kleine Ablenkung

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Als er nach einer gefühlten Ewigkeit aus dem Wald lief bemerkte er das es angefangen hatte zu schneien. Eine dünne weiße Schicht bedeckte bereits die ersten Wege und Bäume. Die Sonne war bereits aufgegangen und die weißen Schneeflocken glitzerten in ihrem Licht. Etwas geblendet davon gab er die letzten Meter nochmal ordentlich Gas und kam dann verschwitzt an der Unterkunft an. Die ersten kamen ihm schon entgegen und gingen fröhlich zum Frühstück. Tauschten sich aus, führten belanglose Gespräche doch das bekam er nur beiläufig mit. In seinem Kopf herrschte immer noch etwas Caos und von Zeit zu Zeit griff er sich an die Lippen weil er das Gefühl auf ihnen nicht los wurde.
Auf halben Weg kam ihm ein Teil seiner Mannschaft entgegen. "Morgen Tsukishima, beeil dich lieber wir gehen schon vor zum Frühstück", meinte sein Capitän und klopfte ihm freundlich auf die Schulter. Dann gingen er, Sugawara, Asahi und Enoshita aus der Tür und Tsuki stolperte die Treppen hinauf. Eigentlich hatte er weniger als gar keine Lust auf Training heute und überlegte ernsthaft irgend eine Krankheit vorzuteuschen, doch wenn er ein zweites Mal drüber nachdachte war das keine gute Idee. Der andere würde davon Wind bekommen und ihn für schwächlich halten, nein damit hätte er gewonnen, das würde er nicht zulassen.
Mit gesenkten Blick ging er in sein Zimmer. Für eine Dusche war es zu spät, also würde er sich nur kurz waschen und neue Klamotten anziehen. Als er die Tür öffnete knallte ein Körper gegen ihn.
"Oh Tsuki, entschuldige ich hab dich nicht gesehen, ich ähm bin spät dran. Hab verschlafen", stammelte Yamaguchi und wirkte äußerst zerstreut.
"Hast du wenigstens gut geschlafen", fragte der blonde beiläufig, trat an ihm vorbei und zog ein neues Set Sportklamotten aus seiner Tasche.
"Naja ich glaube ich hab irgendwas geträumt, kann mich aber nicht mehr daran erinnern um was genau es ging", murmelte sein verschlafener Freund und gähnte.
"Ah". Er dachte darüber nach ob er Yamaguchi von dem Erlebnis heute Nacht erzählen sollte, entschied sich dann aber dagegen.
"Ich ähm, geh schon mal vor, nicht das die uns nichts übrig lassen. Ich heb dir was auf wenn du noch länger brauchen solltest, ok? Dann bis später."
"Ich komme gleich nach danke", erklärte er und zog seinen Pullover aus.

Tatsächlich saß er wenig später am Tisch mit den anderen. Die waren zwar schon fast fertig, doch er bekam eh nichts runter. Tadashi hatte ihn wenigstens zu ein bisschen Tee überredet, den schlürfte er jetzt geistesabwesend und sagte sich in Gedanken immer wieder den gleichen Satz.
Dreh dich nicht um, es ist egal wo er sitzt, ob er dich sieht oder nicht, es ist egal was er denkt

