Die Liebe will, was die Liebe will

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Tsuki blieb stehen, die Einsicht überrollte ihn. Er hatte sich in einen Jungen verliebt, das war ihm jetzt so klar als wenn man ihn gerade erst mit der Nase auf die Wörter gedrückt hätte. Die ganze Woche hatte er es irgendwo tief in sich drin bereits geahnt hatte den realistischen Gedanken aber nicht zugelassen. Wie sollte es jetzt weiter gehen? Wie sollte er dazu stehen? Es musste geheim bleiben, das durfte keiner erfahren. Was das für ein Skandal wäre. Die Schule, seine Mannschaft, oh Gott seine Familie. Letztere hatte bestimmt kein Problem damit, schließlich waren sie äußerst offen doch die beiden anderen bereiteten ihm jetzt schon Kopfschmerzen. Er musst es einfach geheim halten. Aber irgendwie musste er diesen unstillbaren Hunger in sich stillen, sonst würde es zu weiteren Vorfällen kommen. Vielleicht konnte er ja ab und zu mit Kuroo. Scheiße, den hatte er vollkommen vergessen.
"Tsuki, hey bist du noch dran, hallo? Hast du überhaupt gehört was ich gesagt habe? "
Kei geriet in Panik. Er hatte tatsächlich nicht mitbekommen was der andere gesagt hatte. Wie sollte das blos funktionieren. Kuro war hunderte Kilometer weg, er konnte doch nicht immer für einen Quickie 5 Stunden durch die Gegend fahren! Er musste sich etwas einfallen lassen. "Hey, hallo, was ist denn.. "
Blitzschnell beendete er das Gespräch.
Das war ihm jetzt einfach zu viel. Erst die Sache mit Tadashi, dann Kuros ehrliche Worte die doch fast eine Liebeserklärung aus ihm heraus gekitzelt hätten und dann noch das definitive Eingeständnis das er eindeutig schwul war. Oh man da waren immer noch so viele ungelöste Fragen in seinem Kopf doch im Moment wollte er sie einfach nicht hören. Also begann er zu rennen, wie ein verrückter rannte er durch die Straßen bis seine Oberschenkel schmerzten und seine Lunge hechelnd nach Luft verlangte.
Im Augenblick spürte er nur seinen Körper, jeden einzelnen schreienden Muskel und keuchend sog er Sauerstoff in seinen verkrampften Brustkörper.

