Verzweifelt

3K 130 30
                                    

Die Dusche tat gut, besonders weil er allein war.
In seinem Kopf waren soviele Gedanken die er sortieren musste. Da waren neuerdings so viele veschiedene Sachen in seinem Kopf die er nicht zuordnen konnte. Dieser Nekoma-kerl der sich immer wieder in seine Gedanken schlich und ihn zu den irrationalsten Sachen motivierte. So kannte er sich gar nicht, so impulsiv und unkonzentriert.
Ahh. Genervt raufte er sich die Haare. Und dann waren da auch noch dieses komische Gespür das er seit ein paar Tagen hatte wenn er seinen Freund Tadashi ansah. Es hatte nichts geändert, er war immer noch derselbe und doch fühlte es sich verändert an.
Verzweifelt versuchte er seine Gedanken in logische Bahnen zu lenken.
Der schwarzhaarige Junge mochte es einfach gern provokant und hatte sich eben ausgerechnet ihn als Opfer ausgesucht, dafür konnte er nichts und konnte womöglich auch nichts daran ändern, aber er konnte sich unter Kontrolle halten und ihm keine Angriffsfläche bieten. Das würde er tun, wenn er ihn ignorierte, würde er schon irgendwann das Interesse verlieren.
Und die Sache mit Tadashi? Er beschloss, das er sich einfach aufgrund der neuen Situation, da in etwas hineingesteigert hatte. Yamaguchi war sein Freund, nicht mehr und nicht weniger. Das er bei dem Anblick seines nackten Oberkörpers weggesehen hatte, hatte einzig und allein den Grund, das er seine Privatsphäre wahren wollte, genau.
Gut dann wäre das ja geklärt.
Deutlich entspannter strich er sich die nassen Haare aus dem Gesicht und rubbelte sie anschließend mit einem Handtuch trocken. In bequemen Klamotten schlurfte er an den anderen vorbei, die im Aufenthaltsraum zusammen saßen und ging direkt in sein Zimmer.
Er war hundemüde und hatte außerdem wenig Lust mit den anderen zu quatschen. Kageyama und Hinata benahmen sich zur Zeit auch mehr als seltsam. Seit Daichi angeordnet hatte, das die zwei, nein inzwischen drei Schnarcher nun zusammen in einem Zimmer schlafen sollten, mussten sich die zwei Kaoten jetzt auch noch ein gemeinsames Zimmer teilen. Das konnte ja nur schief gehen und dann lagen sie auch noch direkt neben ihnen. Zwar waren Daichi und Sugawara auf der anderen Seite und würden dem Wahnsinn schon Einhalt Gebieten, doch man konnte ja nie wissen.
Das Zimmer war Gott sei Dank leer und ziemlich ausgelaugt lies er sich auf seine Schlafmatraze fallen und in sekundenschnelle sank er in einen tiefen Schlaf.

Als er aufwachte fühlte es sich an, als hätte er nur ein paar Stunden geschlafen und verwirrt suchte er den Grund warum er überhaupt aufgewacht war. Dann hörte er ein leises Wimmern neben sich. Yamaguchi lag neben ihm, er hatte seine Decke weggestrampelt, lag seitlich in der Embryostellung und gab aufgewühlte Laute von sich. Seine Augen waren geschlossen und in seine Stirn hingen ein paar verschwitzte Strähnen. Hatte er etwa einen Albtraum?
Wieder gab der andere ein erschrockenes Keuchen von sich, sein Atem schien unregelmäßig zu gehen. Wieso wachte er nicht auf? Sollte er ihn aufwecken? Doch bevor er entscheiden könnte, griff Tadashi in seine Richtung und bekam seinen Arm zu fassen. Erschrocken wollte er ihn schon zurück ziehen, bemerkte jedoch, das sich der andere für kurze Zeit entspannte und wieder ein paar normale Atemzüge tat.
Er beruhigte sich durch den Körperkontakt. Das er da nicht schon vorher drauf gekommen war.
Etwas unbeholfen rutschte er ein wenig zu ihm hinüber und streichelte über seinen Rücken.
Bevor er wusste was geschah, stürtzte sich Tadashi geradezu in seine Arme. Sein Kopf an seine Brust gedrückt und einen Arm um ihn geschlungen spürte Tsuki eindeutig seinen rasenden Herzschlag. Überrumpelt von so viel Nähe, blieb er zunächst wie erstarrt. Doch schon wenige Augenblicke später, spürte er das sich der Junge in seinen Armen entgültig entspannte und mit tiefen gleichmäßigen Atemzügen weiter schlief. Er war unglaublich warm und eigentlich sollte er ihn wieder wegschieben, aber der etwas kleinere krallte sich in sein T-shirt fest, als wolle er ihn nicht loslassen. Also gab er sich geschlagen, legte seine Arme um den anderen und schloss die Augen. Die Gründe warum er ein wohlig warmes Gefühl dabei empfand, wie Tadashi sich an ihn drückte verschob er auf morgen. Für hier und jetzt zählte nur die Ruhe und das es ihm besser ging.

