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(Sicht Luan)

In der Nacht hatte ich unruhig, und deshalb nur wenige Stunden, in meinem Büro geschlafen. Als ich aufwachte besorgte ich mir aus dem Vorratsraum Katzenfutter, welches ich in die Kiste mit Iki stellte, die mich dabei am Arm kratzte sowie auch anfauchte, heraus. Sie konnte spüren, was ich ihrer Besitzerin angetan hatte, davon war ich fest überzeugt. Ich versuchte seitdem mich darauf zu konzentrieren nicht an Lola zu denken, jedoch klappte das nicht so gut, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Müdigkeit überkam mich immer mehr, weshalb ich kurz darauf auf meinem Schreibtisch am einschlafen war, jedoch hörte ich im selben Moment, wie vor meinem Büro getuschelt wurde. Mit einem genervten Gesichtsausdruck richtete ich mich auf, um die Tür anschließend mit einem Ruck auf zu reißen. Mit einem finsteren Blick schaute ich meine davor stehenden Kollegen, welche vor Schreck zusammen zuckten und auch das Geflüster sofort einstellten, an. Sie machten mir Platz und zeigten nur auf den riesen herunterfahrbaren Fernseher, der nun mitten in der Halle hing.

Dort war eine hübsche Reporterin mit langen, braun gelockten Haaren zu sehen, welche vor einem Hochhaus stand, und darüber berichtete, dass sich ein junges Mädchen vergangene Nacht vom diesem Hochhausdach gestürzt  hatte und kurz darauf ihre Wohnung in Flammen aufgegangen war. Lola! Darauffolgte ein Kameraschweif zu dem Leichensack, der grade verschlossen wurde, in dem SIE liegen musste. Wieder spürte ich, wie die Trauer in mir aufstieg, jedoch wurde diese beim nächsten Satz der Reporterin, die nun mit ihren grünen Augen direkt in die Kamera schaute, schlagartig unterbunden.

Sicht Reporterin

„Wir stehen hier nach wie vor am Tatort und erhalten immer mehr Informationen über den Grund des Suizids.  Sie soll bei einem Online-Game mitgemacht haben, welches als Ziel hat, dass die Spieler sich am Ende selbst töten, nachdem sie eine bisher unbekannte Zahl an Aufgaben erledigt hatten. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Morde der Nachbarn des Opfers, selbst zum Opfer von ihr wurden und das nur wegen einer Aufgabe. Wie ich sehe kommen grade die leitenden Kommissare, Becker und Fischer,  hier herüber. „Herr Becker, Herr Fischer, stimmt es das dieses Mädchen bei diesem Spiel mitgemacht hat und ihre Nachbarn deswegen getötet hat? Hat sie auch die Wohnung in Brand gesteckt?" Ich streckte ihnen mein Mikro entgegen.

„Es stimmt, dass das Opfer bei eine Art Spiel namens "Blue Whale" teilgenommen hat, aber bisher ist noch unklar, ob das Opfer auch der Täter der beiden Morde war und mehr erfahren sie bei der kommenden Pressekonferenz. Nur eins noch, wir sind dem Organisator Dicht auf der Spur, da er definitiv hier vor Ort war." Sagte Becker und ging dann anschließend zurück zum Krankenwagen, der die Leiche gleich zur Gerichtsmedizin bringen sollte. Ich ersparte es mir weiter nachzufragen, denn sie würden es weder hören noch beantworten. „Eine schreckliche Tat, die eine dringenden Aufklärung benötigt. Ich bin mir sicher, dass die Polizei alles tun wird um den oder die Täter zufassen. Zum Schluss appelliere ich an jedes Elternteil, dass sie in diesen Zeiten gut auf ihre Kinder aufpassen sollten, denn es war nicht der erste und vorallem nicht der letzte Suizid eines jungen Menschens. Damit gebe ich zurück ins Studio. "

Die Kamera sank und ich fiel meinem Kameramann,  Ivan Schlatter, um den Hals. Wir kannten uns lange vor dem ersten Arbeitstag beim Sender, da wir früher in der selben Schule waren. Schon damals war er ein attraktiver Junge gewesen mit seiner Ähnlichkeit zu Skeet Ulrich aus Scream, auch wenn er diesen Vergleich nicht mochte. „Es ist so grausam Ivan. " Er nickte und anschließend stiegen wir in den Übertragungsvan.

Sicht Reporterin Ende

Sie sind mir Dicht auf der Spur? Bah! Unmöglich! Niemand hätte mich oder einen meiner Kollegen sehen können! „FINDET SOFORT RAUS, OB AN DIESEN BEHAUPTUNGEN WAS DRAN IST! " Schrie ich meine Kollegen an, die sich gleich an die Arbeit machten, während ich stocksauer in mein Büro zurückkehrte und meiner Wut freien Lauf ließ.

Ich riss jedes Bild, welches an meiner Wand hing ab und schmiss sie auf den Boden, ab. Ich konnte sie nicht mehr sehen. Lola. Dieses Gefühl, ich konnte es nicht mehr ertragen, weshalb ich alles vernichten musste, was mich an sie erinnerte. Als ich alle Bilder herunter gerissen hatte, blieb nur noch die Kiste mit Iki übrig. Diese kleine Katze war das letzte, was mich noch an Lola erinnerte.

Sie musste sterben, allerdings wollte ich es schnell hinter mich bringen. Aus einer Schublade holte ich meine Pistole, eine 9mm Luger, heraus, ging anschließend zur Kiste, stellte sie erneut auf den Schreibtisch und zielte darauf. Mein Finger lag auf dem Abzug, während ich wie gestern ein klagendes Miauen vernahm. „Lebe wohl, kleine Iki." flüsterte ich kaum hörbar zu mir selbst.

Todesspiel ||Where stories live. Discover now