortete ich mit einem bedeutungsvollen Blick auf seine Schuhe.
„Aber basic bedeutet doch nicht unbedingt schlecht", meinte er grinsend.

Mit diesem humorvollen Seitenhieb hatte Liv mich nun vollkommen sprachlos gemacht.

Schwungvoll umarmte ich sie und drückte sie so fest, dass es den Anschein machte, als würde ich sie nie wieder loslassen wollen.

„Danke, danke, danke...", flüsterte ich ihr ins Ohr und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Auch sie schien die Umarmung zu genießen, bis sie mit leicht erschrockener Stimme meinte: „Oh Mist, ich habe das Wichtigste vergessen." Und noch bevor ich fragend nachhaken konnte, meinte sie zu mir: „Happy Birthday, Lou."

Nachdem wir uns nach einer gefühlten Ewigkeit voneinander gelöst hatten, meinte Liv mit einem leicht unsicheren Unterton in der Stimme: „Ich hoffe, es hat die gefallen?"

Daraufhin konnte ich nur lächelnd den Kopf schütteln: „Bist du verrückt? Das ist alles perfekt."
Mit leiser Stimme, fast schon flüsternd, ergänzte ich noch: „Du bist perfekt."

moments (Louis Tomlinson ff) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt