Spielchen

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Während des weiteren Trainings überlegte Tsuki verbissen wie er sich rächen könnte. Seine Gedanken wurden jedoch unterbrochen. Sie waren gerade beim Aufschlag bzw Annahmetraining auf beiden Seiten. Er selbst hatte soeben aufgeschlagen und Enoshita hatte angenommen, nach ihm war der schwarzhaarige Setter dran. Kageyama hatte einen verdammt guten Aufschlag drauf, das musste er zugeben außerdem war er einer der wenigen die einen Sprungaufschlag konnten. Doch auf der anderen Seite stand Nishinoya und egal wie gut er ihn aufschlug, er würde ihn kriegen. Schließlich war er ihr Libero, das war quasi sein Job und als er wenige Sekunden später ein: "Heute nicht Kageyama, keine Chance", von der anderen Seite hörte musste er grinsen. Wie erwartet. Der schwarzhaarige schien verärgert und ging auf die andere Seite um das nächste Mal anzunehmen.
Tsuki stellte sich hingegen wieder hinten an. Asahi war jetzt an der Reihe. Auch er hatte einen guten Aufschlag und war nach Kageyama womöglich das zweitbeste Aufschlagsass. Er wollte sich gerade einen Schluck Wasser gönnen, da er eh warten musste als man ein klatschendes Geräusch hörte, das nicht von einer gekonnten Annahme herrührte.
Wahrscheinlich Hinata, seine Annahme war immer noch miserabel und als er sich umdrehte hatte er auch diesmal Recht. Hinata war in die Knie gegangen und hielt sich das Gesicht. Scheinbar hatte er ihn wieder mal auf die Stirn bekommen. Im nächsten Moment hörte er Kageyama sagen: "Mensch Hinata musst du den Ball immer mit dem Gesicht annehmen". Man sah wie der schwarzhaarige den Ball aufhob den Hinata hätte annehmen sollen, doch eine Sekunde später lies er ihn fallen. "Hinata ist alles in Ordnung". