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Sicht Lucy

Die Drogen lagen gut versteckt in einem Schrank, da ich sie nicht draußen liegen lassen wollte, und wegschmeißen durfte ich sie dank Scoday schließlich auch nicht. Darüber hinaus wollte ich kein Risiko eingehen, denn Iki könnte diese Substanzen essen und daran sterben, dann hätte ich allerdings ein riesen Problem mit ihm, was es für mich zu verhindern galt. Er war die letzte Person, die ich wegen einer solchen Kleinigkeit gegen mich aufhetzten wollte, und solange er nicht hinter Gittern war, war er eine reelle Gefahr für mein Leben, aber ebenso für alle anderen Menschen auf diesem Planeten. Bald jedoch hatte alles ein Ende, dies spürte ich tief in mir. Heute war die 24.ste Aufgabe und damit ich nachher in guter Gesellschaft war, lud ich Lisa zu mir ein, um über alles mit ihr zu reden. Seit dem Tod von ihrem Freund Luan hatten wir kein Wort mehr miteinander geredet, was sich heute ändern sollte, denn sie blieb nach wie vor meine Freundin.

>>Hallo Lucy. Die Drogen, die du gestern besorgt hast, wirst du heute als deine Aufgabe zusammen mit deiner Freundin Lisa konsumieren. Bleibe zu Hause, trinke keinen Alkohol und esse vorher etwas. Viel Spaß. Scoday<<

So kurz angebunden? Irgendetwas stimmte bei ihm nicht und dass er sich dies anmerken ließ, bewies deutlich, dass ich davon mitbekommen sollte. Wollte er mich damit verunsichern? Verängstigen? Einschüchtern? Scodays Charakter war so vielschichtig, wie das Darknet selbst, und egal wie ehrlich er in einem Moment rüber kam, man konnte sich nie wirklich sicher sein, ob es nun gespielt oder nicht war. Bevor ich jedoch wieder mal mir den Kopf darüber zerbrach, lenkte ich mich mit kochen und putzen ab. Lisa würde in drei Stunden hier ankommen und bis dahin wollte ich alles vorbereitet haben, damit wir in Ruhe die Aufgabe, wovon sie natürlich nichts wusste, erledigen konnten. Ich wusste noch nicht, wie ich sie überzeugen sollte Drogen zu nehmen, und  auch wusste ich nicht ganz, warum ich gerade mit ihr zusammen diese Dinge konsumieren sollte. Es konnte einfach kein Zufall sein, dass Scoday plötzlich so komisch ist und ich mit Lisa Drogen nehmen musste. Ich glaubte bei diesem Spiel nicht an Zufälle.

***

,,Hey Lucy! Du siehst gut aus!" Lisa umarmte mich freudig, als ich ihr die Tür wenige Stunden später öffnete und sie hereinbat. Wir setzten uns zum Abendessen an den Küchentisch, bevor wir gemeinsam in mein Zimmer gingen und uns auf mein Bett setzten. ,,Hättest du vielleicht Lust mit mir etwas besonderes zu nehmen?" Platzte ich sofort mit der Wahrheit heraus und Lisas Augen leuchteten schlagartig auf, da sie zu wissen schien, was ich damit meinte.  Ich holte die Drogen aus ihrem Versteck und schon zündeten wir den ersten Joint an, ehe wir beide jeweils zwei Ecstasy Pillen zu uns nahmen. ,,Ich hätte nie gedachte, dass du Drogen nimmst. Ich dachte immer, dass du wärst eine Verfechterin von solchen Betäubungsmitteln." Meinte Lisa mit ruhiger Stimme und legte einen Arm um mich, sodass wir miteinander kuschelten. ,,Willst du über Luan reden?" Fragte ich sie vorsichtig, was sie sofort verneinte und so beließ ich es dabei. Der Rauch verbreitete sich indessen im gesamten Raum und vernebelte meine Sicht zunehmend. Die Joints rauchten wir sofort hintereinander  auf und nahmen zum Schluss noch weitere E-Pillen per Zungenkuss. 

,,Ich habe viele Geheimnisse, die du nicht weißt." Kicherte ich, während ich ihre mit meinem kiloschweren prickelnden Arm aus dem Gesicht und lächelte sie an. ,,Ich weiß. Wahrscheinlich bist du diese Undercover-Agentin, die von dem Maulwurf der Presse gegenüber vor Wochen erwähnt wurde." Wir lachten gemeinsam. ,,Und du arbeitest dann für den Organisator von diesem Selbstmord-Spieles auf den ich angesetzt wurde." Unser Lachen erhellte das Haus und so langsam tat mein Bauch von diesem vielen kichern weh. ,,Scoday ist bestimmt dein Chef und Lover!" Ich hatte vollkommen die Kontrolle über mich verloren und kugelte mich Bauch haltend auf dem Boden herum. ,,Lover? Er? Nein, aber wenn er erfährt, dass du ein Bulle bist, flippt er bestimmt aus und bringt dich um!" Zunächst lachten wir und dann begriff ich, dass Lisa die Wahrheit über mich sowie ich die über sie wusste. Sie arbeitete für ihn und auch unter Drogeneinfluss, verstand ich, was das für mich bedeutete. Nur war ich komplett handlungsunfähig, da sich die Drogen nun vollends entfalteten und ich mich mehrfach unter extremen Schmerzen auf der Toilette übergab.

Sicht Luan

Ich konnte es nicht glauben. Ich wollte es nicht glauben. Nicht sie. Nicht Lucy. Das musste ein ganz schlechter Witz sein. Wo war die versteckte Kamera? Jeder hätte es sein dürfen, aber nicht meine Lucy! Seit gestern saß ich auf der Couch und starrte ins Leere, als hätte ich meinen Verstand verloren, aber nicht ihn hatte ich verloren, sondern ich hatte mich selbst verloren. Lucy, meine Liebe galt ihr und gilt ihr noch, doch wie sollte das funktionieren? Eine Polizistin, die auf mich angesetzt wurde, um mich hinter Gitter zu bringen, konnte nicht an meiner Seite sein, niemals. Sie hatte es, zwar unter dem Einfluss von Drogen, zugegeben, aber ich wollte sie nicht ein weiteres mal töten. Wenn sie stirbt, sterbe ich und so wird es auch eintreten, falls nicht vorher ein Wunder geschieht. Ein Wunder, ja, dies brauchte ich dringend, bevor die Pflicht mich einholte und anschließend überrollte. Ich werde sie töten müssen oder verkaufen oder versklaven. Sonst wäre ich als nächstes an der Reihe. Im Zweifel für den Angeklagten, nicht wahr?

Sie wird sich vor der Firma, vor den Mitarbeitern als auch vor mir verantworten müssen und mit viel Glück durfte sie weiterleben, aber nur als lebenslanger Sklave für den Höchstbietenden. Zunächst jedoch stand ihr Verhör an und erst dann könnte ich ihr helfen. Vielleicht hatte ich sie geschwängert, denn dies wäre ein triftiger Grund die Hinrichtung zu verschieben und bis zu der Geburt hätte ich den perfekten Fluchtplan für uns konzipiert. Ein Leben lang in ständiger Angst aufgespürt zu werden, wäre immerhin besser, als zu sterben. Vielleicht existierte eine dritte Lola? Nein! Ich wollte Lucy und nur Lucy! Bis das der Tod uns scheidet! Ich bin dein und du bist mein, egal welche Tätigkeit du nachgehst! Meine Mitarbeiter würde ich für sie töten, aber sie würde das nicht wollen. Mir muss bis morgen etwas eingefallen sein, um sie zu retten, und es war unausweichlich, dass sie in die Firma gebracht werden würde.

Todesspiel ||Where stories live. Discover now