achtunddreißig

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achtunddreißig

„Na, freust du dich schon?", fragte mich Louis mit einem überirdischen Grinsen, nachdem ich mich auf den schwarzen Ledersitz des Autos, mit welchem wir den Weg zu sämtlichen Terminen zurücklegen werden, neben ihn fallen gelassen hatte.

Diplomatisch antwortete ich: „Ich bin viel eher gespannt, was alles so auf mich zukommen wird."

„Ach komm Liv, das wird lustig. Stell dir einfach vor, es wäre ein Klassenausflug...", strahlte Louis mich an und ich musste gegen meinen Willen lächeln. Allerdings nicht aus dem Grund, dass Louis mir gerade Mut gemacht hatte.

Ehrlich gesagt bezweckte die Assoziation des Klassenausflugs bei mir nicht wirklich positive Gedanken, da unsere Schule damals die Klassenausflüge nach dem Motto „Wir machen das, was den Schülern am wenigsten Spaß macht" geplant hatte. Daraus folgten jährliche Wanderungen durch langweilige Landschaften oder Museumsbesuche, in denen nur alte Steine und Knochen zu sehen waren.

Das es sich bei dem ersten Termin des Tages um ein Radiointerview handelte, wurde mir spätestens dann bewusst, als ich mich in der riesigen Eingangshalle eines modernen Gebäudes befand, in welcher wir von einer für Louis zuständigen Assistentin abgeholt wurden.
Ich wusste gar nicht, ob ich zuerst ihre schwindelerregend hohen Absätze, auf denen sie sich geschmeidiger bewegte, als ich in meinen Nikes oder ihren kurzen Bleistiftrock bewundern sollte, welcher von der Länge her vielmehr an ein Stirnband, als an ein Unterteil erinnerte.
Mein Blick blieb allerdings an ihren rehbraunen Augen hängen, mit denen sie seit der ersten Sekunde Louis zuklimperte.
Nicht nur, dass ich mir mit meiner Jeans und dem schwarzen basic Shirt vollkommen underdressed vorkam, sondern auch die Tatsache, dass ich komplett ignoriert wurde, erweckte in mir nicht wirklich den Wohlfühlfaktor.

„Wieso musst du in die Maske, wenn du ein Radiointerview gibst?", fragte ich leicht dümmlich, nachdem ich ihnen wie ein Dackel in einen Raum, welcher höchstwahrscheinlich als Garderobe fungierte, hinterher gelaufen war.

Doch noch bevor mir meine Begleitung die Frage beantworten konnte, fiel der Blick der - zugegebenermaßen bildhübschen - Assistentin zum ersten Mal auf mich.
„Und wer genau bist du?", fragend blickte sie mich an, wobei der das spöttische Zucken ihrer Mundwinkel für mich nicht unentdeckt blieb.

Louis, dem anscheinend bis jetzt noch nicht aufgefallen war, wie unkomfortabel die Situation für mich gerade war, räusperte sich nun und begann: „Ja also das ist Liv... sie ist... ähm...?"

Nun warf auch er mir einen fragenden Blick zu. Ja was war ich hier eigentlich. Wenn ich ehrlich war, hatte ich keine Ahnung, wie ich möglichst plausibel den Grund meiner Anwesenheit beschreiben sollte.

„Ich bin die Praktikantin?", antwortete ich, doch meine Antwort glich eher einer Frage. Diese Information wurde von allen Beteiligten nur mit einem Schulterzucken wahrgenommen, mit Ausnahme von Louis, welcher mit vollster Anstrengung versuchte, sein Lachen zu unterdrücken.

„Meine Praktikantin also?", raunte er mir zu, als er an mir vorbei ging, um sein Outfit von einem Hoodie zu einem anderen zu wechseln.

„Egal, was dir gerade durch den Kopf geht, hör auf damit, so etwas zu denken. Hast du etwa zu viele Fanfictions über dich selbst gelesen?", schüttelte ich gespielt fassungslos den Kopf, nachdem ich sein anzügliches Grinsen bemerkt hatte.

Mit einem frechen Lachen verabschiedete sich Louis zu seinem Interview.
Ich währenddessen saß auf einem Sofa in der Garderobe und beobachtete das Interview, welches zudem aufgezeichnet wurde. Was auch erklärte, warum Louis gerade eben noch einmal eine ordentliche Schicht Puder abbekommen hatte.
Zu dem Interview an sich war nicht wirklich viel zu sagen, außer dass Louis absolut fantastisch war. Er hatte Humor, sprach dennoch über tiefgründige Themen und ich machte genau das, was Louis mir schon vor einigen Tagen prophezeit hatte: Ich himmelte ihn an.

Das zweite Interview an diesem Tag, zu welchem wir danach fuhren, lief in etwa genauso ab: Ähnlich hübsche Assistentin, mit dem Hang dazu Begleiterinnen zu ignorieren. Diesmal wurde allerdings nicht einmal nachgefragt, wer ich eigentlich war, da meine Anwesenheit offenbar für niemanden eine besonders hohe Relevanz darstellte.
Dies ließ mich auch, während ich mit Louis zu der Location, in welcher sein heutiges Konzert stattfinden würde, fuhr, meine Aussage überdenken, wie nervig unsere früheren Klassenausflüge waren. Im Vergleich zu dem heute Erlebten, schienen mir ein paar alte Steine, doch recht unterhaltsam.

