Fehler zugeben ist nicht leicht

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"Sonst alles ok bei dir", fragte Tsuki vorsichtig und setzte sich neben seinen Freund aufs Bett.
"Ja passt schon war nur etwas neben der Spur", erwiderte Tadashi schüchtern. Er schielte immer wieder zu ihm rüber und biss sich dabei auf die Lippe als wolle er etwas sagen, tat es dann aber nicht.
Als er es ein weiters Mal tat konnte er es nicht mehr ignorieren, irgendwie hatte er gewusst das das noch nicht alles sein konnte. Wenn ihm aufgefallen war das er sich komisch benommen hatte und das er schwul war, dann steckten da bestimmt noch mehr Sachen in seinen Kopf auf die er eine Antwort haben wollte. Aber wie üblich traute er sich nicht sie direkt zu stellen. "Was willst du wissen", fragte er also seufzend und setzte sich in den Schneidersitz, verschränkte die Arme und lehnte sich an die Wand.
Wenn er mit ihm zusammen war, fühlte und benahm er sich manchmal wie ein ganz eigener Mensch, nicht anders also er verstellte sich nicht aber sie fielen in vertraute Muster die ihm gerade gut taten. Sie lenkten ihn ein wenig ab von dem das ihm immer noch schwer im Magen lag.
Er zog also fordernd eine Augenbraue hoch und Tadashi grinste konnte dem Blick aber nicht standhalten.
"Sag mal in der Zeit da in Tokio da hast du dich doch manchmal rausgeschlichen oder?"
"Du hast es also bemerkt", antworte er mit einer Frage.
"Ja hab ich, ein paar Mal zumindest. Verräts du mir wo du hin bist?"
Das war wohl jetzt der Knackpunkt, sollte er ihm von Kuro erzählen? Einerseits war er sein Freund und vor ihm hatte er so gut wie keine Geheimnisse und früher oder später würde er sowieso eins und eins zusammenzählen, denn Yamaguchi Tadashi war nicht doof.
Andererseits zog er ihn dann auch in die Gefühlswelt hinein und in die Entscheidungsgewalt was er nun tun sollte, denn egal wie er es ausdrücken würde, der andere hatte hundertpro eine eigene Meinung dazu.
Zunächst versuchte er es neutral zu halten, mal sehen wie er reagieren würde.
"Morgens bin ich ziemlich früh zum joggen gegangen, schätze das weißt du und ich glaube zweimal hab ich mich noch jemanden getroffen".
Tadashi schien mit der Antwort nicht zufrieden.
"Ja das war mir klar, aber wenn ich fragen darf mit wem? Also jetzt mal ehrlich ich weiß das er dir den Kopf verdreht hat, schließlich war noch alles in bester Ordnung als wir losgefahren sind", sprudelte es aus dem braunhaarigen heraus und der selbst erschrocken über seine Ehrlichkeit und Direktheit schien.
Er wollte es also wissen! Sollte er es ihm sagen? Wieso eigentlich nicht, er würde es sowieso herausfinden, wenn nicht heute dann irgendwann also wieso nicht jetzt alles klar stellen. Und geteiltes Leid ist halbes Leid oder nicht?
"Anfangs war ich nur mit ihm laufen aber dann..."
"Es ist Kuro? Der Capitän der Nekomamannschaft man das glaub ich nicht. Der ist schwul? Der wirkt doch immer so selbstbewusst und aufgedreht, wie kann der das verstecken?", unterbrach ihn Yamaguchi und wirkte völlig überrascht.
"Ja ich hätte es auch nicht erwartet", erwiderte er ehrlich und konnte nichts dagegen tun das seine Wangen sich ein wenig röteten. Er würde bestimmt nicht ins Detail gehen wenn sein Gegenüber fragen dazu hatte, er war sich mehr als sicher das er sich vor Scham unter dem Bett verstecken würde.
Eine Weile war es still, wahrscheinlich war der erste Neugierschub gedeckt und Tadashi dachte über das gehörte nach.
