Wingman

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Suzy trabt vergnügt neben uns her, als wir durch den Park schlendern.

Die Übelkeit unserer Eis-Eskapade ist zum Glück verklungen und wir haben uns zu einem Spaziergang entschieden. Mehr kann ich Pete ohnehin nicht von Denver zeigen. Ist ja nicht so, als würde ich hier wahnsinnig viele, tolle Orte kennen.

Suzy hat sich vor wenigen Minuten zu uns gesellt und quetscht Pete seitdem über sein Leben aus. Mir ist das furchtbar peinlich, obwohl ich in den letzten zehn Minuten mehr von Pete erfahren habe als in der ganzen letzten Woche. Dass er auf Autos steht, zum Beispiel. Und einmal einen Unfall mit dem Motocross seines besten Freundes in San Francisco hatte, und dass er seitdem eine Schraube im Knie hat. Dass er das Meer liebt und Meeresbiologe werden wollte, als er klein war. Und dass er sich gleichzeitig vor Quallen fürchtet.

Ich grinse, habe aber trotzdem ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil ich so wenig über ihn weiß. Immerhin haben wir in den letzten Tagen so viel Zeit miteinander verbracht, dass man meinen könnte, ich würde ihn besser kennen.

Ich gebe es nur ungern zu, aber gerade bin ich froh, dass Suzy hergekommen ist. Die Stimmung zwischen mir und Pete war seltsam angespannt, und Suzys verrückte Art scheint alles etwas aufzulockern. Ich glaube, sie hat verstanden, wie unangenehm mir ihre Andeutungen waren, denn seit sie hergekommen ist, hat sie keine ihrer typischen Suzy-Meldungen mehr gerissen, was mir nur Recht ist.

Da Sonntag ist, können wir eine ausgedehnte Shopping-Tour vergessen. Die meisten Geschäfte haben hier sonntags geschlossen.

Noch blöder wird die Situation, als es anfängt, wie aus Eimern zu schütten. 
"Kommt. Setzen wir uns in den Wagen", schlägt Pete schlussendlich vor, während er sich durchs nasse Haar fährt. Er joggt voraus und öffnet die Beifahrertür, damit ich einsteigen kann. 
"Danke", murmle ich und kuschle mich auf dem Beifahrersitz zusammen. Suzy steigt hinter mir ein, Rusty quetscht sich neben sie auf die Rückbank und erkundet mit der nassen Hundenase Suzys Hand, während er sich schwanzwedelnd auf dem Sitz breitmacht, auf welchen Pete vorausdenkend eine Hundedecke gelegt hat.

Der Regen prasselt unaufhaltsam auf die Scheiben, und trotz allem fühlt es sich wunderbar gemütlich an. Pete stellt das Radio an und zeigt uns ein paar seiner Lieblingslieder.

"Oh. Mein. Gott", entkommt es Suzy, als sie ein Lied erkennt. Ich habe - wie immer - keine Ahnung von Petes Musik. 
"Gut, oder?"

Pete blickt über den Rückspiegel zur ihr. Sie fängt an, unkontrolliert auf der Rückbank zu zappeln, und schlägt mir mehr als einmal das Knie ins Kreuz. 
"Gut? Das ist einfach brillant. Ich liebe dieses Lied. Dachte nicht, dass jemand hier meinen Musikgeschmack teilt", fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu. 

Pete spielt hauptsächlich Rock, etwas Punk und ein paar ruhige Songs, die die gemütliche Atmosphäre im Wagen noch unterstreichen. Ich liebe diesen Moment. Schon immer haben mir die kleinsten Dinge die größte Freude bereitet – und dazu gehört es auch, mit meinen Freunden in einem Wagen zu sitzen und im Regen Musik zu hören.

Das Wetter bessert sich etwas, aber noch immer fällt feiner Nieselregen, und auch die Temperatur ist in der letzten halben Stunde merklich gesunken. Ich seufze und lasse mich tiefer in den Sitz fallen.

„Lasst uns einen Film gucken!", ruft Suzy plötzlich aufgeregt und hüpft völlig überdreht auf und ab. „Ich hab auch schon eine klasse Idee. Bitte!"

Ich drehe mich zu ihr um und sehe in ihren Augen dieses Funkeln, das immer dann auftaucht, wenn sie wieder einmal einen Plan ausheckt. Und ich weiß ganz genau, was sie damit bezwecken will. Hab ich mich wohl zu früh gefreut.

„Bei dir?", frage ich mit einem letzten Versuch, ihr mitzuteilen, dass ich von ihren superromantischen Plänen absolut nichts halte.

Sie schüttelt den Kopf. „Aubrey und Simon sind zuhause, und ein paar ihrer Freunde auch. Darauf hab ich keine Lust. Lass und zu dir gehen, Cat. Dein Zimmer ist eh leer."

...und im Herzen tausend TöneWhere stories live. Discover now