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Sicht Luan

,,Scheiße Luan! Was hast du getan?" Schrie mich Luca an, während die anderen zu Julia eilten, um sie zu versorgen und ich stand immernoch wie angewurzelt doch, nicht in der Lage irgendetwas zu unternehmen. „Luan, was ist los mit dir?" Ich starrte auf ihren Körper, der einfach so da lag ohne das kleinste Zucken, weshalb ich nur am Rande mitbekam, wie ich von der Stelle durch meine Mitarbeiter der Nachtschicht, welche gerade angekommen waren, weggezogen wurde. Sie setzten mich auf meinen Bürostuhl und schlossen mich in meinem eigenen Büro ein, sodass ich nicht noch mehr schaden anrichten konnte. Julia konnte jetzt nicht sterben. Warum kann ich meine Gefühle nicht mehr kontrollieren? Lola hat mir den Kopf verdreht, mich von meiner geliebten Arbeit abgehalten und das ist auch noch nach ihrem Tod so. Wann kann ich endlich mit dieser Sache abschließen?

Sicht Lucy

(zur selben Zeit)

Der Tag auf der Arbeit verging in einem Schneckentempo, da ich die ganze Zeit hinten im Lager rum saß und nichts tun konnte, außer dumm aus der Wäsche zu gucken. Danke, Gott, für so einen scheiß Job. ,,Lucy? Schönen Feierabend." Rief Mareike zu mir rüber, als ich die Personalumkleiden verließ und zum Ausgang des Laden ging. ,,Danke. Dir dann auch nachher." Zum Abschied winkte ich ihr nochmals zu und trat anschließend zügig nach draußen. Die frische, kühle Nachtluft tat so gut, denn kaum hatte ich sie eingeatmet fühlte ich mich tausend mal besser.

Auch wenn die Arbeit manchmal sehr viel Spaß machte, gerade wenn ich mit Mareike die Abendschicht teilte, würde ich am Liebsten kündigen. Wir hatten einer der perversesten Chefs aller Zeiten, wobei er bald dafür büßen wird. Die anderen 3 Mitarbeiterinnen mussten ihm, wie ich es vor einigen Tagen mitbekommen hatte, jede Woche einen Blasen, damit sie ihren Job behalten durften. Er ließ keine Möglichkeit aus seine Kolleginnen zu belästigen, sei es durch ekelhafte Äußerungen über deren Ausschnitt oder auch durch den seiner Meinung nach harmlosen Klaps auf den Hintern. Alle waren hier auf diese Arbeit angewiesen und er nutzte es scharmlos aus.

Mareike und ich waren die einzigen, die er bisher in Ruhe gelassen hatte, aber nur weil er dachte, dass wir noch unter 18 Jahre alt waren. Mareike war ein herzensguter Mensch, der immer mit einem breitem Colgate lächeln an der Kasse saß und auch in den Pausen dieses Lächeln nie verlor. Ihre pechschwarzen Augen blickten einen direkt in die Seele, sodass sie sofort wusste, wann jemand die Wahrheit sagte oder auch log, und ihre schulterlangen Haare änderten so ziemlich jede Woche die Farbe. Mal waren sie knallrot, dann gelb, türkis, pink, grün oder auch mal blau. Diese Woche hatte sie ihre Haare lila gefärbt, wobei ich mir eingestehen musste, dass diese Farbe ihr, wie die anderen auch, super gut stand. Durch ihr freundliche, offene Art empfand sie eigentlich jeder als sympathisch und wollte unbedingt mit ihr Freundschaft schließen. Alles in allem war sie eine sehr verrückte Person auf die man sich zu jeder Lebenslage verlassen konnte und man musste sie einfach mögen.

Bei den Gedanken an sie musste ich wie so oft unwillkürlich grinsen, wofür ich von den Leuten, welche an der Bushaltestelle warteten, einen schiefen Blick kassierte. Wie jeden Abend hatte mein Bus nach Hause einige Minuten Verspätung, weshalb ich mir eine Zigarette, welche ich von der Arbeit mitgehen lassen hatte, an und nahm einen Zug nach dem anderen. Die Minuten vergingen und immer mehr Leute versammelten sich an der Haltestelle, sodass als der Bus endlich kam um die 30 Menschen einstiegen, was nebenbei gesagt die Chance auf einen Sitzplatz auf circa 10 Prozent sinken ließ, da schließlich auch noch andere Passagiere sich in diesem Bus befanden. Glücklicherweise stiegen die meisten Hinten ein, das heißt während die Menschen versuchten sich hinten durch die Tür zu zwängen, konnte ich in Ruhe vorne einsteigen und eine Platz ergattern.

-30 Minuten später-

Nach einer grauenvoll langweiligen Busfahrt erreichte ich um 23:30 Uhr mein Zuhause und konnte mich kurz danach auch endlich ins Bett fallen lassen. Als ich meine Augen für einen Moment geschlossen hatte, brannten diese höllisch, was mir zeigte, dass es an der Zeit war schlafen zu gehen, jedoch wollte ich davor noch meine Nachrichten checken. ,,Lucy? Bist du das?" Schrie Mira, meine "Mutter" aus ihrem Zimmer über den Flur und stürmt wie erwartet in den folgenden Sekunden in mein Zimmer. ,,Ja. Wer sollte es auch sonst um diese Uhrzeit sein?!" Genervt verdrehte ich die Augen, während ich mich gleichzeitig aufsetzte. ,,Ist dir heute irgendetwas komisches aufgefallen?" Ich verneinte und erklärte, dass auch sonst keine weitere Kontaktaufnahme stattgefunden hat. ,,Kann ich jetzt schlafen gehen?" Fügte ich nach einiger Zeit des Schweigens hinzu, worauf ich nur ein Nicken bekam und schon verließ sie mein Zimmer.

Todesspiel ||Where stories live. Discover now