Kapitel 22

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-Hallo Leseratten,
Jetzt ist noch eine Möglichkeit, eure Ideen einzubringen. Wünscht ihr euch Dinge, die die vier zusammen unternehmen können? Schreibt mir eure Ideen und ich werde sehen, ob ich sie einbauen kann. Viel Spaß beim Lesen!
P.S.: Ich brauche Ideen...

Euer readerbunny01-

Die Morgensonne scheint warm auf mein Gesicht. Meine Gedanken hängen irgendwo in der Schwebe wie der Staub in den Sonnenstrahlen und ich mache mir nicht die Mühe, sie zu fassen. Doch ohne dass ich etwas dagegen hätte tun können, landen sie und bleiben schließlich am vergangenen Tag hängen. Hellwach reiße ich die Augen auf und sehe auf meinen Boden. Dort liegen sie friedlich schlafend und lächelnd. Bei Simon kann man nur den blonden Schopf erkennen und Lauras Hand liegt gefährlich nah bei Markus'. Ich lächele beruhigt, lasse mich zurück in die Kissen sinken und schließe wieder meine Augen. Von den Sonnenstrahlen gewärmt schlafe ich bald wieder ein.
Es ist vielleicht eine halbe Stunde vergangen, als ich wieder aufwache. Sabine steht im Rahmen der geöffneten Zimmertür.
„Guten Morgen", sagt sie leise. „Ich würde jetzt Brötchen holen gehen vom Becker hier im Dorf. Wollt ihr was bestimmtes?"
„Wir können doch selbst gehen, oder?", meldet sich Markus.
„Wow, Markus, du bist schon wach", sage ich ironisch.
„Sicher könnt ihr", meint Sabine, „wollt ihr denn?"
„Also ich hätte Lust", meint Markus.
„Na gut", stimmt Sabine zu, „Alice weiß, wo der Becker ist. Wir sind zu sechst, das heißt zwanzig Brötchen. Ihr könnt auch Körner mitbringen."
„Okay", gebe ich zurück und sie verlässt das Zimmer wieder. Ich sehe zu Markus und ziehe eine Augenbraue in die Höhe. Er grinst.
Dann stößt er Simon mit dem Fuß gegen das Bein. „Hey, aufstehen. Wir wollen Brötchen holen gehen." Dieser grummelt irgendwas Unverständliches, öffnet aber die Augen. Ich beuge mich über meine Bettkante zu Lauras Matratze hinunter und rüttele sie sanft am Arm. Sie schlägt sofort die Augen auf und sieht mich fragend an.
„Wir wollen Brötchen holen gehen, zum Frühstück", erklärte ich. Sie nickt und richtet sich auf.
Bald stehen wir alle fertig und abmarschbereit vor unserem Haus und gehen los. Die Sonne scheint warm auf unsere Haut. Es ist schon so warm, dass wir keine Jacken brauchen, obwohl wir erst neun Uhr haben. Wir plaudern über dies und das und mir wird bewusst, dass ich bei ihnen nie nach irgendeinem Thema zur Unterhaltung suchen muss. Entweder fallen sie mir von selbst ein, oder wir brauchen sie gar nicht, weil wir auch in einem angenehmen Schweigen nebeneinander her gehen können. So sollte es unter Freunden schließlich auch sein. Schade, dass Elli nicht dabei sein kann. Der Weg zum Becker ist nicht sehr lang. Vor dem kleinen Wagen, der jeden Morgen für zwei Stunden in unser Dorf kommt und der eine gelb und weiß gestreifte Markise hat, sitzt ein Hund ganz brav auf der Wiese und rührt sich nicht vom Fleck. Bis er mich sieht. Er hat keine Leine, steht auf, wedelt mit seinem Schwanz und kommt auf uns zu. Ohne Nachzudenken streichele ich den Kopf, den er mir in den Schoß legt.
„Hören Sie, ist das Ihr Hund?", regt sich Simon auf. „Das ist unverantwortlich, einen so großen Hund ohne Leine unter Menschen zu lassen!"
