EPILOG

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Die Kindertagesstätte war der geeignete Ort, um Sam für den kommenden Tag abzuschieben und somit sich auf den Plan zu konzentrieren. Lucy verabschiedete sich mit einer herzlichen Umarmung von dem emotionslosen Kind, welches sich schon bereits darauf freute wieder Zeit mit anderen Kindern verbringen zu können. Sie wusste genau, dass sie das Kind wahrscheinlich viel zu spät abholen würde, da sie, nach dem wöchentlichen Termin beim Psychotherapeuten, direkt zum Gefängnis und anschließend zum Büro fahren müsste. Allein der erste Tagespunkt verschwendete mindestens 60 Minuten, ohne Einberechnung der Anfahrtszeit, und eigentlich hatte sie nur bis 16 Uhr Zeit. Der Besuch im Gefängnis war allerdings für 15 Uhr angesetzt, sodass es nahezu unmöglich wurde pünktlich zu sein, somit schob sie in einem unbeobachteten Moment der Chefin ein kleines Bündel Geld unter. In der Vergangenheit sah sie sich öfters dazu gezwungen einige Scheine zu opfern, um ihrer neuen Arbeit vernünftig nachzugehen. Kurz um, sagte Lucy doch noch den Termin beim Therapeuten ab und machte sich daran die Büroarbeiten schnellstmöglich zu erledigen. Ihre Mitarbeiter verstanden noch nicht ganz den Führungsstil, den sie an den Tag legte, aber sie hoffte auf eine baldige Einsicht.

Die meisten nahmen sie nicht so ernst, wie sie Luan einst genommen hatten, und schauten sie eher belustigt an, wenn sie Befehle verteilte, jedoch ging sie mit Befehlsverweigerungen strenger um. Sobald sie das Firmengebäude erreicht hatte, begrüßte sie John, der Pförtner, freundlich und ließ sie durch die Schranke. Er war der Erste, den sie für ihre Zwecke rekrutieren konnte, und bis jetzt der loyalste. Lucy richtete ihr Jackett, nachdem sie aus dem Auto gestiegen war, und lief zur Eingangstür, bei welcher sie Fingerabdrucks- und Stimmenkontrolle zum Eintreten abgeben musste. Bereits beim Betreten der großen Bürofläche, wo die 20 Arbeiter fleißig ihre Aufgaben verrichteten, verstummten alle der Anwesenden. Ihr strenges Auftreten bewies sich heute als durchaus praktikabel, denn sie hatte einige wichtige Ankündigungen. „Her gehört! Heute ist der Tag gekommen auf den wir alle sehnsüchtig gewartet haben. Unser Spiel wird um punkt 18 Uhr live gehen, daher will ich bis dato jedes einzelne System einsatzbereit haben und dass ihr euer bestes gebt! Es gibt noch Programme, die nicht fehlerfrei laufen und Einstellungen, die nicht ideal sind, was ihr dringend beheben müsst! Solltet ihr Fragen haben, wisst ihr an wen ihr euch bei meiner Abwesenheit wenden könnt, sprich: Ihr wisst, was zu tun ist, also macht euch ran!"

Um Punkt 14:45 Uhr stand sie vor dem Raum, in welchem ihr nächstes Opfer unwissend auf sie wartete, und hörte nur mit halben Ohr hin, als der Wachbeamte die Sicherheitsvorschriften durchging. Es interessierte sie nicht die Bohne, was dieser sich für wichtig haltende Mann von sich gab, und sie wünschte, dass er endlich sein verdammtes Maul hielt. „Haben Sie noch Fragen?" Sie schüttelte den Kopf, womit er sich zufrieden gab und er war so freundlich die Tür zu öffnen. Chris sah wahrhaftig schrecklich aus mit seiner gebrochenen Nase und dem blauen Auge. Er erschien eine nicht ganz so angenehme Zeit zu haben, was Lucy äußerst erfreute, und im Gegensatz zu dem Chris, den sie einst kannte, war dieser Chris wie ein geschlagener Hund. „Hallo Chris. Schön dich wieder zu sehen. Wie geht es dir?" Ihr Grinsen wurde umso breiter bei diesem Anblick „Lucy." Seine Stimme brach, ehe er irgendwas Anderes sagen konnte, und sie sah Tränen in seinen Augen. „Es ist erstaunlich wozu Luan in der Lage is...war. Wer hätte gedacht, dass du für alles alleine geradestehen musst. Ich meine, natürlich musst du das, weil du schuldig bist, aber ohne richtigen Anwalt oder Unterstützung. Du bist du ganz schön aufgeschmissen." Der Wärter im Raum stellte zwei Gläser mit Wasser ab, um die sie gebeten hatte, und verkroch sich dann wieder in seine Ecke.

„Was willst du von mir? Ich kann nicht mehr. Ich lebe in ständiger Angst, dass eines Tages jemand in meine Zelle kommt und den Job erledigt. Lucy, ich will nicht sterben." Lautes Gelächter brach aus „Erbärmlich!" Sie stellte das Lachen ein und lehnte sich ein Stückchen nach vorne, wobei ihre Arme auf dem kalten Tisch ruhten. „Ich bin aus einem Grund hier." Er erlaubte ihr kein weiteres Wort, sondern unterbrach sie mit jener Frage, die seit langem auf seiner Seele brannte. „Um mich zu töten?" Sie schüttelte leicht den Kopf und fügte ein leises „Nein" hinzu, sodass ihre Ablehnung deutlicher wurde. Zitternd nahm er das Glas in die Hand und trank nervös den halben Inhalt aus, wonach er schon nach wenigen Minuten den Rest runterschluckte. „Ich bin hier um dich für deine Taten büßen zu lassen. Du hast mir meine Familie genommen und ich werde dir deine letzte Würde nehmen." Meinte sie kalt nach einigen Minuten, in welcher sich die ersten Symptome der Vergiftung zeigten, und damit richtete sie sich auf, lief zu Chris rüber, wo sie nah an sein Ohr ging und flüsterte ihm zu: „Du dachtest er war schlimm. Falsch. Ich bin schlimmer. Ich habe einen kleinen Deal mit ein paar korrupten Beamten gemacht, welche dich ficken und foltern werden und glaube mir, das kleine Giftchen wird dich erst dann töten, wenn sie mit dir fertig sind." Er weinte bitterlich bei dem Gedanken, was ihm bevorstand „NEIN! KOMM ZURÜCK! ES TUT MIR LEID! BITTE!" Schrie Chris panisch und noch während sie den Raum verließ, war es an der Zeit das Spiel von Neuen zu beginnen, doch diesmal, würde sie die Leitfäden ziehen und genau das würde sie jetzt tun.

~Meldung des Tages~

Der Strippenzieher Christopher W. wurde heute Abend tot in seiner Zelle bei einem Kontrollgang der Beamten gefunden. Laut Aussagen des Polizeidirektors hatte der Verurteilte Mehrfachmörder und ehemaliger Chef einer Suizid-Spiel-Firma, die sich auf die Massenmanipulation von Kindern und Jugendlichen fokussierte, nach dem Abendessen selbst Suizid in seiner Zelle in einem unbeobachteten Moment begangen. Doch auch nach seinem Tod bleiben die Wunden tief in Herzen der Betroffenen Eltern, Erziehungsberechtigten und weiteren Opfern. Die derzeit im Netz aufkommenden Gerüchte eines neuen Suizidspieles wurden bisher nicht von den zuständigen Behörden bestätigt, sodass davon ausgegangen werden kann, dass es sich nur um sogenannte Trolls handelt, die die Geschehnisse ausnutzen, um weiterhin Angst zu verbreiten. Wir halten sie weiter auf dem Laufenden sollten sich neue Erkenntnisse ergeben. Nun zum Wetter...

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Ich hoffe dieses Kapitel hat dir gefallen. Mach dir einen schönen Tag, trink ausreichend Wasser tu dir was Gutes, das hast du dir verdient!❤

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