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Sicht Lucy

Noch immer raste mein Herz, wenn ich an die vergangenen zwei Tagen zurück dachte, und ich fühlte mich grauenhaft dafür, was mich auch nicht so recht schlafen ließ. Diese Schuldgefühl plagten mich regelrecht, obwohl ich wusste, dass niemand zu Schaden gekommen war, und ich hoffte, dass ich nicht ein weiteres Mal eine Aufgabe bekam, die potenzielle Menschenleben beeinträchtigen könnte. Der Postbote hatte mir gestern den Laptop sowie das Amulett ziemlich grob entrissen, sodass ich mir fast schon wünschte ihm eine rein hauen zu dürfen, und für diesen Gedanken schämte ich mich sehr. Gewalt war keine Lösung und niemand sollte durch physische Schmerzen bestraft oder zurecht gewiesen werden. Seufzend setzte ich mich, wie jeden Tag, nach dem Frühstück, an meinen Laptop und öffnete die E-Mail von Scoday, die bereits um Mitternacht bei mir angekommen war.

>>Hi Lucy. Dein Lieblingslied ist bestimmt 'Girl on fire', denn dein gestriges Video hatte ein gewissen Feuer der Leidenschaft, wenn du verstehst was ich meine. Sorry für den unfreundlichen Abholservice, ich habe gesehen, wie er mit dir umgegangen ist. Keine Sorge er hat sich deswegen freiwillig sein Leben nehmen lassen und wird dich in Zukunft nicht noch ein mal belästigen. Da die letzten Tage so aufregend waren und dich bestimmt aufgewühlt haben müssen, darfst du beziehungsweise musst du heute drei Zigarettenschachteln am Stück innerhalb einer Stunde an deinem Zimmerfenster rauchen. Viel Spaß dabei kleines Räuchermännchen. Bis morgen. Scodai. <<

Ich wollte eigentlich nicht mehr rauchen und ich habe nur damit angefangen, weil ich ständig so gestresst war. Die Zigaretten haben mich runter gebracht, obwohl ich nie rauchen wollte, dass hatte ich schon als Kind gesagt, da meine Lieblingstante aufgrund ihres exzessiven Zigarettenkonsums an Lungenkrebs verstarb, als ich so 8 Jahre alt war. Von dem Krankheitserhöhenden Faktor mal abgesehen sind die Folgen für die Umwelt sowie die Mitmenschen gravierend und so richtig schmecken tat es ebenfalls nicht. Sie wirkten lediglich beruhigend auf mich und dies war der einzig positive Effekt. Ich konnte diese Langzeit Raucher einfach nicht verstehen, obwohl ich selbst noch vor einigen Tagen geraucht hatte, worauf ich keineswegs stolz war. Ich fasste nach der letzten Zigarette, die ich geraucht hatte, den Entschluss nie wieder zu rauchen, aber nun musste ich dieses Vorhaben  auf eine Zeit nach dem Spiel verschieben. Also setzte ich mich nach langen Denkens an mein Fenster und begann mit der ersten von drei Schachteln, die ich noch rumzuliegen hatte.

Sicht Julia

Ich hatte Terry beauftragt Lucy zu beobachten, solange ich Lu einen Besuch abstattete, da er sich nach wie vor nicht bei mir meldete und ich schlichtweg besorgt um sein Wohlbefinden war. Ich fuhr gerade auf die Hütte zu, als ein kleines Reh mir vor mein Auto sprang, doch glücklicherweise schaffte ich es noch rechtzeitig abzubremsen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, weshalb ich heilfroh war mein Auto jetzt verlassen zu können und endlich bei Luan zu sein. Schnellen Schrittes lief ich die restlichen Meter zu der Hütte und sprang die kleine Treppe hoch. Die Tür zu der Hütte, in welcher er sich jetzt eigentlich befinden sollte, war von außen verriegelt auch die Fensterläden war geschlossen worden. Trotz der Verriegelung klopfte ich leicht an die Holztür und wartete vergebens 10 endlose Minuten auf eine Antwort seinerseits. Sein Auto hatte er mir für diese Woche geliehen, da meins in der Werkstatt war, und sein Motorrad stand an die Hüttenwand gelehnt. ,,Lu?" Schrie ich hysterisch, während ich weiter nun panisch gegen die Tür hämmerte.

Nach 20 Minuten hörte ich damit auf und setzte mich weinend auf die kleinen Holzstufen, die zur höher liegenden Hütte führten. Mit meinen Armen umklammerte ich meine Beine  und legte meinen Kopf mit geschlossenen Augen die Knie. So vergingen die Minuten. ,,Juli? Was machst du hier?" Als ich Luan hörte, sprang ich auf und fiel ihn um den Hals. ,,Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Hast du denn meine Nachrichten nicht bekommen?" Fragte ich unter Tränen und wollte ihn gar nicht mehr loslassen. ,,Ich hab mein Handy ausgeschaltet gehabt. Du brauchst doch dir keine Sorgen machen. Ich komm schon klar. Komm doch erstmal rein und dann essen wir ein bisschen. Dann können wir über alles reden, okay?" Er wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und zusammen gingen wir in die Hütte. Er bereitet uns eine Hühnersuppe zu, die wir auf der Couch aßen, und anschließend fing ich an ihm alles zu berichten, was er in den vergangenen Tagen verpasst hatte.

Todesspiel ||Where stories live. Discover now