„Keine Sorge", versuche ich, ihn zu beruhigen, während mein Herz in einen unregelmäßigen Rhythmus verfällt, „ich kenne den Hund und der Hund kennt mich. Nicht wahr, Hannes?" Ich sehe auf und bemerke die Gestalt, die gerade bei dem Mann mit der Vollglatze, der in der Bude steht, Brötchen kauft. Sie schaut kurz zu uns rüber und Ciarans Blick begegnet meinem. Er gibt Geld und nimmt sich eine Tüte. Dann kommt er zu uns rüber.
„Und außerdem ist Hannes der liebste Hund, den es gibt", meint Ciaran. „Normalerweise tut er das auch gar nicht."
„Ja, normalerweise", sagt Simon und sein Tonfall stellt eindeutig klar, was er davon hält. „Trotzdem ist es unverantwortlich."
Weiter höre ich nicht zu. Ich habe das Gefühl, dass meine Reaktion auf ihn von Mal zu Mal extremer wird. Wie jemand auf Entzug nehme ich seinen Anblick in mir auf, wie ein fast Ertrunkener, der wieder Luft bekommt. Ich weiß, ich sollte irgendetwas sagen, aber mir fällt nichts Gescheites ein und so hauche ich nur ein „Hi."
„Hi", grüßt er zurück. Fast meine ich, dass er etwas außer Atem ist, aber es ist wahrscheinlich nur Einbildung. Oder Wunschdenken. Dieser Gedanke reißt mich wieder in die Wirklichkeit zurück und ich werde mir wieder der Anwesenheit der anderen bewusst.
Scharf atme ich ein. „Simon, Markus, Laura, das ist Ciaran, einer meiner einzigen Freunde hier. Ciaran, das sind Simon, Markus und Laura, meine Freunde aus meiner alten Schule."
„Hallo", sagt Ciaran, „freut mich, euch kennenzulernen. Alice hat viel über euch erzählt. Besonders in den letzten Wochen war sie kaum noch ruhig zu kriegen." Er wirft mir ein liebevolles Lächeln zu. Ich bin ihm nicht böse, wegen dem, was er gesagt hat, ich bin mir dessen ja selbst bewusst.
„Komisch", zerstört Simon die ganze Stimmung, „von dir hat sie nichts erzählt."
„Doch hat sie", klinkt sich Laura ein. „Zumindest mir. Und von Finnie. Freut mich auch, dich kennenzulernen."
Ich lächele ihr dankend zu. Warum regt sich Simon wegen des Hundes nur so auf?
„Na ja, ich werde mich dann wieder auf den Weg machen. Grace wartet auf ihre Brötchen", Ciaran hält lächelnd die Bäckertüte hoch. „Wir sehen uns."
„Tschüss", sage ich.
Dann dreht er sich um und klopft beim Gehen kurz auf seinen Oberschenkel. Hannes stupst mir noch mal kurz mit der Schnauze gegen die Hand und eilt seinem Herrchen hinterher. Er ist mit dem Fahrrad gekommen.
„Gut, dann lasst uns Brötchen holen. Sabine, Thomas und Marie warten schließlich auch." Ich bin froh, dass ich mich wieder einigermaßen im Griff habe. Wir kaufen zwanzig Brötchen, wie abgesprochen, und Croissants. Dann machen wir uns wieder auf den Weg nach Hause.
Marie ist enttäuscht, dass wir sie nicht mitgenommen haben, aber ich verspreche ihr, dass wir sie morgen wecken und zusammen gehen. Wir frühstücken im Garten. Die Vögel singen ihre Lieder und der leichte Wind ermöglicht es uns, es in der Sonne auszuhalten. Nach dem Frühstück machen wir Teamarbeit. Simon und ich spülen in der Küche das Geschirr, das Laura und Markus zu uns tragen. Thomas fährt Marie zu Chiara und Sabine geht in den Vorgarten, um ihn zu verschönern. Den Vorfall beim Bäcker habe ich schon längst vergessen und ich lächele fast ununterbrochen, obwohl ich Geschirr abtrocknen muss. Bis Simon plötzlich sagt: „Alice, ich muss dir eine Frage stellen, und ich bitte dich, sie ehrlich zu beantworten." Er sieht mir nicht in die Augen, aber seine Körperhaltung drückt aus, wie angespannt er ist.
