elf

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elf

Mit einem letzten prüfenden Blick begutachtete ich mich im Spiegel, bevor ich das Haus an diesem grauen Nachmittag verließ.
In Anbetracht der Tatsache, dass ich mich nach wie vor - und trotz allen kläglich gescheiterten Versuchen - noch nicht wirklich besser fühlte, hatte ich mich für eine einfache Jeans und einen bequemen Kapuzenpulli entschieden.
Natürlich hätte ich mich auch schicker machen können, aber wäre es nicht etwas auffällig gewesen, wenn ich einen oscarreifen Auftritt auf dem Kinderspielplatz hingelegt hätte? Ich denke schon.

Beim Hinausgehen schnappte ich mir noch schnell die Tischtennisschläger. Um ehrlich zu sein, hatte ich die meiste Zeit dafür verschwenden müssen, die Schläger und das Equipment in unserem fast schon messihaften Keller zu suchen.
Aus diesem Grund pustete ich auch zu allererst die dicke Staubschicht herunter, nachdem ich das Haus verlassen hatte. Nicht, dass wir einen Asthmaanfall beim Spielen bekämen.
Da ich schon etwas spät dran war, lief ich schnellen Schrittes zu meiner alten Grundschule. Die frische Luft war gut für meine Kopfschmerzen und als ich die Tischtennisplatte erblickte, fühlte ich mich fast schon wieder fit. Was natürlich auch daran liegen könnte, dass Louis schon vor mir da war und sich lässig gegen die Platte gelehnt hatte.
Ich musste feststellen, dass er wieder einmal fantastisch aussah. Was vermutlich eher an seiner Ausstrahlung, als an seinem Outfit lag. Auch er hatte sich offensichtlich für ein entspanntes Outfit entschieden, denn er stand in Jogginghose und Hoodie vor mir.

„Hey!", begrüßte ich ihn, als ich an der Tischtennisplatte angekommen war.
„Na, bist du fit?", wurde ich daraufhin gefragt.
Ich versuchte keine Miene zu verziehen und log: „Natürlich, ich bin absolut fit." Dann fügte ich noch ein grinsendes „Wieso? Bist du nicht fit?" an. Doch Louis schüttelte nur grinsend den Kopf, verzog nach dieser ruckartigen Bewegung allerdings leicht das Gesicht.
Innerlich hoffte ich, dass Louis mindestens genauso verkatert war wie ich, denn ich war heute absolut nicht in Höchstform.
„Bist du bereit?" fragte ich Louis, als ich ihm seinen Schläger zu warf.
„Ich war noch nie nicht bereit", zwinkerte er mir zu, während ich mit dem Aufschlag anfing.

Schon nachdem der Ball einige Male hin und hergedoppst war, bereute ich meine großspurigen Worte. Das Geräusch, welches der Ball bei jedem Aufdoppsen machte, brachte meinen Kopf - wohlgemerkt trotz eingeworfener Kopfschmerztablette - fast zum Explodieren.
Ich versuchte mich weiterhin auf das Match zu konzentrieren, bemerkte aber, dass Louis und ich ungefähr auf dem gleichen Level spielten.
Jetzt kam es nur darauf an, wer sich besser konzentrieren konnte und mehr Durchhaltevermögen an den Tag legte.

Gerade als ich dachte, meine Kopfschmerzen würden mich umbringen und ich müsste mich wohl oder übel geschlagen geben, ließ Louis meinen Schlag ungenutzt weiter doppsen und meinte: „Diese Kopfschmerzen bringen mich noch um. Können wir einfach ausmachen, dass du gewonnen hast und endlich mit diesem Spiel aufhören?"
Ich versuchte cool zu bleiben und meinte nur „Klar, wenn es dir damit besser geht", jubelte jedoch innerlich, denn viel länger hätte ich das auch nicht mehr ausgehalten.