"Dann habt ihr, seit ihr...". Er verdeckte peinlich berührt sein Gesicht mit den Händen doch man konnte ganz genau sehen wie kirschrot er gerade war."..Und was war das jetzt? Auch ein Ausrutscher, wolltest du es einfach mal ausprobieren oder .... ist da mehr zwischen euch", beendete er nuschelnd seinen Satz.
"Ähhm".
Mist, womöglich sollte er es zugeben doch es fiel ihm mehr als schwer. Bis jetzt hatte er es nur Kuro und seiner Familie gegenüber zugegeben. Der letztere Teil machte es ihm leichter. Yamaguchi gehörte zur Familie, also wieso sollte es ihm dann peinlich sein?
"Ja das ist doch etwas komplizierter."
"Wie meinst du das"?
Er würde wohl von vorn beginnen müssen.
"Naja es war wohl mehr als ein Ausrutscher, er -sucht nach Worten- er war für mich da nachdem das mit dir.." Tsuki schluckte, oh man, ob er je normal darüber reden würde können. Tadashi verstand.
"Weiter...Also erzähl weiter.."
"Er hat mich in der Nacht mit in sein Zimmer genommen."
"Da ist nichts passiert, falls du dir das jetzt ausmalst", fügte er schnell hinzu als er den Blick des anderen sah.
"Wir haben nur geredet. Er kann echt gut zuhören. Ich hab mich verstanden gefühlt und nicht wie ein Freak. Er hat schon mehr Erfahrung wie ich und deshalb dachte ich anfangs das er mich nur benutzt aber..."
"Aber..."?
"Aber das hat er nicht, er war aufrichtig die ganze Zeit über."
"Und was war am nächsten Morgen dann mit dir los? Du warst total neben der Spur, eigentlich müsstest du doch ein wenig glücklich gewesen sein? Was hat Kuro denn zu dem ganzen  gesagt?"
"Nichts, also ..."
"Ja wie nichts, Tsuki lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen". Yamaguchi ging gerade ganz schön auf in dieser Ausfragerunde und vergaß scheinbar das er eigentlich ruhig und besonnen war.
"Ich bin einfach gegangen, bevor er aufgewacht ist", sagte er knapp und hob verlegen die Hände hinter den Kopf.
"Das nicht dein ernst? Und jetzt?"
Der andere war gerade auf den Knien ein Stück näher gerückt als wenn er der Fernseher wäre auf dem sein Lieblingsfilm lief.
Bevor er jedoch antworten konnte quatsche er schon wieder los.
"Deswegen hast du dich fast ne Woche nicht blicken lassen. Aber warum denn, dieser Kuro scheint doch auch was für dich zu empfinden wieso.."
"Man weil es nicht geht". Wütend stand er auf und begann sich die Haare zu raufen.
"Er wohnt in Tokio und ich hier, uns trennen hunderte Kilometer wie soll das denn gehen. Außerdem ist er im Abschlussjahr und wir an eine Uni in Tokio gehen oder vielleicht noch weiter weg, dann geht das eh kaputt, wieso sollte ich mich dann darauf einlassen, das wird blos wehtun. Und das tut es jetzt schon."
Vollkommen aufgelöst und zurück in seiner deprimierten Stimmung setzte er sich aufs Bett und stützte seinen pochenden Kopf in die Hände. Das war doch die Wahrheit, es war die Realität.
Plötzlich spürte er eine warme Hand die ihm über den Rücken strich.
"Hey, manchmal ist der Schmerz es wert."
Die Worte klangen fast wie aus ein Zitat eines schlauen Buches und trafen ihn.
"Hast du nichtmal versucht ihn anzurufen und die Sache zu klären?"
"Doch, also ja und nein!"
Yamaguchi zog eine Augenbraue hoch.
"Ja ich hab ihn angerufen, wir haben geredet und wahrscheinlich ist mir da erst klar geworden das ich in ihn..verliebt bin." Tsuki presste die Lippen aufeinander.
"Und was hat er gesagt dazu?"
"Ich ähm hab ihn nicht ausreden lassen und aufgelegt."
Der andere Junge lies sich entgeistert in die Kissen fallen.
Das war wohl Reaktion genug.
"Ja ich weiß das das nicht richtig war, das ist mir jetzt auch klar. Aber dieser Kerl ist verdammt hartnäckig und ist gestern abend plötzlich in meinem Zimmer aufgetaucht."