Gerade als sie aufstehen wollten kam Daichi zu ihnen gerannt und hielt sie auf. "Leute wir haben ein Problem, der Schnee draußen wird immer höher und die Hausmeister der Anlage haben gerade festgestellt, das die Heizungen aller verfügbarer Hallen ausgefallen sind. Sie sind zwar schon dabei sie zu reparieren, doch das Problem wird wahrscheinlich erst morgen behoben sein. Das bedeutet heute fällt das Training aus."
Von vielen kam ein enttäuschtes Murren, insgeheim war Tsukishima froh, dadurch konnte er dem anderen gut aus dem Weg gehen. Doch dann ergriff Daichi erneut das Wort: "Also wir haben von der Camp-Leitung den Vorschlag bekommen, das wir das hießige Badehaus besuchen könnten."
"Boah ist ja cool, da gibts bestimmt echt heiße Bräute", rief Tanaka euphorisch und Tsuki schüttelte nur missbilligend den Kopf sah aber noch das Asahi scheinbar das gleiche gedacht hatte. Er gab dem Idioten nämlich einen Schlag auf den Hinterkopf und klärte ihn schonungslos auf. "Die sind nach Geschlechtern getrennt du Stalker".
"Na ja ein Tag zum Entspannen bei der Scheiß-Kälte draußen, wäre doch gar nicht so schlecht", murmelte der blonde Blocker mehr zu sich selbst, doch scheinbar hatten es alle gehört und sahen ihn nun verwundert an.
"Na dann ist es also beschlossen", bestätigte Sugawara und Daichi erklärte ihnen noch kurz das sie mit dem Bus in die Stadt fahren würden und dieser nicht auf sie warten würde. Deshalb sprangen sie mehr oder weniger begeistert auf und eilten zurück zu ihren Zimmern um ihre Taschen zu packen.
Tsukishima und Yamaguchi gingen gemeinsam zu ihrem Zimmer und packten schweigend ein paar Sachen ein.
"Warst du schonmal in einem Badehaus", fragte Tadashi neugierig und sah ihn direkt an.
"Ehrlich gesagt nein, aber wird schon nicht viel anders sein als in einem Schwimmbad", meinte er gelassen und packte zwei seiner Handtücher ein.
"Ähm außer das es keine Badehosen gibt".
Der blonde Junge zuckte zusammen, das war ihm wohl entgangen.
Die Lust auf diesen kleinen Ausflug war ihm gerade etwas vergangen. Sich mit der ganzen Mannschaft in einem Badehaus zu entspannen war schon ziemlich neu und ungewohnt für ihn, aber das sie alle dabei auch noch nackt sein würden trieb das ganze auf die Spitze. Von manch einem hätte er gern kein genaueres Bild.
Unbewusst verzog Tsukishima das Gesicht, was seinem Gegenüber auffiel. "Ich find die Vorstellung auch nicht so toll, aber einmal im Wasser ist es vielleicht ganz ok", versuchte er ihm Mut zu machen und lächelte ihn aufbauend an.
"Ist mir schon klar", gab er ihm Recht und zog den Reisverschluss seiner Tasche zu und warf sie sich über die Schulter.
"Na dann mal los oder", fragte Yamaguchi rethorisch und gemeinsam gingen sie hinaus und in Richtung Bus.

Wenig später waren sie auch schon auf dem Weg Richtung Stadt. Ein übliches Bild bot sich den anderen. Der blonde Riese trug Kopfhörer und sah aus dem Fenster während der andere auf sein Handy oder hin und wieder zu seinem Banknachbarn sah.
Tsukishima versuchte sich mit Musik zu beruhigen, was ihm auch Recht gut gelang. Altbewehrtes Mittel.
Er war etwas aufgewühlt wenn er daran dachte das er gleich mit mehr als 10 Jungs nackt in einem Badewasser sitzen würde, doch die Badehauskultur war in Japan sehr angesehen also würde das da schon mit Rechten Dingen zugehen.
Trotzdem blieb ein mulmiges Gefühl in seinem Magen. Vorsichtig warf er einen Blick auf seinen Freund der gerade in sein Handy guckte. Langsam kam die Erinnerung an letzte Nacht wieder zurück. Wie er den kleineren im Arm gehalten hatte. Wie sich der andere an seine Brust geschmiegt hatte und dann entspannt weitergeschlafen hatte. War das vielleicht komisch gewesen? Machte man sowas unter Freunden? Auf jeden Fall hatte es sich nicht so verstörend angefühlt wie der andere Zwischenfall an diesem morgen, der ihm allein bei dem Gedanken wieder eine Gänsehaut bescherrte.
Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, rollten sie auf einen Parkplatz vor einem großen Gebäude und waren damit am Ziel. Noch ein letztes Mal sah er zu seinem Freund hinüber, der bemerkte seinen Blick und sah ihn neugierig an. Seine Augen wirkten freundlich und so loyal wie bei einem Hund. Wenn er ihn ansah,  da war nicht dieses schreckliche Gefühl von Gummibällen in seinem Bauch, sondern nur wohltuende Wärme. Aber sein Freund und dieser dreiste Kerl hatten eben auch nichts gemeinsam, aber so garnichts, sie waren unterschiedlicher als Tag und Nacht und das war auch gut so.


Kurotsuki Wilde GefühleWhere stories live. Discover now