Als er eine Stunde später an seinem Haus zum Stehen kam schaute er zum ersten Mal wieder auf sein Handy. Er hatte nicht einen sondern gleich 8 Anrufe von Kuro erhalten, doch er konnte sich nicht durchringen ihn zurück zu rufen. Egal, völlig außer Atem schloss er die Tür auf und streifte sich seine Schuhe ab, dann ging er mit feuchten Socken die Treppe hinauf. Erst an der Tür fiel ihm wieder ein das Tadashi noch in seinem Bett lag. Mist, darauf hatte er sich mal so garnicht vorbereitet. Aber er hatte keine Wahl, er musste da jetzt rein. Langsam öffnete er die Zimmertür und spähte hinein. Doch bei einem schnellen Blick aufs Bett stutzte er. Tadashi war weg. Das Bett war gemacht und die Zusatzdecke lag an ihrem Platz, als wäre er nie hiergewesen. Schnell sah Tsuki auf die Uhr. Es war bereits 8, immer noch recht früh wenn man bedachte das sie heute keine Schule hatten.
Er war also einfach gegangen. Naja ok, wenn er in seiner Lage gewesen wäre und nach so einer Nacht allein aufgewacht wäre, hätte er wahrscheinlich auch das Weite gesucht. So wie er.
Ok, das ersparrte ihm zumindest das erste schwierige Gespräch das er aufjeden Fall demnächst führen musste. Also schnappte er sich ein paar frische Klamotten und ging ins Badezimmer. Zunächst wusch er sich das Gesicht und legte dann seine Brille auf den Waschbeckenrand. Danach schlüpfte er aus den schweißdurchtränkten T-shirt das unangenehm auf seiner Haut klebte. Dann die Shorts und die Socken. Endlich stand er unter der Dusche und konnten sich all den Dreck abwaschen. Doch unweigerlich erinnerte ihn das sanfte Plätschern und die kalten Fliesen an etwas ganz anderes. Sein Gehirn wurde geflutet von Bildern und in sekundenschnelle spürte er die Erregung wachsen. Er wollte schon genervt das Wasser auf eisklat stellen um sich wieder herunter zufahren als ihm die Worte des älteren wieder in den Sinn kamen. "Keiner kann deine Gedanken hören, stell dich nicht so an".
War es wirklich ok, wenn er daran dachte und sich selbst..
Obwohl er noch immer Zweifel hatte, gestand er sich ein das er wohl wirklich etwas angestaut war. Einmal, dann konnte er sich auch wieder auf etwas anderes konzentrieren. Es war also eher Mittel zum Zweck. Tief einatmend lehnte er sich an die kalten Fliesen und lies seine Finger wandern. Er spürte wie schmerzhaft es jetzt war da er  es so lange unterdrückt hatte, aber es fühlte sich auch unfassbar erleichternd an. In seinem Kopf hatte er die Tür geöffnet für den Raum in denen er die letzten Träume und alle sexuellen Dinge eingesperrt hatte. Eine Welle überflutete ihn und ein heißeres Keuchen entschlüpfte seinen Lippen. Eine Bildfolge von nackten Körperteilen huschte über sein inneres Auge und sein Griff wurde härter.
Dann kramte er eine Fantasie hervor die er in den ersten Tagen nach ihrer Anfkunft gehabt hatte. Sie beide, in diesem Wald, leichte Schneeflocken die vom Himmel rieselten. Seine Hände hielten sich an der Rinde eines Baumes fest und hinter sich spürte er den besitzergreifenden Körper seines Verführers der tief in ihm steckte und ihm zu einem ganzen machte. Scheiße war das gut. Sein Atem rasste und er konnte das Stöhnen tief in seiner Kehle nicht mehr unterdrücken. Seine Hand rieb und verwöhnte ohne Stillstand. So sehr fieberte er seinem Höhepunkt entgegen und sponn sein Kopfkino weiter. Animalische Laute, keuchen und eindeutiges Klatschen von zwei aufeinandertreffenden Körpern. Das Gefühl Haut auf Haut. Das Kratzen seiner Fingernägel über die Rinde und das leichte Schaudern wenn eine Schneeflocke seinen heißen Rücken berührte. Dann erinnerte er sich an das unbeschreibliche Gefühl wenn der andere diesen einen Punkt in ihm traf. Allein die Erinnerung daran trieb ihn über den Rand.
Während sein Körper sich in ungebändigter Extase wand blitzten in seinem Kopf andere Bilder auf. Schwarze Haare, schmeichelndes Lächeln. Gefühlvolle Finger die ihn hielten und sanft streichelten. Wärme und ein leichtes kribbeln in seinem Bauch das ihn glücklich machte. Vollkommen erschöpft rutschte er langsam die Fliesen hinunter bis er auf dem Boden saß. Er lehnte seinen Kopf gegen die Wand. Er hatte es getan, er hatte den Empfindungen und Wünschen in sich nachgegeben und ja es war, wow, es war richtig gut gewesen. Wieso hatte er das nicht schon früher getan. Das hätte einiges an Druck von ihm genommen.
Aber die Gedanken die danach kamen, die die sich um Kuro direkt drehten versetzten ihm einen Stich. Sosehr wünschte er sich das der andere hier bei ihm wäre. Das er mit ihm hätte reden können, von Angesicht zu Angesicht. Er vermisste eifnach alles an ihm. Sein Provokationen, seine sanften Berührungen, sein Lächeln, verdammt sogar seinen Geruch. Was hatte er dafür gegeben wenn wenigstens sein Pulli noch nach ihm riechen würde. Aber er war viel zu weit weg, das konnte einfach nicht funktionieren, egal wie sehr sein Herz sich danach verzerrte. Das konnte nicht sein. Niemals. Das Glückgefühl das er gerade noch empfunden hatte verschwand plötzlich und machte einer ungeheuren Betrübtheit Platz. Das Wasser strömte weiterhin auf seinen Rücken und über sein erhitztes Gesicht, deshalb war ihm nicht gleich klar, das es sich mit Tränen mischte.
In ihm drin zerbrach etwas und er konnte es nicht verhindern das ein Schluchzen ihn erbeben lies. Mit einer Hand berührte er seine Brust die plötzlich schmerzte. Eigentlich schmerzte alles gerade und da er wusste das er bis spätestens Mittag allein sein würde und ihn niemand hören konnte, gestand er sich diesen schwachen Moment ein. Er lies den Tränen der Verzweiflung und Überforderung freien Lauf. In der Dusche sitzend, allein wurde er von heftigen Krämpfen übermannt und schlang seine zitternden Arme um seine Knie. Wieso war ihm nicht ein klein wenig Glück vergönnt? Wieso hätte er sich nicht einfach in ein hübsches Mädchen aus seiner Schule verknallen können? Wieso musste es ein zwei Jahre älterer Spieler einer gegnerischen Mannschaft sein?
Die Liebe will, was die Liebe will, dieses Sprichwort hätte er im Moment verwünschen könne.
Niemals würde er also glücklich werden. Er konnte es sich einfach nicht vorstellen, mit jemand anderen wieder so intim zu sein. Wieder so viel von sich abzugeben und zu zeigen. Jemand anderem wieder so zu vertrauen.

Kurotsuki Wilde GefühleWhere stories live. Discover now