Während ich also hochhüpfte, um mich auf die Platte zu setzen, kickte Louis noch gekonnt den Tischtennisball in meine Richtung.
„Aha, ein Fußballer also", stellte ich fest.
Louis grinste nur schief „Ist nur ein Hobby", bevor er sich neben mir auf die Tischtennisplatte niederließ und mir feierlich seinen Schläger und den Tischtennisball aushändigte.
„Gibt es eigentlich etwas, das du nicht kannst?" fragte ich ihm im Hinblick auf seine sowohl musikalischen, als auch Sportlerinnen Talente. Als Louis daraufhin nur mit unschuldigem Blick mit den Schultern zuckte, seufzte ich „Wenigstens einer hier mit Talent."

Durch die Bewegung beim Spielen war der Ärmel seines Pullovers hochgerutscht und zum allerersten Mal bemerkte ich die schwarzen Zeichnungen auf seiner Haut.
Louis folgte meinem Blick und zog schnell den Ärmel herunter, als er sah, dass ich das, was von dem Tattoo sichtbar war, betrachtete.
„Sind dir deine Jugendsünden peinlich?", lachte ich nur, obwohl ich innerlich etwas gekränkt war. Ich dachte, wir hatten mittlerweile eine Vertrauensbasis geschaffen, aber da war ich wohl mit meiner Meinung alleine.
„Ach Quatsch..." murmelte Louis nur und zog seinen Ärmel daraufhin wieder hoch, damit ich die Kunstwerke weiter betrachten konnte.
Dabei handelte es sich nicht um ein großes Motiv, sondern um viele aneinandergereihte Kleinigkeiten. Es sah fast wie ein Skizzenheft auf der Haut aus. Obwohl es auf den ersten Blick etwas sinnlos aussah, hatte es nach näherer Betrachtung etwas schönes und vor allem Einzigartiges. Es passte zu Louis.
Schade nur, dass er das alles bisher immer unter den langen Ärmeln seiner übergroßen Hoodies versteckt hatte.
„Also ich finde das gar nicht so schlecht, also ich meine, es ist nichts was dir peinlich sein muss", versuchte ich die passenden Worte zu finden, woran ich offensichtlich kläglich scheiterte.
„Früher wollte ich nie rauchen und nie tattoowiert sein", grinste Louis schief.
Ich antwortete darauf nur grinsend „Hat ja ganz toll geklappt."
„Ich habe irgendwann mal angefangen, und wenn man einmal angefangen hat, kann man nicht mehr damit aufhören. Es wurden immer mehr und mehr mit der Zeit. Jetzt sind sie eine schöne Erinnerung an bestimmte Zeiten in meinem Leben oder bestimmte Menschen mit denen ich schöne Momente erleben durfte", erklärte Louis mir.

Diese Erklärung lies ich unkommentiert stehen. Ich konnte dazu nicht wirklich was sagen, da ich bisher noch keine Tinte unter meine Haut gelassen hatte. Nachdem mein damaliges Bauchnabelpiercing im Teenageralter schon ein riesiges Drama bei uns zu Hause verursacht hatte, hielt ich mich im Hinblick auf mein Erbe lieber von Tattoo-Studios fern.

„Also würdest du dir als Erinnerung an unser tolles Match einen Tischtennisschläger stehen lassen?" lachte ich, woraufhin Louis wieder einmal schief grinste.
„Wahrscheinlich schon, aber das stellt jetzt nicht so eine tolle Erinnerung dar, dass ich sie mir unbedingt stechen lassen muss." Als er meinen erschrockenen Blick sah, fügte er jedoch schnell hinzu: „Es liegt nicht daran, dass ich nicht gerne Zeit mit dir verbringe, aber ich bin nach Besatzern Nacht einfach wahnsinnig verkatert."
Wir lachten beide, als wir an die letzte Party dachten.

„Apropo Party: Was sind eigentlich deine Pläne für Silvester?"

moments (Louis Tomlinson ff) Where stories live. Discover now