Wer kann da schon widerstehen?

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Das Ding, das sich auf mich geschmissen hat, klettert von mir runter und setzt sich hechelnd vor mich.

Ein Hund.
Er sieht süß aus, ich strecke die Hand aus und tätschle seinen Kopf. Ich liebe Tiere, allerdings mag ich es nicht besonders, so überrumpelt zu werden. Ich lache über mich selbst. Was dachte ich denn, dass da hinter dem Zaun sitzt?
Als er beginnt, meine Hand abzulecken, regt sich etwas im Garten nebenan.

„Rusty? Wo bist du, verdammt?", höre ich jemanden rufen. Das muss der neue Nachbar sein.

„Hier!", rufe ich zurück. Rusty und ich sitzen auf dem Rasen, er wirft sich auf den Rücken und lässt sich von mir den Bauch kraulen. Jemand späht über den Zaun.

„Verdammt, tut mir leid. Hat er dir was getan?"
„Naja, mein Knie ist hin", witzle ich. Anscheinend findet der Typ das nicht so witzig, seine Augen werden groß.
Tja, Sarkasmus scheint mir nicht zu liegen.

„Das darf nicht wahr sein... Rusty, komm hierher, sofort!"
Rusty, der ein Mischling aus Golden Retriever und irgendetwas anderem sein dürfte, macht keine Anstalten, aufzustehen.
Ich muss mir ein Lachen verkneifen und grinse nur.
„Komm ich irgendwie zu euch rüber?", fragt er mich.

Ich deute auf ein Loch direkt am Beginn der Hecke. Er zwängt sich durch und steht plötzlich bei uns im Garten. Und noch jemand erscheint auf der Bildfläche: meine Mutter.

„Cat, alles in Ordnung? Was ist passiert?" Sie stürmt – was sonst – besorgt in den Garten. „Oh", entfährt es ihr, als sie Rusty und seinen Besitzer erblickt. „Hallo." Sie wischt sich ihre Hände an der Schürze ab, auf ihrem Gesicht erscheint ein breites Lächeln. Am Mums Wange kleben Reste von Mehl, ebenso in ihrem Haar.
Manchmal sind wir uns so ähnlich, denke ich und erinnere mich an das Chaos, als ich zum letzten Mal gebacken habe.

Der Typ macht eine winkende Bewegung mit der Hand und fährt sich anschließend beschämt durchs Haar. Rusty und ich sitzen immer noch auf dem Rasen. Muss ein komisches Bild sein.

„Ich bin Pete, das ist Rusty. Es tut mir so leid, er muss irgendwie durch den Zaun gehuscht sein. Hat er dich verletzt?", fragt er mich, ich schüttle den Kopf.

„Halb so wild, nichts passiert."

Ich stehe auf und versuche mir den Schmerz, der durch mein Bein fährt, nicht anmerken zu lassen. Rusty tut es mir gleich und läuft bellend mit wedelndem Schwanz um mich herum.

„Rusty, hierher!", ruft Pete noch energischer, und diesmal hört der Hund und setzt sich gehorsam neben sein Herrchen.

„Es tut mir wirklich sehr leid", entschuldigt er sich erneut. Ich winke ab, humple zur Terrasse, setzte mich und massiere mein Knie. Pete und Rusty folgen mir. Meine Mum scheint das Spektakel gespannt zu beobachten.

„Sowas macht er normalerweise nicht", meint Pete, während er schräg vor mir stehen bleibt, „ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist." Rusty legt seinen Kopf auf meinen Oberschenkel und sieht mich mit seinem Hundeblick an, fast so, als würde auch er sich entschuldigen wollen.

„Wer kann da schon widerstehen?", sage ich lächelnd und tätschle erneut seinen Kopf. Er schließt die Augen und reckt mir seine Schnauze entgegen.

„Das ist aber nett, dich kennenzulernen! Cat, ist das nicht nett?"

Meine Mum ist total aufgeregt und streckt Pete die Hand hin.

„Anna Jones." Er erwidert den Handschlag und lächelt meine Mutter an. „Pete Harolds. Nett, Sie kennenzulernen." Mum grinst von einem Ohr zum anderen. Wie peinlich.

„Ich habe einen Kuchen für euch im Ofen, Pete. Willst du deinen Vater nicht fragen, ob er rüberkommen möchte? Ich freue mich so, euch kennenzulernen!", sagt sie erneut.

...und im Herzen tausend TöneWhere stories live. Discover now