Gehandicapt - Eine besondere...

By readerbunny01

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1. Platz beim Galaxy-Award in der Kategorie Jugendliteratur, vielen Dank dafür! Auch wenn Alice wegen eines U... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Epilog
Nachwort

Kapitel 30

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By readerbunny01

Sie kann nicht schlafen, und das liegt nicht nur an dem Gewitter, was schon den ganzen Nachmittag am Horizont grollt. Hoffentlich wird es jetzt ein bisschen kühler. Ich glaube, jetzt, wo ihre Freunde weg sind, ist es noch schlimmer geworden. Heute ist sie früh ins Bett gegangen. Thomas und ich sitzen noch im Wohnzimmer und sehen uns einen Film an, als es das erste Mal passiert. Es kam bisher kein einziges Mal vor, dass jemand, den ich kannte, solch schreckliche Alpträume hatte, dass er davon schreiend aufgewacht ist. Thomas drückt auf Pause und ich springe sofort auf. Als ich ins Zimmer komme und das Licht an mache, sitzt Alice bereits aufrecht in ihrem Bett, das Shirt am Rücken nass geschwitzt und das Gesicht in den Händen vergraben. Sie zittert am ganzen Körper.
„Alice.“ Besorgt setzte ich mich ihr gegenüber auf das Bett. Sie hebt den Blick und ich sehe ihre von Angst und Schrecken geweiteten Augen. Tränen laufen ihr über die Wangen. Kurzerhand umarme ich sie. Thomas, der ebenfalls nach Alice sehen wollte, entfernte sich auf mein Nicken hin wieder. Nach einigen Minuten beruhigenden Rückensteichelns, hört Alice wieder zu zittern auf.
„Geht's jetzt?“, frage ich leise und sie nickt und lehnt sich wieder in ihre Kissen.
„Danke“, flüstert sie und ich stehe auf, mache das Licht aus und schließe die Tür.
„Was ist los?“, fragt Thomas, als ich ins Wohnzimmer zurückkomme.
Ich zucke mit den Schultern. „Ich glaube Alpträume.“ Bedeutend sehe ich ihn an. Die Geschichte mit dem Unfall im Pool auf Finnies Party habe ich ihm bereits vor einigen Tagen erzählt. Er hat sich furchtbar darüber aufgeregt, aber ich habe ihn gebeten, nichts zu unternehmen.
Nach dem Film gehen wir ins Bett, aber lange können wir nicht schlafen. Dieses Mal schreit sie immer wieder einen Namen, den Rest kann ich nicht verstehen. Ciaran.
„Bleib ruhig im Bett“, sage ich zu meinem Mann, „ich kümmere mich darum.“ Damit stehe ich auf und mach mich auf den Weg nach unten.
„Es war so schrecklich“, flüstert sie, als ich in ihr Zimmer komme. „So furchtbar.“
„Sollen wir Ciaran anrufen?“, frage ich sie, aber sie schüttelt entgeistert den Kopf. „Weißt du, ich will dir helfen, aber ich weiß nicht, wie.“ Ich mache eine hilflose Geste.
„Es... es geht jetzt bestimmt“, sagt sie leise, aber ich bin nicht überzeugt. „Wirklich, Sabine, bisher hat es immer irgendwann geklappt.“
Ich seufze. Obwohl ich ihr noch immer nicht glaube, stehe ich wieder auf, um zurück zu Thomas zu gehen. Als dieser fragt, was war, zucke ich nur mit den Achseln. Die Müdigkeit überlagert die Sorgen und relativ schnell schlafe ich wieder ein.
Als ich das nächste Mal auf die Uhr schaue, ist es morgens um zwei. Mit halb geschlossen Augen torkel ich die Treppe runter, weil das Licht so hell ist, schnappe mir im Flur das Telefon und öffne die Tür zu Alice' Zimmer. Was muss dieses Kind für Alpträume haben.