Das nächste Mal das er die Augen öffnete, war als sein Handy neben ihm vibrierte. Schlaftrunken starrte er auf das Display. Sein Wecker. Es war viertel vor 5. Am liebsten wäre er einfach liegen geblieben, vorallem weil es so schön warm war. Da fiel ihm auf das er immer noch in inniger Umarmung mit Yamaguchi lag. Peinlich berührt schob er den schlafenden Jungen von sich und stand auf um sich anzuziehen. An der Tür hielt er nochmal inne und blickte zurück. Damit sollte er sich noch auseinander setzen. Aber nicht jetzt entschied er und verlies das Zimmer.
Draußen war es genauso kalt wie gestern, wenn nicht gar etwas mehr. Er war spät dran also rannte er direkt los.
Wenige Mitunten später war er an dem Gebäude in dem das Team der Nekoma wohnte und in dem kleinen Hauseingang stand auch schon Kuro mit einem angeheiterten Grinsen.
"Du bist spät. Ich wollte schon ohne dich gehen".
"Entschuldige. Hab, hab schlecht geschlafen", brachte er keuchend hervor und hielt sich die schmerzenden Seiten. Er hätte sich vorher wenigstens kurz dehnen sollen.
"Na dann können wir ja jetzt los". Schonungslos rannte der andere los und mit zusammen gebissenen Zähnen lief er hinterher. Über das Gelände, an den Hallen und Unterkünften vorbei und auf den einen Weg durch den Wald. Der blonde Blocker lief ein wenig hinter dem schwarzhaarigen her, was ihn einerseits das Gefühl gab, das er dem anderen hinterherlief wie ein Hund und andererseits fand er es ganz spannend seinen Körper von hinten zu beobachten.
Er war ein wenig kleiner als er selbst, obwohl diese Tatsache durch seine hohe Frisur nicht ganz so auffiel. Seine Schultern waren breit und er hatte starke Oberarme. Ob er wohl zusätzliches Armtraining machte?
Oh man was dachte er da schon wieder?
Seit wann tschekte er einen anderen Spieler aus?
Durch ein Kopfschütteln versuchte er den Gedanken aus seinem Kopf zu bekommen.
An der Bank im Wald angekommen blieb der andere stehen, sodass er ihn einholen konnte.
"Sollen wir ein bisschen durch den Wald laufen? Langsam wird mir die Strecke zu langweilig", schlug er vor und sah in den nur schwach vom aufgehenden Sonnenschein beleuchteten Wald.
Eigentlich war er kein großer Fan von Off-road Touren aber jetzt zu kneifen kam ihm auch kindisch vor also nickte er und sie verließen beide den Pfad. Schon nach den ersten Metern wurde der Wald dichter und die Bäume schienen das geringe Licht der Sonne zu verschlucken. Obwohl der schwarzhaarige eine rote Trainingsjacke trug fiel es Tsukishima nicht gerade einfach ihn im Auge zu behalten. Für einen Moment blickte er zu Boden und wich einer größeren Wurzel aus, als er dann wieder hoch sah war die rote Jacke plötzlich verschwunden.
Er blieb stehen. Außer Atem drehte er sich um seine eigene Achse, doch außer Bäumen die durch kleine Lichtstreifen beleuchtet wurden sah er nichts.
Panik kam in ihm auf, wieso waren sie nur in den Wald gelaufen und nicht einfach auf dem Weg geblieben. Wo waren sie überhaupt hergekommen und wo zum Teufel steckte dieser eingebildete Spieler denn jetzt. Beunruhig schluckte er einige Male und versuchte sich an der Sonne zu orientieren, wobei das ganz und gar nichts brachte, das Blätterdach war viel zu dicht um irgendwas ausmachen zu können.
Geschweigedenn das er am Stand der Sonne irgendwie nach Hause gefunden hätte. Zwar war er nicht dumm aber mal ehrlich ein Naturbursche oder gar Indianer war er auch nicht.
Verdammt wie sollte er hier wieder rausfinden, er hatte nicht mal ein Handy eingesteckt. Wie dumm von ihm.
Aber heute morgen waren seine Gedanken auch noch recht unsortiert gewesen, nach dieser Nacht kein Wunder.
Gerade als sich sein Atem beschleunigte riss ihn jemand am Rücken schwungvoll zurück, sodass seine Brille von seiner Nase rutschte und auf dem Boden landete. Dann wurde er hart gegen einen Baum gestoßen, seine Hände über seinem Kopf gedrückt.
Was, wer?
Was passierte hier?

Kurotsuki Wilde GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt