einunddreißig

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einunddreißig

Ich drehte mich von der rechten auf meine linke Seite. Schon seit Stunden versuchte ich einzuschlafen. Jedoch vergebens.
Obwohl ich mich erschöpft und müde fühlte, kam ich einfach nicht zur Ruhe.

Ein Blick auf meinen Wecker zeigte mir, dass mir gar nicht mehr so viele Stunden zum Schlafen übrig blieben, bis ich wieder aufstehen musste. Schon jetzt wusste ich, dass ich mich in einigen Stunden mehr schlecht als recht ins Büro schleppen und dort versuchen würde, den Tag möglichst ohne Probleme durchzustehen.

Das hier war ja schließlich nicht die einzige Nacht, in der ich nicht in den Schlaf fand. Auch die letzten Nächte hatte ich unruhig und eindeutig zu wenig geschlafen.
Sobald ich mich in mein Bett gelegt hatte, fing ich an, mir immer wieder die gleichen Gedanken zu machen.

Nachdem mir bewusst wurde, dass die linke Seite auch nicht wirklich bequemer war als die rechte drehte ich mich auf den Rücken und starrte an meine dunkle Zimmerdecke.

Als Louis vorhin überraschend vor meiner Tür stand, hatte mich fast der Schlag getroffen.
Selbstverständlich sah ich genau in diesem Moment so aus, als hätte ich mein Leben absolut nicht im Griff. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich es bereut nicht auf Josy gehört zu haben, die mir schon seit Jahren vorwarf in was für einem unmöglichen Style ich zu Hause herumlief.
Und ausgerechnet dann, wenn ich die ältesten Klamotten anhatte, stand Louis vor meiner Türe. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken.

Gleichzeitig hatte ich innerlich dafür gebetet, dass ich dank Unmengen an Concealer nicht so aussah, als hätte ich in den letzen Nächten mir mehr Gedanken um ihn gemacht, als dass ich Zeit mit Schlafen verbracht hatte.

Jedoch war mir nicht entgangen, dass auch er etwas abgehetzt und erschöpft gewirkt hatte. Wobei ich das vielmehr auf seinen Job schob und nicht auf mich.

„Und ich wollte das zwischen uns nicht kaputt machen, weil ich mich Hals über Kopf in dich verliebt habe."

Ich konnte einfach nicht aufhören daran zu denken, was Louis gesagt hatte. Immer und immer wieder spielte ich das Geschehen vor meinem inneren Auge ab, konnte jedoch immer noch nicht wirklich realisieren, dass sich Louis Tomlinson in mich verliebt hatte. Ausgerechnet in mich!

Genauso irritiert wie ich mich in dem Moment gefühlt hatte, hatte ich Louis wahrscheinlich auch angestarrt.
Ich hatte das Gefühl, dass ich in diesem Moment völlig meine Muttersprache verloren hatte, denn mir kam kein Wort über die Lippen.
Und selbst nachdem Louis nach einem Blick auf die Uhr sich schnell wieder vom Acker gemacht hatte, stand ich noch gefühlt viele weitere Minuten wie festgefroren da und konnte nichts machen.

Innerlich kämpften jedoch zwei Seiten. Die eine, welche übrigens bei Louis Anblick schon wieder fast vergessen hatte, wie man atmet, wäre am Liebsten auf ihn zugegangen und in seine Arme gefallen.
Aber da gab es ja auch noch die andere Seite. Die Seite, die es immer noch nicht glauben konnte wer Louis wirklich war und dass er ihr das die ganze Zeit verschwiegen konnte. Die Seite, die sich zutiefst verletzt fühlt. Die Seite, die anzweifelt, ob sie die Person, die sie über die letzten Wochen in ihr Herz geschlossen hatte, wirklich kannte.

Auch wenn Louis mir versichert hatte, dass ich ihn so kennengelernt hatte, wie er wirklich war, spürte ich in mir immer noch diese Blockade.
Es stimmt, was er gesagt hatte: Er hat mich nie diesbezüglich angelogen. Ich war diejenige gewesen, die ihn nicht kannte und aus der Situation voreilige Schlüsse gezogen hatte.
Aber warum nur hatte er es mir nicht erzählen wollen?
Wenn er mir doch vertraute und mir sogar ein filmreifes Liebesgeständnis gemacht hatte, hätte er es mir doch sagen können?

Nachdem ich mir in dieser Nacht zum 100. Mal die Gedanken über genau das gleiche Thema machte, realisierte ich, dass wenn ich weiterhin hier rumliegen und Löcher in die Dunkelheit starren würde, sich auch daran nichts ändern würde.

Energisch setzte ich mich auf, knipste mein Licht auf dem Nachttisch an und angelte mir meinen Laptop.
Nachdem sich meine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten und mein Laptop hochgefahren war, fand ich schnell wonach ich suchte.

Wie zu erwarten, waren die Konzerte von Louis' Tour alle restlos ausverkauft.
Nachdem ich damals meinen Kleiner- Finger-Schwur bezüglich der Unterstützung für seinen Auftritt geleistet hatte, hatte Louis mir zwar angeboten, dass er sich um Eintrittskarten für mich kümmern würde, doch ich hatte energisch abgelehnt. Denn erstens hätte ich im Traum nicht daran gedacht, dass es sich bei meinem Gegenüber um einen sehr begehrten Star handeln könnte und zweitens wollte ich ihn ja unterstützen und auch Eintritt bezahlen.

Hätte ich das Angebot einfach angenommen, müsste ich mich jetzt nicht mitten in der Nacht auf zwielichtigen Internetseiten herumtreiben, welche die begehrten Konzertkarten weiterverkauften. Und das zu Preisen, bei dem ich jetzt schon mein Bankkonto weinen hören konnte.

Doch waren völlig überteuerte Konzertkarten mehr wert als mein Herz, welches immer schneller klopfte sobald ich an Louis dachte? Waren sie mehr wert als das Gefühl das ich hatte, als Louis mir gestanden hatte, dass er sich in mich verliebt hatte?
Wohl kaum.

Nach einigem hin und her hatte ich endlich einen Wiederverkäufer gefunden, der wenigstens halbwegs seriös wirkte und hatte mir kurzerhand die Karte gekauft.

Als ich nach dieser nächtlichen Aktion mein Laptop wieder auf die Seite gelegt, das Licht gelöscht und wieder in die Laken gefallen war, hatte ich zwar das Gefühl, dass ich eine Niere verkaufen musste, um mir diese Karte zu kaufen.

Allerdings freute ich mich schon Louis live zu sehen. Ich freute mich darauf, ihn unterstützen zu können. Ich freute mich darauf, mehr von seiner Welt kennen lernen zu können.
Vielleicht würde ich mich ja damit anfreunden können, dass Louis doch nicht nur ein ganz normaler Junge war.

Und noch bevor ich mir weitere Gedanken über das bevorstehende Konzert machen konnte, war ich schon ich einen tiefen und erholsamen Schlaf gefallen.

moments (Louis Tomlinson ff) Where stories live. Discover now