Auch vor Ort, hatte Louis wenig Zeit. Zwischen Soundcheck und Auftritt, war er damit beschäftigt Organisatorisches bezüglich der nächsten Tourziele abzuklären und mit seinem Team zu diskutieren, dass es nicht wirklich einen Unterschied zwischen Stoff- und Jogginghosen gab.
Ich schaffte es gerade noch Louis ein „Viel Spaß" hinterherzurufen, als er sich auf den Weg machte, die Bühne zu betreten.

Auch diesmal wurde er von ohrenbetäubendem Gekreische begrüßt und ich musste lächeln, als ich ihm anmerkte, wie viel ihm das immer noch bedeutete, obwohl er das schon einige Jahre lang machte.

Diesmal hatte ich nicht die Perspektive der Zuschauer, sondern stand Backstage so, dass ich sowohl Louis in seinem Seitenprofil, als auch das vordere Drittel der Fans gut erkennen konnte.

Und was soll ich sagen? Der Auftritt war mal wieder fantastisch. Seine engelsgleiche Stimme, die mir nach wie vor den Atem raubte und seine gesamte Bühnenpräsenz waren fantastisch. Er hatte Spaß und diese Euphorie schwappte auf jeden, welcher sich in dieser Halle befand, über.

Die Fans tobten, Louis strahlte und in genau diesem Moment wurde mir bewusst, dass egal was Louis mit dem heutigen Tag bezwecken wollte, dieser Schuss eindeutig nach hinten losgegangen war.

Der Tag hatte mir das deutlich gemacht, womit ich schon seit dem Moment, an dem ich von Louis Bekanntheit erfahren hatte, haderte. Louis Leben war ungefähr so weit von meinem entfernt, wie Pluto von der Erde.

Und ich konnte ihm diese Tatsache nicht einmal verübeln. Denn er hatte einen tollen Charakter, wahnsinnig viel Talent und sah nebenbei noch zum Niederknien gut aus.

Genau in dem Moment, in dem ich realisierte, dass Louis einfach zu gut für mich war, kam dieser verschwitzt, aber mit vor Glück strahlenden Augen von der Bühne.

„Hat es dir gefallen?", fragte er mich, während das Geschrei und der Applaus im Hintergrund nur langsam verebbte. Als Antwort nickte ich nur, da ich gerade verzweifelt versuchte den dicken Kloß, welcher sich seit dem Moment in dem ich wirklich realisiert hatte, dass sich Louis und ich uns definitiv nicht auf den gleichen Level befanden, in meiner Kehle befand, herunterzuschlucken.

Louis sah mich fragend mit einem besorgten Blick an: „Hey ist alles ok?"

„Ja klar", meinte ich, konnte ihm dabei aber nicht in die Augen schauen. Vielmehr war ich damit beschäftigt, nicht sofort in Tränen auszubrechen.

„Liv...", murmelte Louis, welcher sehr wohl bemerkt hatte, dass meine Antwort nicht so ganz der Wahrheit entsprach und wollte mich in eine Umarmung ziehen.

Und obwohl ich in meinem tiefsten Inneren nichts anderes wollte, als ihn zu umarmen, machte ich einen Schritt nach hinten, um wieder etwas Distanz zwischen uns zu schaffen.

„Bitte, mach es mir nicht noch schwerer, als es ist...", begann ich und merkte, wie sich die erste Träne in meinem Augenwinkel bildete.

„Louis ich weiß nicht, was du genau mit dem Tag heute bezwecken wolltest, aber mir ist bewusst geworden, dass deine Welt eine ganz andere ist als meine. Es würde einfach nicht funktionieren. Es liegt nicht an dir. Du bist perfekt. Aber ich kann da einfach nicht mithalten. Ich könnte dir nie das geben, was du verdienst...", nun hatte sich die erste Träne ihren Weg die Wange heruntergebahnt und ich war froh, dass ich ein Schluchzen bisher unterdrücken konnte.

Louis, der bisher noch nicht zu mir gesagt hatte, machte einen Schritt auf mich zu, nahm meine Hand in seine und sagte flehend: „Liv, schau mir in die Augen und sag mir, dass du nichts für mich empfindest."

Der Blick in seine blauen Augen war einfach zu viel für mich. Ich konnte ihm nicht standhalten. Und noch weniger konnte ich das machen, was er in dem Moment von mir verlangte.

„Ich kann das nicht", flüsterte ich mit erstickterem Stimme, riss mich los und lief Richtung Ausgang zu.

Und als mir mit jedem meiner schnellen Schritte eine weitere Träne die Wange hinablief, wusste ich, dass ich gerade nicht nur Louis', sondern auch mein Herz gebrochen hatte.

moments (Louis Tomlinson ff) Onde as histórias ganham vida. Descobre agora