Nochmal riskieren?

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Fassungslos sah er wie der blonde Junge im Regen verschwand. Seine Beine waren wie gelähmt sonst wäre er ihm bestimmt nachgelaufen. Er spürte wie die Kälte des Regens unter seine Klamotten zog und ihr erzittern lies. Was war gerade passiert? Kuro hatte ja noch nichtmal seinen Satz zu Ende formulieren können und dann kam aufeinmal dieses Gelaber von Sex auf. Mal ganz ehrlich der Sex mit Tsuki war verdammt gut gewesen doch deswegen war er nicht hier, zumindest nicht ausschließlich. Er war verwirrt und etwas verletzt am Abfahrttag aufgewacht und hatte schnell begriffen das er allein war. Eigentlich hätte er ja froh sein sollen, schließlich wäre es wirklich schwer gewesen den anderen zu erklären warum ein Spieler der Karasuno in seinem Zimmer schlief und trotzdem hatte er sich irgendwie verlassen gefühlt. Normalerweise war er es der sich klangheimlich aus anderen Zimmer schlich, jetzt mal die andere Seite kennenzulernen war nicht so toll. Vorallem da sie so gar nicht geklärt hatten was das zwischen ihnen war. In dieser Nacht hatte er jedes Wort ehrlich gemeint. Noch nie zu vor hatte er mit jemanden die Nacht verbracht, ohne ihn irgendwie zweideutig zu berührten. Noch nie hatte er jemanden anderen berührt und hatte so ernsthaft über seine Gefühle und Erfahrungen gesprochen. Das war ihm zu dieser Zeit erst klar geworden und er war selbst davon überrascht worden. Und das mit dem verführen, keine Ahnung wozu das kam, klar flirtzte er gern doch noch nie hatte er jemanden so Schritt für Schritt für sich gewonnen. Für gewöhnlich lies er sich nur mit Jungs ein die er eindeutig als schwul erkannt hatte oder die zumindest nicht abgeneigt für neues waren. Doch bei Tsuki war das etwas ganz anderes gewesen. Zwar hatte er ihn schon öfter bei Spielen gesehen, doch dieser zweideutige Blick bei seiner Ankunft hatte den Ehrgeiz in ihm gewegt. Und jetzt? Nach dem Trainingslager hatte er das ganze für abgeschlossen erklärt, aber schon ein paar Tage später waren ihm Zweifel gekommen. Immer wieder musste er an den Blocker denken und natürlich hatte er sich auch nach seiner weichen Haut und den schmalen Hüften gesehnt, aber diesesmal war der mehr. Mehr als einmal hatte er sich dabei erwischt wie er seinen Geruch irgendwo wahrnahm und stehenblieb. Er wollte bei ihm sein, ihn in den Arm nehmen, mit ihm reden und sein Lächeln sehen. Diese Gefühle hatten ihn am Anfang überfordert. So hatte er sich noch nie gefühlt. Immer wieder hatte er versucht sich Kei aus dem Kopf zu schlagen doch sein Unterbewusstsein hatte ihn des nachts zurückgeholt. In seinen Träumen lag er mit ihm auf einer Wiese und sie sprachen über ihre Zukunft. Des öfteren war er hochgeschreckt und war verwirrt die halbe Nacht wach gewesen. Zukunft? Gab es die?
Eine ganze Weile hatte er gebracht um diese neuerlichen Gefühle einzuordnen und dann kam der Anruf. Er war beim Laufen gewesen und hatte einige Zeit gebraucht um sein Handy aus seiner Bauchtasche zu befreien und von den Kopfhörern zu entfernen.
Allein seine Stimme hatte schon wohlige Wellen durch seinen Körper gesendet und er war sich seiner Vermutung immer sicherer gewesen. Nie im Leben hätte er damit gerechnet das Tsuki den ersten Schritt gehen würde und ihn anrufen würde. Ihr Gespräch hatte sich zwar etwas seltsam angefühlt und er konnte nicht leugnen das sein Herz einen kleinen Stich bekommen hatte als er von dem anderen Jungen und dem Kuss erzählt hatte, aber das er ihn um Rat gefragt hatte, hatte es auch gleichzeitig erfreut hüpfen lassen. Das bedeutete doch das er ihm vertraute oder?
Und dann kamen die Worte die ihn fast sein Telefon hatten fallen lassen.
Ich will es wiederhaben, ich will dich wiederhaben.
Er hatte es ausgesprochen. Die gleiche Sehnsucht die auch in ihm brannte.
Daraufhin hatte er ihm gebeichtet das auch er immerzu an ihn denken musste und das er ihn zugern wiedersehen wollte. Nachdem er diese peinlichen Worte über die Lippen gebracht hatte war es eine ganze Ewigkeit still geblieben, doch von Tsuki war keine Antwort gekommen. Mehrmals hatte er ihn gerufen doch irgendwann hatte er einfach aufgelegt. Einfach so. Ohne eine Antwort. Völlig verdutzt hatte er sofort versucht ihn erneut anzurufen doch kein Versuch hatte Erfolg. Verwirrt und etwas wütend war er auf der Straße stehen geblieben. Hatte er ihn gerade ein zweites Mal sitzen gelassen?
Die Wut die sich in seinem Bauch zusammentat und wie ein großer Feuerball wuchs entlud sich als er schreien gegen eine der nahegelegenen Straßenlaternen trat. Zwar hatte es verdammt wehgetan war aber in keinen Vergleich zu den Schmerzen in seiner Brust gestanden. Am liebsten hätte er ihn angeschrien was er sich denn einbildete so mit ihm zu spielen. Verdammt er war es der dominant war und immer alles unter Kontrolle hatte. Jetzt jedoch war Tsukishima es der die Zügel in der Hand hatte und dummerweise war es sein Herz das am anderen Ende hing. Lange Zeit hatte er sich einreden wollen, das das zwischen ihnen rein platonisch gewesen war aber das war es eben nicht. Sein Herz und all seine Gefühle galten allein ihm. Es war Liebe. Er hatte sich in ihm verliebt und das war etwas komplett neues für ihn.
Kuro hatte nicht gezögert, er war nach Hause gerannt und hatte die Zugverbindung herausgesucht, war losgefahren, angekommen und hatte ihn gesucht. Er hatte mehrere Anläufe gebracht um an seinem Haus zu klingeln. Den Eltern seines Geliebten zu begegnen hatte er sich eindeutig mit weniger Druck vorgestellt. Scheiße er war so nervös gewesen das  er andauernd gegrinst hatte. Aber ganz ohne Grund hatte er sich Gedanken gemacht. Tsukis Mum war so richtig fürsorglich gewesen und sein Bruder hatte ihn auch herzlich empfangen. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er vermutet das sie bereits Bescheid wussten doch das konnte er sich bei dem verschlossenen Spieler fast nicht vorstellen. Nach über einer Stunde anregendem Smalltalk hatte er wieder an ihn gedacht und hatte sich erkundigt wann er denn für gewöhnlich heim kam. Frau Tsukishima war selbst ratlos gewesen und hatte ihm dann seine Strecke beschrieben. Ohne viel Diskussionen hatte er sich auf den Weg gemacht ihn zu suchen. Kurz vor dem kleinen Park hatte es dann angefangen zu regnen. Keine Sekunde hatte er überlegt umzudrehen, ganz im Gegenteil es hatte ihn noch mehr angespornt und schließlich sah er ihn in seiner schwarz-gelben Jacke mit den Reflektoren. An einen Baum gelehnt und mit Blick auf sein Handy.