Dieses Mal ist es am schlimmsten. Sie ist total aufgelöst und schluchzt.
„So, das reicht mir jetzt.“ Bestimmt setze ich mich auf ihr Bett. Sie sieht das Telefon und weiß sofort, was gemeint ist. Ich sehe im Telefonbuch nach und drücke auf grün.
Entsetzt schüttelt sie den Kopf. „Nein, was machst du? Wir haben mitten in der Nacht! Es gibt keinen Grund, ihn anzurufen! Mir geht es gut!“
„Nein, dir geht es nicht gut! Glaub mir, wenn man nächtelang nicht gut schlafen kann und dann auch noch Alpträume bekommt, vor allem wenn man sonst nie welche hat, dann geht es einem nicht gut. Ja, du hast richtig gehört: Ich weiß davon. Glaubst du, ich sehe das nicht? Ich hab dich aufwachsen sehen, ich bin deine Mutter.“
„Nein, bist du nicht!“, ruft sie und obwohl ich ihre Beziehung zu mir kenne, versetzen mir diese Worte dennoch einen schmerzhaften Stich. „Mag sein, dass du mich aufgezogen hast, aber du bist nicht meine Mutter! Meine Mutter ist tot!“ Sofort sehe ich die Reue in ihrem Blick, doch der Schmerz bleibt. Es erinnert mich an einen Spruch, den ich mal irgendwo gelesen habe: Worte sind wie Kiesel. Sie wühlen die Wasseroberfläche auf, wenn man sie in den See wirft. Irgendwann beruhigt sich die Oberfläche wieder, aber die Steine bleiben für immer am Boden liegen.
„Ich komme vorbei. Moment, in zehn Minuten bin ich da.“
Zuerst weiß ich nicht, woher die Stimme kommt, dann wird mir bewusst, dass es Ciaran am Telefon ist, aber da hat er schon aufgelegt. Es tutet eine Weile, bis ich auf Rot drücke.
„Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll, Alice“, sage ich und ungewollt schleicht sich Verzweiflung in meine Stimme. „Ich würde dir so gerne helfen, aber ich weiß nicht, wie. Und dann hast du seinen Namen gerufen und ich dachte, dass er dir vielleicht helfen kann. Manchmal ist familiäre Hilfe eben nicht genug. Vor allem, wenn sie nur von einer Tante kommt.“ In diesem Moment hasse ich die Bitterkeit in meiner Stimme. Ich will Alice nicht verurteilen oder ihr ein schlechtes Gewissen machen, aber ich kann nichts dagegen tun. „Tut mir leid“, schiebe ich noch hinterher. Aus Angst, noch mehr dumme Dinge zu machen, stehe ich auf und gehe, das Licht lasse ich an.
In der dunklen Küche setze ich mich an den Tisch und stütze meine Stirn in meine Handfläche. Langsam holt mich die Müdigkeit ein. So sitze ich da und hänge meinen Gedanken über die Nacht und Alice' Worte nach, bis es an der Tür klingelt. Wie erwartet ist es Ciaran. Sein Gesicht ist von Sorge zerfurcht und seine Haare sind noch ganz verstrubbelt, Tropfen vom Regen hängen darin. Es rührt mich, dass ihm Alice so viel bedeutet.
„Komm rein“, sage ich müde, „tut mir leid, dass ich dich aus dem Bett geklingelt habe.“
„Schon okay“, sagt er und geht schnurstracks zu Alice' Zimmertür. Mit der Hand über der Klinke verharrt er kurz. „Sie hat es nicht so gemeint, da bin ich mir sicher.“
„Ich auch“, sage ich leise und er betritt ihr Zimmer. Mit einem etwas besseren Gefühl mache ich mich wieder auf den Weg zu Thomas ins Bett.

