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Sicht Lucy

Wie angewurzelt starrte ich meinen Gegenüber an, während dieser sich langsam hinsetzte und mir tief in die Augen sah. ,,Hi, mein Name ist Tracy und heute ist mein 50ster Tag. Ich soll dir von Scoday ausrichten, dass du mir jede Frage, nachdem anschließen der Gerätschaften, stellen darfst, aber nur solange du auch meine Fragen wahrheitsgemäß beantwortest." Sie war übel zugerichtet, gebrochene Nase, Platzwunden im Gesicht, übersäht mit Hämatomen, und sie trug nur ein durchlöchertes schmutziges weißes T-Shirt. ,,Du bist Tracy Rocha. Das verschwundene Mädchen." Stellte ich schockiert fest und musterte ihren entkräfteten Körper, der schlaff auf den Stuhl, an welchen sie sich festkrallte, um nicht herunter zu fallen, saß. Abermals wurde die Tür geöffnet und jetzt kamen zwei maskierte Personen herein, die mich unbeeindruckt von meinen Protestschreien an meinen Stuhl fixierten. Danach steckten sie mir eine Klammer pro Hand an, die mit einem Gerät, das sie auf den Tisch stellten, durch diverse Kabel verbunden waren. Bevor sie den Raum verließen, schaltete einer von den Maskierten das Gerät ein und nickte Tracy zu. Sie schien diese Leute zu kennen und kein Problem damit zu haben, dass sie mich fesselten. 

,,Du hast gesagt, dass ich dir Fragen stellen darf. Spielst du bei diesem Spiel wirklich mit oder wurdest du von diesen Leuten entführt?" Ich musste so viele Informationen wie nur irgendwie möglich aus ihr heraus bekommen, um meine Überlebenschancen zu steigern. ,,Ich spiele mit." Ihre Antworten war kurz und knapp, was daraufhin deutete, dass sie eingeschüchtert ist als auch dass sie nichts falsches sagen wollte. ,,Nun zu meinen Fragen. Heißt du wirklich Lucy?" Verwundert blickte ich in ihr Gesicht, was nichts über ihr Innerstes verriet, und setzte zur Antwort an. ,,Ja." Ich pausierte einen Moment, jedoch gab in jenen Moment das Gerät einen Signalton von sich. Ein Lügendetektor. Meine Gedanken rasten, ebenso wie mein Herz. Das hier war eine Falle gewesen. ,,Das war falsch. Nochmal, heißt du Lucy?" Ich konnte es nicht glauben, dass ein so junges Mädchen wegrannte, um für einen Typen wie Scoday zu arbeiten. ,,Ja." Wiederholte ich selbstsicherer und das Gerät schwieg. Ich musste mir eine Strategie überlegen mit der ich den Detektor überlisten konnte. ,,Tracy, wieso arbeitest du für ihn?" Sie schüttelte den Kopf ,,Das tu ich nicht. Ich muss das hier tun, wenn ich leben will. Bist du 16 Jahre alt?" Tracy war unnachgiebig. 

Ich war allem hier schutzlos ausgeliefert und meine Chancen sanken rapide, sodass ich innerlich zu beten begann. Es muss nur diese eine Frage kommen und spätestens dann bin ich mal die längste Zeit am Leben gewesen. ,,Nein." Das Gerät schwieg und ich überlegte, ob es sinnvoll wäre ihm das gleich zu tun, um zu überleben. Würde man mich bestrafen? Schlagen? Schlimmer. Töten. Sterben würde ich so oder so, schließlich bin ich eine Ermittlerin. ,,Bist du eine Polizistin der Sonderkommission für Gewaltverbrechen gegen Kinder und Jugendliche?" Ich schwieg und wartete gespannt auf ihre Reaktion. Noch einige Minuten der Stille wurde die Tür geöffnet und jemand, wahrscheinlich einer der Maskierten von vorhin, trat herein. ,,Beantworte die Frage!" Die Stimme war mir vertraut, auch wenn ich sie nicht zu ordnen konnte, und im nächsten Moment spürte ich die kalte Mündung einer Waffe an meinem Kopf. Ich schwieg weiterhin, denn so schnell würde ich nicht aufgeben. Die Angst schnürte mir den Hals ab und denn noch bewies ich mir selbst wie stark ich war, was mir Hoffnung gab. Der Maskierte lachte kurz und ging zu Tracy rüber, um ihr anschließend die Waffe gegen die Schläfe zu pressen. Sofort fing sie an zu weinen und um ihr Leben zu betteln.

Mein Puls war Nahe zu am explodieren ,,Es wird alles gut Tracy. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas geschieht." Ich richtete an den Maskierten und fasste all meinen Mut zusammen, damit er meine Verunsicherung nicht heraus hören konnte. ,,Ja. Ja, ich bin eine Polizistin." Er nahm den Finger vom Abzug ,,Warum hast du dich hier beworben?" Fragte der Kerl neben Tracy, was mir den Schleier von den Augen nahm und ich war endlich in der Lage die Person zu identifizieren. Es war Scoday höchstpersönlich. ,, Du kannst die Maske abnehmen. Ich weiß wer du bist. Aber du bist wahrscheinlich ein Feigling, der keinen mehr hoch kriegt und deswegen kleine Kinder manipulieren muss, um sich wichtig zu fühlen." Ich grinste ihn siegessicher an und anscheinend war dies die falsche Taktig, denn er ließ keineswegs von Tracy ab, sondern legte erneut den Finger auf den Abzug. ,,Antworte oder sie stirbt." Mein Herz sank zu Boden und ich spürte wie mich die Hoffnungslosigkeit zu verschlingen drohte. ,,Es war meine Aufgabe, um Beweise gegen dieses Spiel zu sammeln." Ich verstummte sofort, da der Lauf nun erneut an meiner Schläfe angesetzt wurde. ,,Erschießt du mich jetzt?" Ich lächelte aufmunternd zu Tracy, die mich schockiert an sah und die Tränen aus ihrem Gesicht wischte.

,,Nein. Nächste Frage, weiß die Polizei wo du dich aufhältst?" Er meinte es todernst, dies hatte ich jetzt begriffen. Er würde mich erst dann töten, wenn er sämtliche Informationen aus mir raus gequetscht hatte. ,,Nein." Das Gerät schwieg zu meinem Glück und schon kam die nächste Frage. ,,Hast du einen GPS-Sender bei dir?" Ich seufzte ,,Nein." Das Signal ertönte. Er ließ die Waffe ein Stück sinken und wandte den Blick von mir ab. ,,Tracy, du darfst jetzt gehen." Meinte er rau zu ihr und kaum hatte er dies gesagt, stand Tracy auf und lief zur Tür. Dort angekommen legte sie die Hand auf Klinke, jedoch erklang im gleichem Moment ein lauter Knall. Unwillkürlich zuckte ich zusammen und übergab mich, aufgrund des Schrecks. Da ich noch lebte und Scoday ebenfalls, konnte er nur Tracy erschossen haben. Voller Schrecken sah ich an dem Blutfleck an der Tür herunter zu dem blutenden leblosen Körper von diesem armen Mädchen. Nun war bestimmt ich dran, zumindest dachte ich dies, jedoch schien ich falsch zu liegen. Er setzte sich auf den freien Stuhl und schaltete den Lügendetektor aus, bevor er sich lässig vorlehnte. ,,Was man liebt beschützt man." Flüsterte ich ihm zu, während er nun doch seine Maske abnahm, und schaute ihm dabei gespannt zu. Jetzt würde ich kurz vor meinem Ableben meinem Mörder in die Augen schauen können. ,,Luisa. Ein schöner Name für eine schöne Frau. Meinen echten Namen kennst du bereits." Ich riss meine Augen weit auf und war sprachlos. 

Todesspiel ||Where stories live. Discover now