Hast du Haustiere?

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Suzy hatte sich für den Rest der Woche krank gemeldet – als würde Mason nicht wissen, was los ist – und tritt am Freitag zum ersten Mal wieder ihre Schicht an.

Damit sie sich der unangenehmen Situation nicht völlig alleine stellen muss, stehe ich früh auf und begleite sie.

Freitag scheint mein neuer Lieblingstag zu werden. Ich muss erst morgen wieder zur Arbeit, und Vorlesungen habe ich auch keine. Ein perfekter Tag, um einfach mal nichts zu tun, wäre da nicht Pete.

Nachdem wir gestern Abend noch ziemlich lange telefoniert haben weiß ich, dass er heute am späten Nachmittag nach Denver kommen wird. Ich freue mich auf ihn.

Zwar war die letzte Begegnung – als auch unsere Telefonate – ein bisschen angespannt, trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich mal etwas anderes sehen muss als immer nur Aubrey, Simon und den Rest der Bande.

Gähnend betrete ich mit Suzy das Café. Ich sehe ihr an, wie nervös sie ist. Sie nestelt an ihrer Handtasche herum, braucht drei Versuche, um sich die Schürze umzubinden, und vergisst beinahe, das Café überhaupt zu öffnen.

Suzy so zu sehen tut mir weh. Immerhin war sie immer die coolere von uns beiden, und ich hatte das Gefühl, dass nichts sie aus der Bahn werfen könnte. Abgesehen von Mason.

Er steht in der hinteren Ecke des Cafés, die Schürze lässig über die Schulter geworfen, und reinigt die Tische. Anscheinend hat er uns noch nicht bemerkt, denn er pfeift locker vor sich hin und summt immer mal wieder.

„Arschloch", nuschelt Suzy, als sie Masons gute Laune bemerkt, und beginnt mit ihrer Arbeit.

Ich beobachte die beiden genau. Mason tut so, als wäre nichts gewesen. Typisch, denke ich, das kann Finn ja auch ganz gut.

Er ist höllisch vorsichtig, fällt mir auf. Zwar ist seine Art noch immer dieselbe, aber Suzy behandelt er, als würde sie jeden Moment zerbrechen. Sie dagegen serviert ihm die kalte Schulter. Ich bin stolz auf sie.

Nachdem ich eine Weile am Tresen gesessen habe, packe ich mein Zeug ein, schultere die Tasche und gebe Suzy mit einem Blick zu verstehen, dass ich jetzt weg bin.

„Danke, Cat", sagt sie und drückt mich kurz.

„Keine Ursache." Ich lächle sie noch einmal an, drücke ihre Hände und mache mich auf den Weg.

Ächzend schleppe ich mich die restlichen Meter in den Park.

Mein Rucksack, den ich mit einer Decke, meinem Zeichenblock und mehreren Büchern beladen habe, wiegt bestimmt eine Tonne.

Ich lächle in mich hinein und lasse ihn auf die Wiese sinken. Das Wetter ist heute zu schön, um den Tag drin zu verbringen, und bis Pete kommt, habe ich noch genug Zeit für mich selbst. Für die Uni ist zum Glück noch nicht so viel zu tun, und die Bücher, die ich lesen sollte, habe ich mitgenommen.

Ich breite die rot gemusterte Decke aus und lasse meinen Blick schweifen. Nicht nur ich nutze das gute Wetter aus. Zahlreiche Studenten, manche von ihnen erkenne ich aus den Vorlesungen, haben es sich in der Sonne gemütlich gemacht. Obwohl ziemlich viel los ist, beruhigt mich dieser Ort.

Ich habe fast dieselbe Stelle gewählt, an der ich die Gruppe kennengelernt habe. Bevor ich meine Sachen auspacke, lasse ich mich auf den Rücken fallen, beobachte die Wolken und lasse die ersten Wochen an der Uni Revue passieren.

Während ich so daliege, muss ich an Annie denken. Ihr abfälliger Blick hat mich die ganze Zeit beobachtet, während ich meinen Rucksack gepackt habe, und dennoch hat sie kein Wort gesagt. Ich frage mich, was sie eigentlich in Wyoming wollte. Sie passt so gar nicht zu der Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin.

...und im Herzen tausend TöneWhere stories live. Discover now