Vielleicht nicht der einzige?

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Das Gespräch mit Tadashi hatte gut getan und hatte ihm mal richtig den Kopf gewaschen. Zuhause hatte er noch Stunden darüber gegrübelt wie er es anstellen konnte diesen zurückgewiesenen Schwachkopf wiederzubekommen. Er hatte so lange darüber nachgedacht das er doch tatsächlich auf dem Boden sitzend ans Bett gelehnt eingeschlafen war.
Diese unbequeme Position hatte ihn doch nicht weniger gut schlafen lassen, im Gegenteil. Im Moment hastete er mit großen Schritten die Straße entlang auf dem Weg zur Schule. Er war für seine Verhältnisse viel zu spät dran. Gott sei Dank hatte Yamaguchi ihm eine Nachricht geschickt, erst von dem stetigen viebrieren in seiner Tasche war er überhaupt wach geworden.
Gerade als er das Schulgebäude betrat gongte es zur ersten Stunde.
Jetzt aber nichts wie los. An seinem Klassenzimmer angekommen stellte er erleichtert fest das der Lehrer selbst noch nicht da war. Geschafft lies er sich auf seinen Platz fallen und packte seinen Notizunterlagen aus. Er hatte gerade seine Stifte ausgepackt da kam auch schon ihr Japanisch Lehrer herein und begrüßte sie. Wie gewohnt standen sie auf und grüßten zurück.
Der Unterricht war eigentlich wirklich wichtig doch er konnte seine Gedanken kaum im Zaum halten.
Er musste Kuro unbedingt sehen. Übers Telefon oder Mail kam ihm das nicht richtig vor. Also musste er nach Tokio, aber wie? Okey mit dem Zug, die Daten hatte er gestern schon herausgesucht. Und wann? Unter der Woche war es ein Ding der Unmöglichkeit, seine Eltern würden ihn nie gehen lassen, selbst wenn sie seine Beweggründe verstehen würden. Also am Wochenende. Das waren noch 5 Tage scheiße...
"Tsukishima können sie mir sagen was in diesem Fall richtig einzusetzten wäre".
Tsuki sah auf, jeder andere Schüler sah ihn an. Normalerweise riefen ihn die Lehrer selten auf und wahrscheinlich erwarteten sie das er passen würde doch er war gut in Mulittasking außerdem konnte er sich auf seine Notizen verlassen. So beantwortete er die Fragen suverän und der Lehrer nickte anerkennend.
Trotzdem sollte er sich zusammenreißen ein zweites Mal würde er es nicht riskieren einen Eintrag zu bekommen, deshalb verbot er sich sein Gedankennetz weiterzuspannen bis nach dem Unterricht.
Nach Japanisch folgte eine Doppelstunde Mathe und dann eine Pause.
Die Pause verbrachte er wie gewohnt mit Yamaguchi an einer stillen Ecke am Rande des Schulhofes. Sie tauschten sich ein wenig aus über ihre Hausaufgaben bis es schließlich klingelte.