Noch mehr verzweifelte Tränen laufen über meine Wangen. Ich will kein Problemkind sein, das jede Nacht von Alpträumen gequält wird. Nicht noch mehr Problemkind, als ich es durch die Lähmung sowieso schon bin. Und es tut mir so leid, was ich gesagt habe. Und ich will nicht schwach sein. Ciaran kommt mitten in der Nacht, wo er eigentlich schlafen sollte. Es ist mir peinlich. Ich will kein Pflegefall sein, ich will nicht bedürftig sein.
Er klopft leise und tritt ein. Ich sehe ihn nicht an. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass er seine Tasche auf den Boden neben meinem Bett stellt und dann wird es dunkel. Er hat das Licht ausgemacht. Ich höre, wie er um das Bett herum geht und auf der freien Seite unter meine Decke krabbelt. Es ist stockfinster und ich kann nichts sehen, aber das macht seine Berührungen umso intensiver. Er nimmt mich in den Arm. Seine rechte Hand tastet mein Gesicht ab und als hätte er es schon tausende Male gemacht, streicht sein Daumen unter meinem Auge entlang und wischt die Tränen fort. Dann presst er mich stumm an seine Brust. Auch wenn ich zuerst nicht wollte, bin ich doch froh, dass er nun da ist. Und ich bin froh, dass er das Licht ausgemacht hat. Und ich bin froh, dass er nichts sagt, sondern einfach nur da ist.
Auch wenn ich jetzt ruhiger bin als vorher, schlafe ich nicht mehr ein. So liegen wir Arm in Arm in meinem Bett, bis der Morgen graut und auch danach liegen wir lange da, ohne etwas zu sagen.
Ciaran streicht mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr und sagt: „Ich hab Sabine gesagt, dass es dir leid tut.“
„Hast du alles gehört?“, frage ich leise. Er antwortet nicht. „Ich werde mich aber noch selbst entschuldigen.“
„Das habe ich nie in Frage gestellt.“ Er legt seine Hand auf mein Haar und streicht mit seinem Daumen wieder und wieder über meine Stirn. „Alice, ich kann dich verstehen und Sabine auch, vielleicht besser als ich. Du hast eine harte Nacht hinter dir, ach was, ganze Tage, Wochen, die an deinen Kräften gezehrt haben. Da ist es nur verständlich, wenn du mal gereizt reagierst, und Sabine weiß das auch. Gib dir nicht die Schuld an dem, was passiert ist. Du bist ein wunderbarer Mensch.“
Ich versuche zu lächeln, was auch besser klappt als gedacht. „Bitte, Ciaran, lass uns aufstehen. Ich will mich entschuldigen.“ Die Last meiner Worte liegt schwer. Er nickt, aber trotzdem bleiben wir noch einige Minuten liegen, in denen ich über unsere wirklich merkwürdige Beziehung nachdenke. Wir schlafen gemeinsam in einem Bett und er kommt mitten in der Nacht zu uns, aber wir haben uns bisher kein einziges Mal geküsst. Ich sage ihm, dass ich noch duschen gehen möchte und verschwinde ins Bad. Als ich wieder rauskomme, ist er nicht mehr da. Ich rolle aus dem Zimmer in die Küche, wo es schon wunderbar riecht. Ciaran steht am Herd und macht Spiegeleier, während Sabine den Tisch deckt und Thomas in der Zeitung liest. Als ich reinkomme sehen alle auf.
„Guten Morgen“, sage ich unsicher lächelnd.
„Guten Morgen, Schatz, wie geht's dir?“, fragt Thomas, während er wieder in seine Zeitung blickt.
„Ganz gut, denke ich.“
„Guten Morgen“, sagt Sabine. Hoffentlich bilde ich es mir nur ein, dass sie steifer ist als sonst. Ich sehe zu Ciaran. Er lächelt aufmunternd. Ich hole tief Luft.
„Sabine, es tut mir leid“, beginne ich. „Was ich gestern gesagt habe. Vor allem: Es stimmt noch nicht einmal. Ich hab mir Gedanken über den Begriff Mutter gemacht. Was ist eine Mutter? Die, die dich zur Welt bringt, oder die, die dich aufzieht? Die alle Sorgen mit dir teilt, Freude und Leid? Die du kennst? Die dich kennt? Die sich Sorgen um dich macht?“ Mir kommen die Tränen bei der Wahrheit dieser Worte. Dass meine Mutter gar nicht meine wahre Mutter ist und ich sie nur dafür gehalten habe, jahrelang. „Sabine, Thomas, ihr seid mehr meine Eltern, als es je jemand sein könnte.“ Die letzten Worte sind eher Schluchzer. Mir ist bewusst, dass ich trauere. Um meine Eltern, die nun nicht mehr meine Eltern sind. Aber ich weiß, dass es besser so ist.
„Oh, Alice.“ Auch Sabines Stimme ist rau. Sie kommt zu mir und umarmt mich ganz fest.
„Mama“, flüstere ich, um zu testen, wie es sich anhört und anfühlt. Und ich muss es noch einmal flüstern. „Mama.“
Als sie sich wieder aufrichtet, glitzern ihre Augen. Auch Thomas nimmt mich in die Arme und ich bin gerührt. Dennoch bin ich froh, als Marie in die Küche kommt und Ciaran sagt, die Spiegeleier seien fertig. Wir beginnen mit dem von ihm gemachten englischen Frühstück aus Eiern, Speck und Toast. In einer Runde, in der ich mich doch am wohlsten fühle.