Und jetzt stand er hier. Verwirrt und etwas gekränkt das er erneut einen Schritt in seine Richtung getan hatte und wieder abgelehnt wurde. Was sollte er denn noch machen? Ihn anschreien das er ihn doch auch wiederhaben wollte?
Zähneknirschend holte er sein Handy raus. Der nächste Zug fuhr in einer halben Stunde. Er könnte einfach einsteigen und versuchen das ganze zu vergessen. Tsuki in dem Glauben lassen das es ihn nur um den Sex gegangen war. Wie sollte er ihn denn auch noch umstimmen? Er hörte ihm ja nicht mal zu. Er war so verdammt stur.
Andererseits wenn er bereits daran dachte in diesem stickigen Zug zu sitzen und sich immer weiter von der Person zu entfernen die ihm etwas bedeutete zog sich etwas in seiner Brust schmerzhaft zusammen.
Und doch war übermorgen wieder Schule. Eigentlich sollte er sich auf diese konzentrieren. Im Gegensatz zu manchen Annahmen war er nämlich gut in der Schule. Wenn es so weiter ging würde er seinen Abschluss mit Bravour bestehen und das musste er auch. Er hatte ganz genaue Pläne. Abschluss, dann Einschreibung in der Uni und die Entscheidung für die Fakultät für Medizin. Kuro wollte Arzt werden und zwar Tierarzt. Schon früh hatte er gemerkt das er gut mit ihnen konnte, besonders mit Katzen. Wenn er in ein paar Jahren ausziehen würde, würde er sich zuerst eine Katze zulegen oder vielleicht sogar zwei. Er hatte einen Plan und er wusste natürlich das es schwer sein würde eine Beziehung zu integrieren aber war es deshalb unmöglich? Wenn es beide wollten, wieso dann nicht einen Weg finden?
Seufzend fuhr er sich durch die inzwischen feuchten Haare. Sollte er es noch einmal versuchen? Sollte er es nochmal riskieren abgewiesen zu werden?

Kurotsuki Wilde GefühleWhere stories live. Discover now