achtzehn

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achtzehn

„Puhhhh", stöhnte ich, während ich mein Gepäck auf den Boden meiner Ein-Zimmer-Wohnung fallen ließ. Nachdem ich die 52 Treppenstufen bis zu meiner Wohnung hinter mich gebracht und dabei auch gleichzeitig meine Unsportlichkeit unter Beweis gestellt hatte, war ich ziemlich außer Puste.
Zum Glück hatte ich niemanden im Treppenhaus gesehen, denn jedem, dem ich begegnet wäre, hätte wahrscheinlich angefangen mich wieder beleben zu wollen.
Da heute der 1. Januar war, war es noch nicht zu spät als Neujahresvorsatz das Rauchen aufzuhören. Ich dachte maximal eine Sekunde darüber nach, bis ich mich dazu entschied bei meiner Eine-Zigarette-pro-Jahr-Taktik zu bleiben.
Vielleicht würde diese Taktik dieses Jahr besser als letztes Jahr funktionieren.

Nachdem ich meine Jacke über den viel zu überfüllten Kleiderhaken geschmissen und meine Schuhe ausgezogen hatte, machte ich mich daran, mein Gepäck aufzuräumen.
Während ich also meine Reisetasche auspackte und die daraufhin zum Vorschein kommenden Klamotten sortierte, dachte ich über den letzten Abend nach.
Die Geschehnisse des Silvesterabends irritierten mich immer noch. Zum einen der Fast-Kuss, welcher abrupt beendet wurde. Danach folgte ein äußerst unangenehmer Moment, in welchem ich mir gewünscht hatte, dass das, was die vorherige halbe Stunde passiert war, nie geschehen wäre.
Darauf folgte dann die wohl schönste Umarmung um 0 Uhr, welche ich je hatte. Zum zweiten Mal an diesem Abend hatte Louis mich mit seiner Art komplett aus dem Konzept gebracht.
Ich war allerdings recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt, als sein Handy angefangen hat zu klingeln.
Er hatte das Gespräch angenommen. Zwar etwas widerwillig, aber dennoch hatte er sich sofort mit seinem Handy in der Hand etwas von der Gruppe weg positioniert und anschließend gefühlt eine Ewigkeit telefoniert.
Doch auch als er das Gespräch beendet hatte, hatte ich nicht mehr viel von ihm in der Nacht gesehen. Er hatte sich kurz darauf aus dem Staub gemacht, aber nicht ohne mir eine gehetzte Begründung abzugeben. Diese bestand ungefähr aus den Satzteilen „...muss morgen früh raus ... man sieht sich"
Und dann war er weg. Ich sah in diesem Moment vielleicht nicht wie ein angeschossenes Reh aus, aber auf jeden Fall wie bestellt und nicht abgeholt.
Als Chiara und Lina gefragt hatten, wo denn mein Gast abgeblieben wäre, hatte ich nur gleichgültig mit den Schultern gezuckt. Meine äußere Reaktion entsprach allerdings ganz und gar nicht dem, was in mir vorging.
Ich war äußerst verwirrt. Verwirrt von den Emotionen, von dem plötzlichen Abgang und generell von dem ganzen Abend.
Auch wenn meine Freundinnen ihr Bestes versuchten, um mich aus meiner Gedankenschleife heraus zu holen, konnte ich nicht anders, als darüber nach zu denken.
Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich an den schnellen Abgang dachte. Aus irgendeinem Grund passte das nicht zu Louis. Beziehungsweise zu dem Jungen, den ich die letzten Tage kennen gelernt hatte.
Ich konnte nicht wirklich sagen, dass er mich angelogen hatte, aber zum ersten Mal hatte ich bei Louis das Gefühl, dass er mir etwas verschwieg.
Woher dieser Gedanke kam, konnte ich nicht wirklich sagen. Höchstwahrscheinlich war es Einbildung. Das ganze Gefühlschaos schien mir mehr zu schaffen zu machen, als ich zugeben wollte.

Zudem zerrte es etwas an meinen Nerven, dass Louis mir noch nicht geantwortet hatte. Heute morgen war ich endlich einmal dazu gekommen, Louis die ganzen Bilder der letzten Tage zu schicken. Bei den Meisten handelte es sich um lustige Momentaufnahmen von der Weihnachtsparty. Allerdings hatte ich ihm auch das Bild mitgeschickt, welches ich nachts an der Tankstelle spontan von ihm gemacht hatte. Auf diesem Bild sah Louis einfach wahnsinnig perfekt aus. Wie er sich lässig an die alte Fassade des Gebäudes lehnte und Rauch in den Nachthimmel blies.

Schnell schob ich diese Schwärmerei auf die Seite und checkte kurz, ob Louis sich die Bilder überhaupt schon angesehen hatte.
Nach einem kurzen Blick auf mein Handy konnte ich das bejahen. Allerdings kam dazu immer noch keine Antwort. Auch auf eine Erklärung bezüglich seines schnellen Abgangs hatte ich bisher vergeblich gehofft.

Insgeheim hätte ich mir schon gewünscht, eine Reaktion von ihm zu erhalten, um wieder etwas ins Gespräch zu kommen. Gerade jetzt, wo die Feiertage vorbei waren und jeder wieder in seinem Alltag angekommen war.
Allerdings versuchte ich ebenfalls, nicht zu sehr von seiner Reaktion enttäuscht zu sein. Was mir zugegebenermaßen ganz und gar nich gelang.

Wahrscheinlich war das für ihn nur ein unwichtiger Flirt.
Und obwohl ich mir nach Beendigung meiner letzten Beziehung geschworen hatte, niemals wieder so leicht auf diese Masche reinzufallen und zu schnell Gefühle zu entwickeln, hatte ich genau das gemacht: Ich hatte begonnen Gefühle zu entwickeln und das für eine Person, bei der ich nicht einmal mit Sicherheit sagen konnte, dass es ihre zu einem geringen Anteil ähnlich ging.

moments (Louis Tomlinson ff) Where stories live. Discover now