Das nächste Mal sahen sie sich beim Training. Alle schienen sich gut erholt zu haben und waren sichtlich erfreut wieder in ihrer eigenen Halle zu spielen. Zum Glück lenkte ihn die Routine etwas von seinen Gedanken ab und er hatte sogar etwas Spaß daran.
Das Spiel gegen Nekoma im Trainingslager hatte ihm gezeigt wie toll es sein konnte zu gewinnen und das wenn man sich anstrengte nicht nur das Spiel gewinnen konnte. Damals hatte er wohl unter anderen Gründen so viel Ehrgeiz entwickelt und trotzdem hatte es ihn gereizt mehr zu wollen. Es war auch fast unmöglich an etwas anderes zu denken bei dem Treiben um sich. Ihre zwei Verrückten benahmen sich schon wieder mehr als merkwürdig. Da Hinata mit seiner Verletzung immer noch nicht spielen durfte, saß er die meiste Zeit am Spielfeldrand. Wieso er überhaupt gekommen war, war ihm ein Rätsel, aber der Knirps konnte ohne Volleyball wohl nicht atmen. Der König des Spielfelds benahm sich auch nicht gerade normal, einmal lobte Kageyama Hinata, sodass fast jeder im Raum kurz aufhorchte und wenige Minuten später machte er ihn wieder zur Schnecke, weil er versehentlich die gesamten Wasserflaschen umgeworfen hatte. Zwischen den beiden herrschte wohl auch eine Art Hassliebe. Sie konnten nicht miteinander aber ohne sichtlich auch nicht. Tsuki stutze. Man könnte meinen die beiden...
"Hey Tsuki pass auf".
Gerade noch rechzeitig hob er den Kopf und konnte den Ball abfangen der auf ihn zuflog.
"Tschuldige Tsuki", rief Yamaguchi ihm entschuldigend zu.
"Schon in Ordnung, schlag noch einen", rief er und schleuderte den Ball zurück.
Eine Stunde später gingen sie ziemlich verschwitzt in die Umkleiden und zogen ihre Wechselklamotten an. Daichi hatte erwähnt das die Schule beschlossen hatte dem Sportbereich Duschen zukommen zu lassen. Die Bauarbeiten hatten bereits vor einer Woche angefangen und es wurde gemunkelt das sie schon beinahe fertig waren. Es wäre mehr als befriedigend sich nach einer Sporteinheit den Schweiß abwaschen zu können, auch wenn er bei der Vorstellung jeden Tag mit seiner gesamte Mannschaft unter der Dusche zu stehen nicht gerade als angenehm empfand. Er war gerade dabei sein frisches T-shirt über den Kopf zu ziehen als sein Blick an Hinata hängen blieb.
Normalerweise interessierte es ihn nicht sonderlich was dieser halbe Meter tat oder auch nicht, doch aus dem Augenwinkel sah er wie der deutlich kleinere gerade Asahi, Tanka und Noya beobachtete. Die drei waren gerade dabei sich umzuziehen. Tanaka war mal wieder oberkörperfrei und zeigte gerade Noya ein paar neue Spiele auf seinem Handy. Der andere schlüpfte währendessen halb hüpfend aus seinen Shorts. Asahi beugte sich neugierig über die beiden und zog sich dann einen neuen Pullover an.
Das ist doch kein beobachten, der starrt sie an und gewiss nicht aus Neugier dachte er misstrauisch. Als Hinatas Blick dann weiter schweifte und an Sugawara hängen blieb gab es keinen Zweifel. Er schaute dem Co-Capitän gerade deutich auf den Hintern. What the fuck? Was war denn mit dem los?
Als hätte er seine Gedanken gehört wand der Winzling seine Augen ab und er sah wie sich seine Wangen rot färbten. Also das war echt verrückt. Für einen Moment dachte Tsuki darüber nach ob der andere nicht vielleicht auch?
Ach Schwachsinn, der interessierte sich doch auschließlich für Volleyball, andererseits hatte er ihn auch noch nie mit einem Mädchen gesehen. Naja es war Hinata und der war nun wirklich kein Frauenmagnet bei der Größe verwechselten ihn die meisten noch mit einem Mittelschüler.
"Hey kommst du", fragte Tobio an Hinata gewandt und schulterte seine Trainingstasche. Da die beiden in die gleiche Richtung mussten gingen sie häuftig zusammen, das wusste jeder. Doch als die Antwort kam sahen sie verwirrt auf. "Äh ja klar. Gehen wir zu dir oder zu mir? "
Tanaka und Nishinoya brachen in schallendes Gelächter aus und Yamaguchi und Enoshita neben ihm mussten ebenfalls schmunzeln. Der Zwerg wurde noch röter als er es eh schon war und drehte sich schnell weg. Kageyama jedoch sah ziemlich angesäuert aus, wobei seine Wangen auch leicht gerötet waren. Jedem hier war die Zweideutigkeit dieser Aussage bewusst und obwohl die meisten lachten gab es Tsukishima ganz schön zu denken.
"Wir essen bei dir. Essen klar", stellte der schwarzhaarige trotzdem nochmal klar und stapfte dann nach draußen. Der Kleine flitzte dann ziemlich schnell hinterher.
Seit wann trafen die beiden sich denn zuhause? Normalerweise trafen sie sich doch nur in der Schule oder zum Extra-Training? War er der einzige dem das auffiel?
Als er wenig später mit Yamaguchi zusammen den Clubraum verlies drehten sich seine Gedanken immer noch um ihr verrücktes Duo.
"Alles klar bei dir Tsuki du wirkst so nachdenklich", meinte Tadashi neben ihm und riss ihn aus seinen Gedanken.
"Vor dir kann man aber auch nichts geheim halten", sagte er schmunzelnd  und steckte seine Finger in die warmen Jackentaschen.
"Kommt dir das Verhalten der anderen zwei Erstklässler nicht auch komisch vor? Also komischer als sonst", erklärte er.
"Du meinst wegen vorhin? "
Er nickte.
"Naja die beiden hatten schon von Anfang an eine ziemlich schräge Beziehung meinst du nicht? "
"Ja schon, aber ich dachte das kommt nur weil sie beide so besessen trainieren und nur an Volleyball denken."
"Und jetzt? Denkst du da ist mehr? "
"Keine Ahnung aber so wie ich sie kenne könnten sie es sowieso nicht geheim halten, sind ja eh nicht die hellsten Kerzen", meinte er und grinste fies.
Für gewöhnlich verschwendete er keinen Gedanken an die beiden doch jetzt war die Situation eine andere. Noch vor ein paar Wochen hätte er den Zwischenfall mit einem Augenrollen abgetan aber jetzt sah er sich damit konfrontiert das es vielleicht zwei andere Jungs gab die auch schwul waren. Er verbot sich zwar jeden Gedanken daran was da hinter geschlossenen Türen bei den beiden abging doch es gab ihm ein eigenartiges erleichtertes Gefühl das er womöglich nicht der einzige mit dieser Orientrierung war.
Jedoch konnte er sich immer noch nicht vorstellen es vor den anderen zuzugeben, er würde es auf jeden Fall weiterhin geheim halten und hoffentlich würde Kuro das verstehen...

Kurotsuki Wilde GefühleWhere stories live. Discover now