drei

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-Liv's Point of view -

Unentschlossen stand ich nun vor dem Schuhregal. Ich hatte es mir einfacher vorgestellt, Schuhe für meine Schwester zu kaufen. Aber die ganze Sache gestaltete sich leider schwieriger als erwartet. Zum Einen war ich mir absolut nicht sicher, was gerade für eine 15-Jährige cool war und zum Anderen hatten sie in dem Laden leider viel zu viel Auswahl. Hätte ich mich nicht im 5-Minuten-Rhythmus selbst daran erinnert, dass ich hier für das Geschenk meiner Schwester war, hätte ich bestimmt schon 3 Paar für mich selbst gekauft.

Skeptisch betrachtete ich den Schuh in meiner Hand, drehte ihn hin und her und beschloss dann, dass die Farbe Flieder einfach viel zu empfindlich war und sich wahrscheinlich nach 2 maligem  Tragen in ein schmutziges braun-grau verändern würde, was man erfahrungsgemäß selbst in der Waschmaschine nicht mehr herausbekam.
Ich war schon nah dran, einfach aufzugeben und den erst Besten zu kaufen als sich hinter mir jemand räusperte.

„Entschuldigung, kann ich dir vielleicht beratend zur Seite stehen?", fragte mich die Person. Ohne meinen Blick vom Schuhregal abzuwenden, antwortete ich schnell: „Nein danke. Ich habe bereits Ihrem Kollegen gesagt, dass ich mich nur umschaue..."

Nachdem ich allerdings einen Blick auf meinen Nebenmann geworfen hatte, stoppte ich und beendete meine Verneinung mit den Worten: „... oh, ich glaube du arbeitest gar nicht hier oder?" Als Antwort darauf bekam ich nur ein lachendes Kopfschütteln.

Kritisch sah ich ihn mir etwas näher an. Durch die Mütze in Verbindung mit der großen Kapuze konnte ich recht wenig erkennen. Auch der weite Hoodie und die Stoffhose ließen so gut wie nichts durchblicken.

„Also was ist jetzt? Kannst du wirklich keine Hilfe gebrauchen? Ich bin sozusagen Profi", dabei blickte er an sich herunter. Ich folgte seinem Blick und sah die wohl ausgelatschtesten schwarzen Vans, die ich jemals gesehen hatte. „Vielleicht sollten wir eher welche für dich aussuchen?", fragte ich grinsend, meinen Blick immer noch auf sein Schuhwerk gerichtet. Er grinste nur schelmisch zurück.

Die darauf folgende Stille, die dadurch entstand, dass ich mein Interesse wieder dem Schuhregal gewidmet hatte, unterbrach er. „Den würde ich auf keinen Fall nehmen. Sehr empfindliche Farbe", meinte er, während er auf den fliederfarbenen Schuh zeigte den ich zuvor kurz in Betracht gezogen hatte. Ich wollte gerade antworten, dass mir dieser Aspekt auch in den Kopf gekommen war und ich daraufhin beschlossen hatte, mich eher in einer dunkleren Farbgruppe zu orientieren, als mein Blick auf seine Sonnenbrille fiel. „Kannst du mit der Sonnenbrille auf dem Kopf überhaupt die Farbe richtig beurteilen?", fragte ich ihn kritisch. Ich meine wir haben Dezember, der Londoner Himmel war wie immer ziemlich grau und zudem befanden wir uns in einem Geschäft. Schon komisch. Noch bevor ich es ausgesprochen hatte, bereute ich es aber sofort. Konnte ja sein, dass er eine Lichtempflindlichkeit oder eine andere Augenkrankheit hatte und dass ich ihn darauf so plump angesprochen hatte, passte mir selbst nicht so ganz. Immerhin war er ein Fremder. Er aber lachte nur und zog die Brille mit den Worten „Dann setze ich sie mal ab, aber nur, damit du aufhörst, wie ein angeschossenes Reh auszusehen" aus. Hatte er gerade „angeschossenes Reh" gesagt? Na super, genau das war natürlich der Traum einer jeden Frau: auszusehen wie ein angeschossenes Reh. Innerlich verdrehte ich meine Augen über mich selbst, versuchte aber mit meinem pokerface nach außen ganz cool und lässig rüber zu kommen, was mir wahrscheinlich nicht ganz so gut gelang.

