Pass auf dich auf

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Überdosis.

Die Worte haben sich in mein Gehirn eingebrannt.

Während ich den alten Volvo zu Höchstleistungen zwinge, laufen meine Gedanken Amok.

Überdosis.

Mein Körper befindet sich im Ausnahmezustand. Ich zittere und merke erst, dass ich weine, als mir die Sicht völlig verschwimmt. Das Hupen eines Autos auf der Gegenfahrbahn holt mich aus meiner Starre. Ich reiße das Lenkrad herum – fast hätte ich den Spiegel des Autos erwischt. Heulend und völlig außer Atem starre ich auf die Straße vor mir, bevor ich entschließe, rechts ranzufahren.

Niemandem ist geholfen, wenn ich selbst jetzt auch noch im Krankenhaus lande.

Was hast du vor?

Mums Stimme kriecht in meine Gedanken.

Wo willst du hin? So kannst du doch nicht fahren!

Sie hatte Recht. So kann ich tatsächlich nicht fahren. Ich habe keine Ahnung, was los ist – außer, dass Finn mit einer Überdosis im Krankenhaus liegt. Aber ansonsten? Fehlanzeige. Mein Körper läuft völlig auf Autopilot.

Ich setze den Blinker, schalte in den Leerlauf und zwinge mich, rational zu denken.

Suzy. Ich sollte Suzy noch einmal anrufen.

Während ich warte, dass Suzy das Gespräch annimmt, atme ich kontrolliert ein und aus. Mein Nacken ist völlig verspannt, mein Kopf dröhnt.

„Cat?"

Suzys Stimme ist so weit weg. Sie wirkt erleichtert.

„Wo bist du?"

„Auf dem Weg."

„Okay..." Sie stößt einen Schwall Luft aus.

„Ich muss wissen, was passiert ist. Ich... Beinahe hätte ich ein Auto gerammt... Sag mir..."

„Cat, vielleicht solltest du so nicht fahren", sagt Suzy besorgt. „Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Bitte pass auf dich auf. Ihm ist nicht geholfen, wenn du ebenfalls hier liegst."

Meine Rede.

„Was ist passiert?"

Meine Stimme ist ein Zittern, ich fahre mir mit der Handfläche übers Gesicht und versuche weiterhin ruhig zu atmen.

„Ich weiß es nicht. Hazel hat mich angerufen. Er ist einfach nicht mehr aufgewacht. Aber ansonsten hab ich selbst keine Ahnung, was zum Teufel hier los ist. Ich bin im Krankenhaus. Aber sie lassen uns nicht zu ihm. Ich..."

Suzy atmet erneut tief ein und aus.

„Hazel ist völlig am Ende."

Ihr versagt die Stimme, in der Leitung wird es still. Unser gleichmäßiger Atem ist alles, was zu hören ist. Einen Moment lang schließe ich die Augen und habe das Gefühl, als wäre Suzy bei mir. Dass alleine hilft mir schon.

„Ich habe noch nicht viel geschafft. Ich brauche wahrscheinlich noch ein paar Stunden."

Suzy antwortet nicht. Im Hintergrund ist Stimmengewirr zu hören.

„Wann?", höre ich plötzlich jemanden schreien, ich könnte schwören, dass es Hazel ist. „Er ist mein Bruder!"

„Cat, ich muss auflegen", sagt Suzy gepresst. „Hazel rastet aus. Ich versuch, sie zu beruhigen."

„Okay. Ruf mich sofort an, wenn es was Neues gibt. Ich beeil mich."

„Pass auf dich auf", sagt Suzy.

...und im Herzen tausend TöneKde žijí příběhy. Začni objevovat