Das Lächeln erstirbt mir auf den Lippen, als ich erwidere: „Ja, sicher."
Er sagt zuerst nichts. Laura und Markus kommen und bringen die Teller und das Besteck, aber sie bemerken nichts von der bedrückten Stimmung. Als sie wieder weg sind, dreht sich Simon ruckartig um. In seinen Augen lodert ein Feuer, das ich bei ihm nie zuvor gesehen habe. „Was ist zwischen dir und Ciaran?"
Ich weiche seinem Blick aus. „Da ist nichts, wir sind nicht zusammen", antworte ich, um einen möglichst unbekümmerten Tonfall bedacht. Und nehme mir den ersten Teller zum Abtrocknen.
„Du lügst."
Ich zucke bei seinen harschen Worten zusammen und mein Kopf ruckt wieder zu ihm herum.
„Empfindest du etwas für ihn?", fragt er.
Langsam werde ich wütend. „Was interessiert dich das?", versuche ich es mit einer Gegenfrage, die bissiger ausfällt, als beabsichtigt.
Simon seufzt und wendet sich wieder dem Schaumbecken zu. Laura und Markus, die die Tassen bringen, geben ihm einige Minuten Zeit. „Ich will nicht, dass du verletzt wirst", sagt er schließlich, aber so gut wie er mich kennt, um sagen zu können, wann ich lüge und wann nicht, kenne ich ihn, um zu wissen, dass das nicht die ganze Wahrheit ist. Jedoch frage ich nicht nach, sondern akzeptiere es. „Ciaran...", fährt er fort, „sieht nicht gerade nach einem harmlosen Typ aus. Hast du das Tattoo gesehen? Und die Ringe?"
„Nicht alle Menschen, die nicht so ein gepflegtes Aussehen haben wie du, sind schlecht", verteidige ich Ciaran. „Markus hat auch Rastalocken und zieht keine Hemden an. Und er ist sehr nett."
„Ja... Ich weiß... Ich... Ich hab dich sehr gern und ich schätze, ich habe einfach ein wenig überreagiert wegen dem Hund", lenkt Simon ein, nun mit einem versöhnlichen Tonfall.
„Okay", sage ich leise. Markus und Laura bringen Marmeladen und Wurst und Käse herein und stellen alles in den Kühlschrank.
„Trotzdem, du hast meine Frage nicht beantwortet."
„Welche Frage?", frage ich unnötigerweise.
„Empfindest du was für ihn?" Er sieht zu mir und ich bin ausnahmsweise froh, dass er es tut. So muss ich es nicht laut zugeben, sondern kann auch einfach nur nicken, stumm und leise. Er wendet den Kopf wieder ab und sagt leise, so dass andere die Heiserkeit in seiner Stimme überhört hätten: „Okay."
In dem Moment kommen Laura und Markus wieder. „Das war's", meint mein guter Freund und stellt Milch, Orangensaft und Butter in den Kühlschrank.
„Wir sind auch gleich fertig", informiere ich sie. Gemeinsam räumen wir das Geschirr und das Besteck weg. Den Tag verbringen wir damit, im Garten rumzuhängen, Spiele zu spielen und es uns so richtig gutgehen zu lassen. Das Gespräch mit Simon ist bald weit in den Hintergrund gerückt, nur manchmal habe ich das Gefühl, dass er mich beobachtet, doch wenn ich mich dann zu ihm umwende, sieht er in die andere Richtung.

Gehandicapt - Eine besondere LiebesgeschichteWhere stories live. Discover now