Trotz des Gewitters und trotz des Regens gestern Nacht ist es so warm wie vorher, zum Glück nicht mehr so schwül. Ich frage mich, wie es so lange so heiß sein kann. Man könnte auch meinen, man gewöhne sich dran, aber es ist wieder ätzend heiß. Ciaran und ich putzen uns zusammen die Zähne, er hat alles mitgebracht, und setzen uns in den Schatten der Veranda. Wir gucken das Fotoalbum, das Simon mir geschenkt hat. Simon und ich im Planschbecken. Simon und ich an Fastnacht. Simon und ich mit Schultüten. Simon und wir alle im Garten. Wir fünf, die wir meinen fünften Geburtstag feiern. Auf der großen Torte ist mit Smarties eine Fünf gelegt worden. Dann ein Sprung bis zu meinem neunten Geburtstag, aber auch auf dem Foto lächele ich nicht viel. Das erste Bild, auf dem ich im Rollstuhl sitze.
„Als ich fünf war, war der Unfall. Deshalb die große Lücke“, erklärte ich Ciaran und schlage um. Wir fünf im Kino mit riesigen Popcorn-Tüten. Simons Geburtstag, Ellis Geburtstag, Lauras Geburtstag, Markus' Geburtstag. Auf den nächsten Fotos werden wir immer älter. Elf. Meine erste Übernachtungsparty. Dreizehn. Fünfzehn. Mein erstes wirkliches Lächeln. Das letzte Bild zeigt die Verlobungsfeier von Ellis Eltern.
„Man sieht, dass ihr euch sehr nahe steht“, meint Ciaran.
„Ja“, bestätige ich und betrachte das letzte Bild. Alle haben sich hingehockt, damit wir auf gleicher Höhe sind. Elli in der Mitte, rechts daneben ich, links Laura, Markus' Arm um Lauras Schultern, Simons um meine. Im Nachhinein könnte ich in dieses Bild so viel hineininterpretieren. Zum Beispiel, wie Simon den Arm um mich legt, vielleicht etwas besitzergreifend. Wir er lächelt, nicht mehr so unschuldig wie früher. Ich habe Schuldgefühle, weil ich es nicht früher bemerkt habe. Seit wann liebt er mich schon? Ohne dass ich ihn je bemerkt hätte. Simon war immer stiller als zum Beispiel Markus, aber das war auch immer in Ordnung. Wann hatte sich diese Stille so verändert? Wann war daraus Spannung zwischen uns entstanden, ohne dass ich auch nur einen Funken gesehen hätte?
Mit einem Ruck klappe ich das Buch zu. „Lass uns was anderes machen“, schlage ich vor.
„Wir könnten uns an den Teich setzen.“
„Ja, gute Idee.“ Im Moment ist mir alles recht, das mich ablenken könnte. „Aber lass den Rollstuhl nicht in der Sonne stehen. Einmal ist er im Sommer so heiß geworden, dass wir ihn zwei Minuten mit Eis abkühlen mussten.“ Da ich sowieso schon eine kurze Hose anhabe, brauche ich sie nicht mehr hochzukrempeln, die Sandalen streife ich mir von den Füßen. Ciaran hebt mich aus dem Stuhl, lässt ihn im Schatten der Veranda stehen und trägt mich zum Teich. Er setzt erst mich, dann sich ins Gras, und hebt dann meine Beine an, um sie im klaren Wasser zu versenken. Ein Gefühl wie tausend Nadeln, die sich in meine Haut bohren, breitet sich in meinen Beinen aus. Es dauert eine Weile, bis ich realisiere, dass es Kälte ist.