Immerhin konnte ich nun etwas mehr von seinem Gesicht erkennen, besonders natürlich seine Augen. Bevor er mich allerdings dabei erwischte, wie ich ihn prüfend unter die Lupe nahm, wechselte ich das Thema wieder hin zu den Schuhen.
„Welche Farbe könntest du mir denn stattdessen empfehlen?", fragte ich, um endlich mal mit meinem Geschenkethema fertig zu werden. „Naja, schwarz geht ja eigentlich immer", meinte er und zeigte auf die klassischen Vans. „Schwarz? Ist das nicht etwas zu basic? Ich meine fast jeder hat solche" antwortete ich mit einem bedeutungsvollen Blick auf seine Schuhe.
„Aber basic bedeutet doch nicht unbedingt schlecht", meinte er grinsend. Ich verdrehte die Augen und sagte „Kann schon sein, aber bist du sicher, dass das eine 15-Jährige genauso sieht?"

„Du bist erst 15?", fragte er daraufhin komplett irritiert. Ich lachte „Nein natürlich nicht, ich meinte meine kleine Schwester."
„Und was gefällt deiner kleinen Schwester so? Also welche Farbe?" Darauf konnte ich nur mit einem Schulterzucken antworten. „Sie ist 15, wahrscheinlich findet sie alles cool, was sie so auf Instagram sieht."

„Naja das sind jetzt ziemlich wenige Informationen, um dich standesgemäß zu beraten", grinste er. Generell fiel mir auf, dass er sehr viel zu lachen schien. Generell hatte er auch ein schönes, tatsächlich sogar mitreißendes Lachen, wenn ich näher darüber nachdachte. Ich wollte aber nicht länger darüber nachdenken, sondern endlich mit meiner Shoppingtour fertig werden.

Spontan entschloss ich mich dazu, einfach einen in weinrot zu nehmen. „Der gefällt ihr bestimmt. Und wenn nicht, zieh ich ihn halt an", machte ich meinem Gegenüber die Entscheidung bekannt und stapfte auf die Kasse, an der ich vorhin schon mit meinem ganzen Tüten hängengeblieben bin, zu. Er zuckte nur mit den Schultern und meinte lachend „Das ist natürlich auch eine Möglichkeit."

Ich bezahlte die Schuhe und bekam im Gegenzug dazu noch eine weitere Tüte, bei dessen Anblick ich mich wirklich fragte, wie ich das ganze Zeug unbeschadet mit der U-Bahn wieder nach Hause bringen wollte. Ich schob den Gedanken von einer höchst anstrengenden Heimfahrt allerdings beiseite, als ich sah, dass der Typ immer noch neben mir stand.
„Äh ist noch was?", fragte ich ihn ein bisschen zu schroff. Aber er schien es gelassen zu nehmen, denn er antwortete nur mit einem schiefen Grinsen:"Möchtest du mich nicht auf einen Kaffee einladen? So als Dank für die gute Beratung und Unterstützung?" Ich lachte laut auf „Naja, so viel hast du dazu jetzt auch nicht beigetragen."
Ganz frech antwortete er mir mit den Worten „Bist du dir da sicher?" und zwinkerte mir zu.
„Eigentlich schon. Und außerdem läuft das doch eigentlich immer andersherum ab oder?" Stellte ich meine Gegenfrage. „Kann schon sein, aber ich habe gar kein Geld dabei", druckste er nun etwas herum, überspielte die Situation allerdings wieder mit einem charmanten Lächeln.

In einem Anflug von vorweihnachtlicher Besinnlichkeit und Großzügigkeit zuckte ich nur mit den Schultern „Na wenn du unbedingt darauf bestehst."
Mit einem siegessicheren Lächeln nickte er. Bevor wir den Weg aus dem Laden fanden streckte er mir seine Hand entgegen. Etwas verwirrt betrachtete ich das mir entgegengestreckte Körperteil, während er nur meinte „Ich bin übrigens Louis."
Aufgrund meiner sehr überfordernden Situation mit den Tüten ignorierte ich die Hand und nickte ihm nur zu „Liv."

moments (Louis Tomlinson ff) Where stories live. Discover now