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Sicht Lucy

Als ich am nächsten Morgen erwachte, konnte ich mich an nichts vom gestrigen Abend erinnern und Lisa war ebenfalls nicht mehr da, was mich beängstigte. Ich lag in meinem Bett und alles war ansich wie immer, obwohl mir eine leise unheimliche Stimme zu flüsterte, dass gestern etwas entscheidendes passiert sei. Um was es genau ging, darüber schwieg die Stimme und ließ mich völlig ahnungslos. Vielleicht hatte ich mit Lisa, während meines Trips, geschlafen und auf sie gekotzt oder ähnlich peinliches gemacht. Zumindest war dies ein realistisches Szenario für mich und würde die Flecken auf meinem Boden erklären. In meinem Kopf drehte sich der Raum immer noch, weshalb ich mir ein leichtes Frühstück zubereitete und mich anschließend an meinen PC setzte. Iki hatte scheinbar in meinem Badezimmer geschlafen, da sie aus diesem heraus spazierte und nun auf mein Bett sprang, um schlafen zu können.

>>Hallo Lucy. Du hast die Hälfte der Aufgabe erfolgreich absolviert. Hoffentlich hast du deinen gestrigen Auftrag gut überwunden und bist in der Lage heute Nachmittag das Haus zu verlassen. Punkt 16 Uhr wird vor deinem Haus ein türkiser Lamborghini Aventador stehen, der dich zu einem für dich geheimen Ort bringen wird, und anschließend wirst du dort an der Stelle auf weitere Anweisungen warten. Der Fahrer weiß über alles Bescheid, auch hat er die Erlaubnis dich zu bestrafen, falls du zu fliehen versuchen solltest, und wird die Öffentlichkeit sofort, nachdem er dich abgesetzt hat, verlassen. In deinem Schrank hängt ein Abendkleid, welches du anziehen musst, ohne Ausnahme. Zur Verdeutlichung, du wirst nur dieses Kleid  abziehen und sonst nichts, auch darfst du keine anderen Gegenstände mit dir führen. Weder Handy, noch Schlüssel, Haarklammern, Schmuck, Schuhe, Unterwäsche oder eine Tasche. Die Schuhe wirst du von deinem Fahrer erhalten. Weitere Anweisungen wirst du, wie erwähnt, am Zielort erhalten. Bleibe gespannt und viel Spaß. Dein Scoday<<

Ich wusste nicht, was ich von dieser Aufgabe, die eigentlich keine richtige Aufgabe war, halten sollte und da mir dies äußerst suspekt vorkam, beschloss ich mit meinem abhörsicheren Handy meine Chefin zu kontaktieren. „Milana Moor am Apparat. Mit wem spreche ich?" Erklang die mir so vertraute Stimme aus dem Lautsprecher und dies in einem außergewöhnlich freundlichen Ton. „Kommissarin Luisa Krylokov hier. Bevor Sie ausflippen hören Sie mir bitte zu. Ich habe eine ungewöhnliche Aufgabe erhalten, die mir durchaus Unbehagen bereitet." Leitete ich das Gespräch ein und las ihr anschließend die Nachricht vor. „Verstehe. Meinen Sie es könnte sich hierbei um einen Hinterhalt handeln?" Ihre Stimme klang nun weniger freundlich, dafür jedoch sehr ernst und ein Fünkchen Besorgnis konnte ich ebenfalls heraus hören. „Dies wäre im Bereich des Möglichen. Ich kann mich an den gestrigen Abend zwar nicht mehr errinnern, doch habe ich denn noch das Gefühl meine Identität preisgegeben zu haben. Was soll ich jetzt machen?" Meine Herz pochte vor Aufregung und mein Körper begann wie Espenlaub zu zittern. Ich saß bis zum Hals in der Scheiße.

„Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder wir brechen die ganze Sache ab oder ich schicke Ihnen einen Techniker vorbei, der Sie verkabelt und mit einen GPS-Sender ausstattet, sodass wir diese Schweinehunde endlich hinter Gitter bringen können. Keine Sorge, dies bliebe unbemerkbar für die unterschiedlichsten Geräte, falls man Sie scannen sollte." Versicherte meine Chefin mehrmals und so stand es fest, dass ich mich verkabeln ließ, um im Falle eines Falles abgesichert zu sein. Der Techniker würde gegen 13 Uhr, also in einer knappen Stunde, als Pizzabote getarnt hier ankommen und mich auf alles kommende vorbereiten. Ich schloss sämtliche Vorhänge damit Scoday nichts von alle dem mitbekommen konnte, und schrieb anschließend meinen Bericht über meine gemachten Erkenntnissen, Erfahrungen, Vermutungen des Spieles im Allgemeinen sowie den vermeintlichen Mitarbeitern beziehungsweise den Organisator fertig, den der Techniker gleich mitnehmen sollte, für den Fall, dass ich aus unvorhersehbaren Gründen versterben oder verschwinden sollte. Exakt Punkt 13 Uhr klingelte es an meiner Tür und mein Fake-Pizzabote stand davor „Kommen Sie doch rein. Ich muss mein Geld noch suchen." Forderte ich ihn auf und ging zurück in die Wohnung.

