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Am nächsten Morgen die Sonne war noch nicht mal aufgegangen und alle schliefen noch als Tsukishima leise aus seinem Zimmer schlich. Er hatte sich eine lange Trainingshose und einen grauen weiteren Pulli herausgesucht und seine Laufschuhe in der Hand. Natürlich durften auch seine Kopfhörer und sein Ipod nicht fehlen. Möglichst leise schlich er sich nach draußen wobei er ein paar Türen weiter ein lautes Schnarchen vernahm was ihn verwirrt inne halten ließ. Wie konnte man nur so laut Schnarchen? Und vorallem wie konnte man bei dem Lärm überhaupt schlafen? Er selbst hatte die halbe Nacht mit Kopfhörern geschlafen und deshalb nicht mal mitbekommen wie Yamaguchi sich hingelegt hatte. Kopfschüttelnd lies er die Schlafräume hinter sich und zog erst kurz vor der Haustür seine Schuhe an.
Die frische kühle Luft lies ihn etwas fröstelnd fühlte sich aber auch angenehm erfrischend an. Routiniert machte er ein paar Dehnübungen zum Aufwärmen dann joggte er los. Zuhause lief er immer die gleiche Strecke, hier jedoch kannte er sich nicht so gut aus, deswegen würde er wahrscheinlich auf dem Trainingsgelände bleiben. Er lief an den vielen Turnhallen vorbei, auch dort wo er gestern entlang gegangen war. Automatisch sah er in den ersten Stock des Gebäudes wo er die roten Handtücher gesehen hatte. Doch die Fenster waren noch dunkel. Um die Uhrzeit war kein normaler Mensch schon auf. Außer Tsukishima Kei. Er brauchte morgens diese Ruhe und hatte sich deshalb angewöhnt ungefähr um 5 Uhr zum Joggen zu gehen. Dort waren alle Straßen noch leer und er begegnete kaum Leuten.
Obwohl er in einem Sportcamp doch mit ein paar begeisterten Joggern gerechnet hatte waren auch hier die Wege leer.
Sollte ihm recht sein. Seine Muskeln waren bereits warm und mit jedem Schritt wurde er mehr eins mit seinem Körper und blendete alles um sich herum aus. Sein heißer Atem schwebte in der kalten Luft wie Wolken und bald darauf kam er an den Rand des Geländes wo ein Wald begann. Zwar hatte er keinen Bock sich zu verlaufen aber auf einem Schild stand Rundweg und das klang irgendwie beruhigend und der gut ausgebaute Weg festigten seine Entscheidung. Er schlug also den bekiesten Weg ein und stand binnen weniger Minuten zwischen riesigen Tannen und roch den angenehmen Duft nach Harz, Rinde und Waldboden. Mit der Musik auf seinen Ohren und dem gewohnten Brennen seiner Muskeln fühlte er sich fast schon wie zuhause. Einen Kilometer weiter kam er an eine Kreuzung an der eine Bank stand. Außer Atem blieb er kurz stehen und holte tief Luft. Er entschied sich seine aufgewärmten Muskeln etwas weiter zu dehnen. Also stellte er ein Bein auf die Bank und begann seine Waden im Ausfallschritt zu dehnen.
Dank der Kopfhörer hörte er nichts anderes außer seinen eigenen Atem der stoßweise in kleinen Wolken aus seinem Mund kam deshalb schrie er fast schon mädchenhaft auf als er plötzich eine Hand in seinem Rücken spürte. Ruckartig drehte er sich um und starrte in das fies grinsende Gesicht das er jetzt ganz und garnicht sehen wollte.
Der andere sagte irgendwas doch er konnte es nicht verstehen. Erneut spürte er wie etwas in ihm hochkochte. Wütend riss er sich die Kopfhörer runter. "Was zum Teufel soll das, du hast mich zu Tode erschreckt du Idiot", schrie er dem immer noch grinsenden Kerl entgegen. Der lachte jedoch nur und erwiderte: "Sorry man, deinen Schrei hat man ja bis zum Speisesaal gehört. Ich wollte dich nicht erschrecken."
Normalerweise hätte er ihn einfach stehen lassen und sich um seinen eigenen Scheiß gekümmert, doch er war so in Rage das es einfach aus ihm rausplatzte.
"Was willst du eigentlich von mir? Du verfolgst mich doch, gibs endlich zu. Was soll das?"
Sobald die Worte draußen waren hätte er sie sich am liebsten wieden in den Mund gestopft. Seit wann war er so impulsiv?
"Wow, ganz ruhig ich wollte dir nur sagen, das du nicht den Rundgang nehmen sollst, der hört nämlich im Wald einfach irgendwann auf, ich war da grad und wollte dirs nur sagen, bevor dir das gleiche passiert."
Mist, das klang wirklich plausibel. Jetzt waren ihm seine Worte noch peinlicher und schnell wand er sich ab und tat als würde er seine Schuhe binden.
"Scheinbar bist du ziemlich fixiert auf mich, wenn du dir ständig einbildest das ich hinter dir her bin", kam es mit einem lachen in der Stimme von seinem sichtlich amüsierten Gegenüber und am liebsten würde er wegrennen um dieses zutiefst peinliche Gespräch nicht führen zu müssen.
"Das, ähm, waren einfach verdammt viele Zufälle auf einmal", versuchte er irgendwie sich zu erklären fand seine Begründung aber selbst irgendwie lahm.
"Weißt du, langsam glaub ich du verfolgst mich".
"Was, das ist doch garnicht.."Doch als er das kichernde Gesicht sah wusste er es.
"Das war nur ein Scherz man. Wir haben eben einfach ein paar gleiche Abläufe. Gehst du morgens immer joggen"?
"Ja aber normalerweise immer auf der gleiche Strecke", antwortete er etwas perplex das dieser Kerl auch normale Themen hatte.
"Ich auch, also zu Hause. Nur hier sollte man echt wissen wo man hinläuft, sonst läuft man wahrscheinlich stundenlang im Kreis."
Tsuki nickte. Der konnte ja wirklich ganz nett sein, so ganz vertraute er dem ganzen aber nicht.
"Ich denke wir sollten langsam zurück, wenn wir vor dem Frühstück noch duschen wollen", schlug der andere vor.
"Ja die Sonne geht schon auf."
"Woher weißt du das, wir sind im Wald".
"Ja aber der Himmel hat sich verfärbt", versuchte er sein eingebautes Uhrsystem zu erklären.
"Du bist echt n schlauer Typ oder".
Bei diesem Satz lächelte er gerissen und dann lief er einfach los sodass er Mühe hatte ihn einzuholen.
Den restilichen Weg zurück zu ihren Häusern liefen sie still nebeneinander her. Selbst als er Nekomakerl sich mit einem kurzen "bis später" in sein Haus verabschiedete warf er ihm nur ein müdes "ja, bis später" zu. Als er keuchend vor ihrer Unterkunft ankam wollte er aus einer Gewohnheit heraus seine Kopfhörer abnehmen merkte aber dann das er sie garnicht auf hatte.
Verdutzt hiel er in der Bewegung inne. Noch nie war er auch nur 100 Meter ohne Kopfhörer joggen gewesen aber mit diesem Kerl war es ihm überhaupt nicht aufgefallen. Sie hatten zwar nicht miteinander geredet und doch war ihm die Stille zwischen ihnen gar nicht unangenehm vorgekommen so wie das bei vielen war.
Verwirrt über diesen Gedanken machte er das er unter die Dusche kam.

Kurotsuki Wilde GefühleWhere stories live. Discover now