"Habt ihr dann endlich mal geredet", fragte Tadashi hoffnungsvoll aber mit mehr als Unsicherheit in der Stimme.
"Naja also.."
"Das jetzt nicht dein ernst, was habt ihr denn dann..."
Tsuki wurde rot, das konnte er ihm nicht sagen.
"OH". Er hatte wohl trotzdem verstanden.
"Naja danach haben wir geredet, also irgendwie aber er ist sauer geworden und dann gegangen."
"Was hast du gesagt, irgendwas musst du doch gesagt haben."
"Ich hab die Wahrheit gesagt, das das zwischen uns keine Zukunft hat, du weißt wieso."
"Aber Tsuki mach es doch nicht schwerer als es ist. Klar Fernbeziehungen sind scheiße und keiner wünscht sich sowas aber es kann klappen, euch trennen doch keine Ozeane sondern nur eine Zugfahrt. Ihr könnt euch am Wochenende sehen und in den Ferien."
Die Worte aus dem Mund seines Freundes klangen so gut, wie eine Traumvorstellung und in ihm drin gab es mit Sicherheit eine Stimme die ihm auch Recht gab aber da war noch so viel mehr.
"Und das mit der Uni", fragte er unsicher?
"Weißt du denn was er studieren will, welche Unis er in Aussicht hat? Hat er sich überhaupt schon beworben? Bist du dir sicher das er in Tokio lernen will?"
Über diese Fragen hatte er sich noch garkeine Gedanken gemacht und in diesem Moment traf ihn die Einsicht wie ein Stein am Kopf.
Er hatte soviel über die Zukunft spekuliert und garnicht darüber nachgedacht das es vielleicht doch ganz anders kommen könnte.
Kuros Worte kamen ihm wieder ind en Sinn: "Für dich hätte ich all das in Kauf genommen, weil Liebe jedes Hindernis überwindet. "
"Das hat er gesagt"?
Er hatte wohl den letzten Satz laut ausgesprochen.
Tsuki schaffte es nicht zu antworten und nickte nur stumm.
"Du bist also verliebt in ihn und er wohl auch in dich".
Tadashi stand nun auf und kniete sich vor ihn hin damit er ihn direkt ansehen konnte.
"Und jetzt".
In Tsukis Augen stahlen sich Tränen der Verzweiflung.
"Ich weiß nicht, keine Ahnung ob er überhaupt noch was von mir wissen will".
Er ballte die Fäuste und versuchte sich in den Griff zu bekommen, er wollte nicht komplett die Kontrolle über sich verlieren. Es war schon schwer genug sich Tadashi zu öffnen und ihm all das zu erzählen.
"Hey, alles ist gut", versuchte ihn der kleinere zu beruhigen und strich ihm über die Wange und damit die Träne die sich aus seinen Augen gelöst hatte weg.
"Dieser Junge hat deine harte Nuss geknackt, hat es geschafft das du dich ihm anvertraust und ist mehrere Stunden Zug gefahren um dich zu sehen nur weil er seinen Satz nicht beenden konnte. Glaub mir er liebt dich. "
Tsuki strich sich eine weitere Träne aus den Augen bevor sie ebenfalls hinabrollen konnte.
"Aber du wirst nie herausfinden was hätte sein können, wenn du ihn jetzt gehen lässt."
"Was soll ich denn machen".
"Na du kannst dich nicht drauf verlassen das er nochmal einen Schritt auf dich zugeht so scheiße wie du dich verhalten hast. Jetzt bist du dran einen Schritt auf ihn zuzugehen. Etwas zu riskieren."
Tsuki nickte. Sein Freund hatte Recht. Ihm war nie klar gewesen wie genau Tadashi ihn beobachtete und wie gut er ihn doch kannte. Doch er war der einzige von dem er sich soetwas sagen lassen würde.
Jetzt galt es Rückrat zu beweisen und all seine Fehler zuzugeben. Sich bloszustellen und sich einzugestehen was er wirklich wollte.
Und scheiße verdammt, er wollte Kuro. Nur Kuro, schon immer.

Kurotsuki Wilde GefühleTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang