{55}

81 6 4
                                    

Sicht Julia

„Was hast du getan? Ich wusste, dass du eine Verräterin bist!" Lucy stand zusammen mit einem Polizisten an der Tür und hielt die noch leicht rauchende Knarre in der Hand, mit welcher sie noch vor wenigen Sekunden  Luan angeschossen hatte. „Eigentlich warst du in meinem Visier, Julia. Man konnte ja nicht damit rechnen, dass er dir das Leben rettet." Keifte sie mit bösartig entgegen und richtete anschließend die Waffe auf mich, was ich nicht erwartete hatte, war dass Lu sie in jenem Moment zurückpfiff. „Wenn, muss ich es tun, aber nicht hier und nicht jetzt." Während er sich unter großen Schmerzen aufrichtete, befahl er dem Bullen mir Handschellen anzulegen und mich in den Helikopter zu verfrachten. Nachdem er dies getan hatte, band er Chris los und setzte sich anschließend mit ihm ins Cockpit, um den Helikopter in die Luft zu bringen, während Lucy, Luan sowie meine Wenigkeit in der Kabine Platz gefunden hatte.  „Julia? Keine Sorge, du wirst deine gerechte Strafe erhalten, aber zunächst verschwinden wir hier! Ach übrigens, darf ich vorstellen, der Herr im Cockpit ist, Fabian Fischer, unser Informant bei der Polizei." Da  Luan aufgrund der Schussverletzung in diesem Moment nicht in der Lage war, sich auf mich oder eine Zurechtweisung zu konzentrieren übernahm Lucy seine Rolle. 

Sie zeigte ihre sadistische Seite, von der bisher niemand gewusst hatte, zumindest traft dies auf die Mehrheit der Angestellten zu. Der aerodynamische Lärm, welcher eher so klang, als würde jemand Teppiche ausklopfen, im Zusammenhang mit der starken Vibration, die uns kräftig durchrüttelte, machten uns allen zu schaffen, sodass keiner von uns etwas sagte. Ich konnte Helikopter noch nie ausstehen, obwohl es aus technischer Sicht hochinteressant war, wie der Blattspitzenwirbel für einen Unterdruck auf der Oberseite und einen Überdruck auf der Unterseite der Rotorblätter sorgte, wodurch ein senkrechter Start ermöglicht wurde. Die besagte Vibration wurde nachdem wir in der Luft waren besser, da sich die Maschine etwas stabilisierte, dies jedoch wurde kurz darauf von einer gewaltigen Druckwelle -ausgelöst von einer Explosion, für wenige Sekunden unterbunden. „In dem Gebäude waren doch noch Menschen!" Lucy schien darüber erschrocken zu sein und starrte Luan voller Entsetzung an. Dieser wechselte wieder zu seiner gefühlslosen Persönlichkeit zurück.

„Keine Menschen. Nur Ballast!" Presste er hervor und symbolisierte seiner Frau, dass sie jetzt lieber still sein sollte, bevor er die Fassung verlor, was auch sofort in die Tat umsetzte. Die Zeit im Helikopter zog sich durch diese Stille ins Unendliche und die Handschellen rieben unangenehm an meinen Handgelenken, wobei mir auffiel, dass sie zu bluten begannen, da ich eine warme Flüssigkeit an ihnen wahrnahm. Sobald wir nach circa drei Stunden auf einer Lichtung landeten, wurde ich von dem Spitzel und Chris an den  nächstbest' gelegenen Baum fest gebunden. Selbst ich kannte jenen Standort nicht, weshalb ich zunehmend Angst bekam, denn ich konnte nicht einschätzen, was mit mir geschehen würde. Ich hatte die Ehefrau unseres Chefs angegriffen, worauf die Todesstrafe stand, und auch mein gutes, fast schon freundschaftliches Verhältnis zu Luan wird mich nicht hiervor bewahren können. Während ich dort bewegungsunfähig da stand, verschwanden die anderen hinter mir in einem Haus und versorgten, so meine Vermutung, den verletzten Lu.

Sicht Luan

„Was willst du jetzt mit ihr machen?" Fragte Chris, der mir gegenüber am Tisch in unserem Unterschlupf, welchen wir schon vor Jahren als den Notfallplan ausgesucht hatten, da wir jederzeit mit einer solchen verheerenden Situation rechnen mussten, saß. Eigentlich wollte ich die folgenden Worte nicht aussprechen, aber ich musste Stärke zeigen und hart durchgreifen, wenn ich weiterhin den Status als Anführer beibehalten wollte. „Wir werden sie hinrichten. Sowie die Fahrer eintreffen, informiere ich sie über die Geschehnisse und dann sollen sie die Art wie Julia stirbt auswählen." Chris nickte als Bestätigung seines Einverständnisses und erkundigte sich nach meiner Schulter, die von Fischer zuvor in einem anderen Zimmer behandelt wurde, sodass ich zumindest keine großen Schmerzen mehr empfand. Zusätzlich hatte er mir die kleineren Wunden von dem Kampf, welche überall auf meinem Körper verteilt waren, aber besonders sich im Kopfbereich befanden, ebenfalls verarztet. Lucy hielt, während dieser kleinen Unterhaltung, auffällig bedeckt, was mich etwas beunruhigte. 

Ich bat sie in das Hinterzimmer, um mit ihr deswegen zu reden, und auch auf dem Weg dorthin gab sie kein Wort von sich. „Lucy? Magst du mir vielleicht sagen, was mit dir los ist? Du hast seitdem wir angekommen sind kein Wort gesagt." Liebevoll zog ich sie an mich heran und sah ihr tief in ihre wunderschönen Augen, die jedoch an mir vorbeisahen. „I-ich verstehe nicht, wie Fischer zu deinem Informanten  geworden ist. Ich liebe dich, also bitte verstehe es nicht falsch. Ich dachte immer, ich treffe die richtigen Entscheidungen. Ich dachte, dass die Polizei Menschen schützt und..." Sie hatte Angst vor mir, weshalb sie nicht weitersprechen wollte, und winkte dann ab, da sie nicht mehr darüber reden wollte.  „Er war nicht immer unser Spitzel. Es fing alles mit Lola an. Er brauchte das Geld und ich hatte etwas gegen ihn in der Hand, also hatte er gar keine andere Wahl." Sie fragte, was ich meinte, allerdings wollte ich ihr die Wahrheit nicht antun, doch sie blieb hartnackig. „Wir haben ihn beschatten lassen und fanden dabei raus, dass er eine schwäche für sehr junge Jungen hat. Er hat einen anderen Mitspieler in flagranti  beim vandalieren einer Hauswand erwischt und ihm einen Deal angeboten. Entweder stimmt er dem Geschlechtsakt zu und er lässt ihn danach gehen oder er verhaftet ihn an Ort und Stelle."

〰️〰️〰️〰️

Die Transportwagen bogen in einem rasanten Tempo in den Wald ein und bretterten den langen Schotterweg entlang. Es sollten nur noch wenige Minuten dauern bis die Fahreinheiten das Haus erreichten und auf die anderen trafen. Die Fahrer stoppten gleichzeitig vor dem Baum an welchem Julia gefesselt war und zeitgleich traten Luan, Chris, Fabian sowie Lucy aus dem Gebäude. Isabelle stieg zusammen mit Joey zuerst aus ihrem Wagen. Ihr folgten Luca, Malik, Charlie sowie Lisa und als Gruppe gingen sie auf ihre Kumpanen zu, die sie mit einem förmlichen Handschlag begrüßten. „Warum ist Julia daran fixiert?" Fragte Luca sogleich, woraufhin Luan die Gründe offenlegte und im selben Atemzug ihnen die Aufgabe übertrug die Hinrichtungsart zu bestimmen. Der Schock saß tief, als der Verrat an die Polizei als auch den Verrat an Lucy ans Licht kam, und deswegen entschieden sie sich einstimmig zu einer Steinigung. „Julia Brzoska, geboren am 08.03.1984, du hast dich des Hochverrates an der Firma schuldig gemacht und wirst daher zum Tode verurteilt. Das Urteil wird noch heute, in genau fünf Minuten, vollstreckt. Lucy wird den ersten Stein werfen. Joey wird das Kind von Julia als Belohnung für die Entdeckung des Verrates erhalten. Wenn jemand trotz der Einstimmigkeit einwende haben sollte, dann tritt vor oder schweige für immer!" Luans Stimme zitterte während der Bekanntgabe, jedoch nahm ihm dies keiner übel, da sie alle wussten, was Julia für ihn war, und auch dieser Grund trug dazu bei, dass jeder schwieg.

Todesspiel ||Where stories live. Discover now