„Kalt!“, rufe ich und Ciaran ist schon im Begriff, meine Beine wieder aus dem Wasser zu ziehen, aber ich halte ihn auf. Er versteht nicht. „Kalt! Das Wasser ist kalt!“
„Ja, das kann schon sein, nach dem Regen gestern“, meint er unsicher und blickt mich verständnislos an.
„Nein, Ciaran, das Wasser ist kalt und ich kann es fühlen! Kalt, kalt!“
Schlagartig macht sich die Erkenntnis auf seinem Gesicht breit.
„Kalt! So kalt!“ Vorgehabt, habe ich eigentlich nur, ihn zu umarmen, aber wie von selbst finden meine Lippen zu seinen, verschmelzen mit seinen, als gehörten sie nur allein dort hin. Es ist ein überwältigendes Gefühl, von Sicherheit, von Richtigkeit. Nur dorthin gehören sie, und nirgendwo anders. Nur dort. In diesem Moment mache ich mir über nichts Sorgen. Nach kurzer Zeit hebt er seine Arme und legt seine Hände an meine Hüften. Ganz sanft erwidert er den Kuss, bremst mich in meiner Stürmischkeit. Es ist ganz seltsam. Seine Lippen sind meinem Körper eigentlich fremd, aber in diesem Moment fühlt es sich nicht so an. Ich hebe meine Hand und lege sie an seine Schläfe, an sein Ohr. Als wir unsere Lippen wieder voneinander lösen, bin ich ganz außer Atem und ihm geht es nicht anders. Seine Stirn liegt an meiner und seine Augen sind geschlossen.
„Es hat sich nichts verändert“, flüstert er schließlich, aber ich kann seine Gedanken dazu nicht erraten.
„Was?“, frage ich irritiert.
Er lacht leise, öffnet die Augen und lehnt sich ein Stück zurück, um mich zu betrachten. „Es ist ganz anders mit dir, als ich mir eine Liebesbeziehung vorgestellt habe. Weißt du, ich glaube es gibt einen Unterschied zwischen lieben und verliebt sein. Einen ganz entscheidenden sogar. Und das mit dir fühlt sich nicht nach verliebt sein an, zumindest glaube ich das.“
Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe und er lächelt und streicht mit seinem Daumen darüber, um sie wieder zu glätten. „Können wir... können wir es einfach nochmal machen?“
In dem Moment kommt mir Ciaran wie ein kleines unwissendes Kind vor. Ich nicke. Er beugt sich vor und als unsere Lippen sich wieder treffen, haben sie nichts an Zärtlichkeit eingebüßt. Kein Bauchkribbeln, na gut, ein kleines. Aber eigentlich fühlt sich der Kuss ganz natürlich an. Wir sind uns noch so nah und verbunden wie vorher. Das hat er bestimmt damit gemeint, dass sich nichts verändert hat. Ich glaube, Ciaran hat Recht. Es gibt einen Unterschied zwischen verliebt sein und lieben, und wir sind, ohne dass ich es bemerkt habe, schon längst über das Stadium des Verliebtseins hinaus.
Als wir fertig sind, sind meine Beine im Wasser ganz kalt.

-Hallo Leseratten,
Der erste Kuss als Weihnachtsgeschenk, ist das nicht toll? Ich wünsche euch ein ganz tolles und gesegnetes Weihnachtsfest, erholsame und entspannte Ferien und einen guten Start ins neue Jahr!
Liebe Grüße,

Euer readerbunny01-

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