***

15 Uhr 30 überprüfte ich die Technik auf ihre Funktionalität und bestätigte diese meiner Chefin Milana R. Moor. 15 Uhr 45 zog ich alle Vorhänge in meiner Wohnung auf und fütterte Iki, ein vermutlich letztes Mal. 15 Uhr 52 betrachtete ich mich im Spiegel, um das türkisglitzernde lange Ballkleid zu würdigen, und zog anschließend meine Hausschuhe aus. 15 Uhr 55 verließ ich barfuß in dem Kleid die Wohnung und schloss sicherheitshalber den Eingang. 15 Uhr 57 versteckte ich den Schlüssel unter dem Blumentopf, welcher links neben der Tür stand, und hörte ein sehr lautes Auto näher kommen. Punkt 15:59 stellte ich mich an die Straße auf den Gehweg und beobachtete den Lamborghini bei der Anfahrt. 16 Uhr stieg ich, nach einer kurzen nervenaufreibenden Leibesvisitation, in das Auto und schnallte mich an. 16 Uhr 07 fuhr der große dunkelhäutige, glatzköpfige Mann mit einem Affentempo los. 16 Uhr 30 kam das Auto vor einer riesigen Lagerhalle zum Stehen und ich stieg in die High Heels, die auf dem Boden lagen, aus dem wagen. 

Anschließend lief ich auf wackligen Beinen über den holprigen Schotterweg zu einem kleinen Stehtisch, auf welchem ein Brief, der mit meinem Namen beschriftet war, lag und sah mich in Ruhe um, ehe ich dieses Papier öffnete. Das Auto war weg, weshalb ich nun alleine da stand, und sonst war ich von einem riesigen Wald umgeben, der auf mich etwas beunruhigte. Eine Leiche in einem derartig großen Wald ausfindig zu machen ist Nahe zu unmöglich und was noch schlimmer wäre als dies, wäre der Gedanke, dass dieser Schweinehund niemals gefasst werden könnte. Bis auf das vermodernde Gebäude hinter mir befand sich hier rein gar nichts, was mich darauf schließen ließ, dass Scoday darin sein musste. Ein kühler Luftzug blies mein Kleid in die Höhe, sodass dieser eine Gänsehaut bei mir verursachte, und auch meine Haare flogen wild umher. Nervös blickte ich auf den Umschlag und, da mir nichts anderes übrig blieb, nahm ich ihn an mich. Wie in Zeitlupe öffnete ich mit zitternden Händen das Papier und holte den sich darin befindenden  mehrfach gefalteten Brief heraus.

Hallo Lucy,

ich bin überzeugt, dass deine fahrt hierher angenehm verlief, denn schließlich ist er mein bester Fahrer. Sicherlich bist du über die Lokation verwundert und fragst dich bestimmt, was das ganze Theater zu bedeuten hat. Wie du bereits weißt ist heute der 25.ste Tag für dich und das ist wahrhaftig ein Tag von großer Bedeutung für uns. Heute, so könnte man es sagen, wird es der wohl wichtigste Tag in deinem restlichen Leben werden. Deswegen trägst du auch selbstverständlich so ein wundervolles Ballkleid und diese traumhaften High Heels. Ohne weiter um den heißen Brei zu reden beziehungsweise zu schreiben, komme ich nun zu dem zweiten Teil deiner heutigen Aufgabe. Auf der Rückseite dieses Briefes sind die Zugangsdaten zu dem Gebäude, welches du bestimmt schon bemerkt hast. Du wirst dort hinein gehen, die Treppe bis ganz nach oben laufen und dort durch die erste Tür auf der linke Seite gehen. Du wirst in diesen Raum auf einen anderen Whale warten. Sei unbesorgt, es wird dir nichts passieren. Dein Scoday.

Wie von ihm gefordert ging ich zum Gebäude und tippte den Pin in das kleine Hightech Sicherheitsgerät an der Wand ein, woraufhin wie ich anschließend meine Augen sowie Hände scannen lassen musste, ehe die Tür mit einem kleinen Summen aufsprang. Danach lief ich die Treppen hoch, wobei das Klacken meiner Schuhe von den Wänden widerhallte. Das Gebäude sah von innen fast noch einsturzgefährdeter aus, als von außen. Die Metalltreppen sah alt und rostig aus, was es zu einem Wunder machte, dass sie unter meinem Gewicht nicht einstürzte. Oben angekommen ging ich, wie beschrieben, durch die erste Tür auf der linken Seite und betrat den zunächst dunklen Raum. Kaum hatte ich den Lichtschalter ertastet, erhellte sich alles um mich rum und so konnte ich mich auch hier umschauen. In Mitten des Raumes stand ein simpler Holztisch zusammen mit zwei Metallstühlen, sodass man der anderen Person gegenüber saß. Es gab keine Fenster, keinen anderen Eingang, nichts. Da auch nach 5 Minuten nichts passierte setzte ich mich auf einen der Stühle und wartete darauf, dass der besagte andere Whale herein kam. Eine gefühlte Ewigkeit später öffnete sich endlich die Tür und ich bekam Gesellschaft von jemanden, den ich nicht erwartet hatte, was mir die Sprache verschlug.

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Hallo Leute 😅

Gott, so lange wollte ich euch eigentlich nicht warten lassen, aber aufgrund der Abiturprüfungen bin ich einfach nicht zum Schreiben gekommen. Ich hoffe, dass Kapitel hat euch denn noch gefallen und ihr seid auf das nächste Kapitel gespannt.

Eure Vany

Todesspiel ||Where stories live. Discover now