sieben

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sieben

Schweigend liefen wir nebeneinander durch die kalte Dezembernacht.
„Jedes Weihnachten gibt es bei uns die gleiche Diskussion", fing ich das Gespräch an. „Meine Oma beginnt immer mit der Frage, warum nicht alle anderen auch in der Kirche waren und daraus ergibt sich dann jedes Mal ein riesige Diskussion. Nur dieses Jahr ist es irgendwie eskaliert. Ich weiß gar nicht wirklich wie das passieren konnte." Die Worte sprudelten gerade so aus mir heraus und ich merkte, wie gut es tat, mit jemandem darüber zu reden.
„Wer hat denn die Diskussion die letzten Jahre gewonnen?" fragte mich Louis.
„Meistens haben wir meine Oma gewinnen lassen, damit sie zufrieden war und um unnötigen Stress zu vermeiden." Lachte ich los, während sich in meinem Kopf die Wortgefechte der letzten Jahre abspielten.
„Vielleicht hat deine Oma wieder gewonnen und du hast es nicht mitbekommen, weil du so schnell abgehauen bist", grinste mein Nebenmann. Ich schüttelte nun auch grinsend den Kopf „Nee, dieses Jahr hat sich meine Schwester sehr gut vorbereitet. Du hättest mal sehen sollen wie sie uns ein Argument nach dem anderen aufgetischt hat. Wahrscheinlich wären meine Eltern hocherfreut, wenn Josy auch nur die Hälfte der Energie, die sie für diese Diskussion aufgebracht hatte, in die Schule stecken würde."
Mein Blick fiel auf meine Kamera „Willst du wissen, wie es ausgesehen hat? Ich habe die Highlights natürlich festgehalten." Louis lachte nur nickend. Also zeigte ich ihm die Bilder. Auf dem einen war meine Oma vor lauter Ärger schon rot angelaufen, auf dem anderen sah man Josy wie sie sich mit Händen und Füßen in Rage redete. Natürlich das Bild von meinem Vater nicht zu vergessen, der genüsslich an seinem Whiskey nippte und von dem ausbrechenden Streit nichts mitzubekommen schien.
„Aus diesen Bildern könntest du gut kreative Weihnachtsgeschenke für nächstes Jahr basteln", neckte mich Louis. „Ja besonders das Bild, auf dem meine Mutter mit fassungslosem Blick die Hände in die Hüfte stemmt, macht sich bestimmt gut im Wohnzimmer", stieg ich nun lachend mit ein. „Was denkst du denn, wieso du sonst die Kamera bekommen hast?" Lachte Louis laut los.
Ich schielte zu Seite und betrachtete ihn. Hatte ich jemals einen Menschen mit so einem tollen Lachen kennengelernt? Wahrscheinlich nicht. Es war nicht nur der schöne Klang seiner Stimme, der mich bisher wirklich immer angesteckt hatte. Es waren vor allem die Augen. Immer wenn Louis lachte, wirkte es so, als würden sie nur so vor Funken sprühen. Stopp, stopp, stopp. Ich sollte mich mit solchen Gedanken lieber mal zurückhalten, bevor ich mal wieder zu viel in etwas hineininterpretierte, was gar nicht da war. Wäre ja nicht das erste Mal.

Mittlerweile hatten wir uns von unserem Lachen beruhigt und es war wieder still geworden.
„Wenn ich jetzt schon deine Familie kenne, schulde ich die vielleicht auch eine Erklärung darüber, was heute bei uns los war", lächelte Louis nun etwas gequält.
„Nein, das musst du nicht", stellte ich sogleich fest, bekam aber nur als knappe Antwort „Ich will aber."
Ich sah auffordernd zu ihm rüber, während er anscheinend überlegte wo und mit was er anfangen sollte.
„Wir hatten einige Schicksalsschläge in den letzten Jahre... und gerade heute fehlen sie mir einfach so", Louis schluckte und schaute schnell weg, aber ich hatte trotzdem gesehen, wie sich Tränen in seinen Augen gebildet hatten.
Ohne weiter darüber nachzudenken, zog ich ihn einfach in eine Umarmung. Kein Wort konnte diese Situation aufheitern oder Vergangenes ungeschehen machen, aber vielleicht half es ja, dass er sich nicht alleine fühlte.
Zuerst merkte ich, wie Louis seinen Körper anspannte und ich dachte wieder einmal darüber nach, dass ich mit meiner Umarmung die so vertrauensvolle Situation zerstört hatte. Doch kurz danach schlang auch Louis seine Arme um meinen Körper und drückte mich fest. Er schien sich richtig in diese Umarmung fallen zu lassen.
Ich weiß nicht, wie lange wir so da standen, hatte aber das Gefühl, dass sich keiner von uns beiden aus der Umarmung lösen wollte. Sein Duft stieg mir in die Nase und benebelte etwas meine Sinne.
Er strahlte so eine Wärme und Geborgenheit aus, dass mir trotz des kalten Windes, der immer noch durch die Straßen pfiff auf einmal richtig warm war.

Plötzlich richtete sich Louis wieder auf und ich löste mich aus der Umarmung. Sofort wurde mir wieder kalt und das geborgene Gefühl verließ mich. Lag es vielleicht daran, dass es inzwischen noch windiger geworden war oder war es eher der Körperkontakt, der mir fehlte?
Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke noch etwas höher und versteckte meine Hände in den Ärmeln.

„Komm ich bring dich noch nach Hause", meinte Louis. Doch noch bevor ich das Angebot dankend ablehnen konnte, ergänzter er noch „Keine Widerrede. Man lässt ein Mädchen nicht nachts alleine nach Hause laufen."
Ich zuckte nur resigniert mit den Schultern und schlug mit Louis den Heimweg ein.

moments (Louis Tomlinson ff) Where stories live. Discover now