{36}

192 13 3
                                    

Sicht Lucy

Da ich die halbe Nacht gekotzt hatte, fühlte ich mich so ausgelaugt, wie noch nie zuvor, und sicher war, dass ich nie wieder rauchen würde. Es war ekelhaft so viele Zigaretten zu konsumieren und auch nachdem ich etwas gegessen sowie getrunken hatte, wollte der Geschmack in meinem Mund nicht verschwinden. Das war ein Denkzettel, den ich anscheinend gebraucht hatte, und diesen würde ich so schnell nicht vergessen. Ich lag zusammen mit Iki auf meinem Bauch im Bett und starrte  erschöpft an die Decke, ganz so als würde mir das helfen. Drei Stunden später hievte ich mich unter Schmerzen aus dem warmen gemütlichen Bett und schlüpfte in die Küche, um wie jeden Tag zu frühstücken. Iki hingegen bliebt zunächst weiter im Bett und kam erst zu mir, als mein Omelett fertig gebraten war.

Das Ei im Zusammenspiel mit Zwiebeln, Knoblauch sowie dem Bacon erfüllte den gesamten Raum, was meinen Magen laut knurren ließ. Innerhalb kurzer Zeit hatte ich das Omelett verschlungen und konnte mich vor den Fernseher mit einer Tasse Kamillentee, welchen ich mir zuvor zubereitete. Als die Tasse leer war, brachte ich sie in die Küche zurück und machte schnell den Abwasch, denn mal wieder sah diese wie ein Schlachtfeld aus. Iki schwirrte mir indessen um meine Beine und hoffte auf eine extra Streicheleinheit, die sie zunächst nicht bekam, da meine voller Seifenschaum waren. Ich stellte gerade den letzten Topf in den Schrank, als Iki plötzlich auf die Arbeitsfläche sprang und mich fast zu Tode erschreckte. Lächelnd setzte ich sie auf den Boden zurück, wischte die Fläche ab und ging anschließend Iki im Arm haltend in mein Schlafzimmer, um meine tägliche  Portion Folter abzuholen.

>>Hi Lucy. Du machst jedem Schornstein Konkurrenz. Hut ab. Ich hätte nicht gedacht, dass du es solange aushältst ohne im Strahl zu kotzen. Nun, ohne weiter deiner Raucherpause hinauszuzögern, komme ich zu deiner heutigen Aufgabe. Du wirst ab heute unser Logo unter der Haut tragen. Rufe sofort   nach dem Lesen dieser Nachricht folgende Nummer an: 0187/563412.
Du darfst  dir aufgrund deines Gehorsams die Stelle an welcher Joey, dein Tätowierer, das Logo tätowiert. Viele Schmerzen dabei. Scodai!<<

Es war mir irgendwie von Anfang an klar gewesen, dass es eine Aufgabe geben wird bei der ich mich tätowieren lassen musste. Seufzend griff ich nach meinem Handy und tippte Zahl für Zahl ein, wobei mir auffiel, wie sehr meine Hand zitterte. Tattoos hatten mich noch nie gereizt und ich hätte mir im Leben auch keines stechen lassen. Nachdem ich auf den grünen Hörer gedrückt hatte, hielt ich das Handy an mein Ohr und schon ertönte die nervige Ansage: "Ihr aktuelles Extra Guthaben beträgt 2 Euro und 79 Cent. Bitte laden Sie Ihr extra Konto demnächst wieder auf."  Ungeduldig, aber vorallem, nervös wartete ich darauf, dass dieser Joey endlich ran ging und dies geschah glücklicherweise bereits nach dem zweiten Signalton. „Hello. Who is it?" Erklang eine tiefe Stimme aus dem Lautsprecher vom anderen Ende der Leitung und ich nahm folglich an, dass er nicht die gleiche Sprache sprach wie ich, was sich im Anschluss bestätigte.

„Is that you, Lucy?" Fragte dieser Joey freudig und langsam schwand meine Angst vor dem bevorstehenden. „Yes...ehm...Joey right?" Stellte ich die Gegenfrage, um mich zu vergewissern, dass ich tatsächlich richtig war. „Exactly. When shall I come to you for the tattoo?" Ich überlegte wie lange ich zum Putzen der Wohnung benötigte und vereinbarte schließlich, dass er in einer Stunde zu mir kommen sollte. In Blitz Geschwindigkeit säuberte ich die gesamte Wohnung, das Katzenklo und schaffte es sogar noch zu Duschen. Als ich mich gerade angezogen hatte, läutete es an meiner Tür und vor ihr stand Joey. Er war etwas pummelig und ähnelte mit seinen braunen Knopfaugen sowie seinem etwas längeren Bart einem plüschigen Teddybär. „Where do you want it?" Fragte er, während er in meinem Zimmer seine Gerätschaften aufbaute und ich vom Kaffee machen zurück kam. „Right here!" Ich deutete auf meinen rechten Hüftknochen und lächelte ihm zu. „Alright. Let's go!" Verkündete Joey, woraufhin ich meine Hose auszog und mich auf das Bett legte.

Sicht Julia

Ich saß noch immer bei Luan in der Hütte, da ich es nicht fassen konnte, dass es ihm angeblich komplett wieder gut gehen sollte, und sah zu, wie er für uns kochte. „Lu, ich glaube dir nicht, dass…" Fing ich verunsichert an, wurde jedoch sofort von ihm unterbrochen. „Juli, es geht mir gut. Ich hatte genug Zeit zum Nachdenken und ich habe eine perfekte Lösung gefunden, aber das habe ich dir doch schon gestern erklärt." Er stellte mir lächelnd einen Teller mit Spaghetti vor die Nase und träufelte, wie ein Gourmet Koch, die Bolognese Sauce darüber. „Sie zu entführen und vor den anderen zu verstecken, bis du unterhauchen kannst, ist keine perfekte Lösung!" Protestierte ich vorwurfsvoll und schob den Teller von mir weg.

„Was soll ich denn deiner Meinung nach machen? Sie töten? Die anderen töten? Mich töten? Ich sehe keinen anderen Ausweg! Wenn sie stirbt, werde ich sterben! Ich bin zwar kein gläubiger Mensch, aber es ist ein Zeichen, da bin ich mir sicher, und wenn ich diese zweite Chance nicht nutze, gehe ich noch weiter kaputt!" Er stetzte sich mit seinem Teller gegenüber von mir an den Tisch und schaute mich erwartungsvoll an. „Du denkst sie ist Lola 2.0? Ja, sie sieht ihr ähnlich, aber Lola ist tot und nicht Lucy! Versteh es doch bitte, Lola kommt nicht mehr zu dir zurück! Außerdem, woher willst du wissen, dass Lucy dich auch liebt und das gleiche wie du will?" Ich wollte ihn nicht betrüben, aber er -so sah ich das- hatte den Bezug zur Realität nun völlig verloren und ist nicht mehr Herr seiner Sinne.

„Ich kann es fühlen! Juli, meine Liebe zu Lucy hat absolut nichts mit Lola zu tun. Zumindest liebte ich Lola nicht so sehr, wie ich Lucy liebe." Als ob nichts weiter wäre begann er seelenruhig an zu essen und wartet erst gar nicht auf eine Antwort von mir. Ratlos tat ich es ihm gleich, da mir keine weiteren Argumente einfielen und ich auch nicht mit ihm anfangen wollte zu streiten. „Lu, ich muss dir etwas sagen, was ich dir schon länger verschweige." Mein Herz raste, als ich dies sagte und ich konnte mir auch nicht erklären, warum ich dies nun letztendlich doch tat. „Was denn?" Fragte er ahnungslos mit vollem Mund, während mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich wollte ihn für mich allein. Lucy hin oder her. „Ich bin schwanger. Du wirst Vater." Er verschluckte sich, als er dies hörte und der Schock stand ihm ins Gesicht gemeißelt. „Bitte was?!" Meinte er und starrte mich weiterhin überrascht an.

Todesspiel ||Where stories live. Discover now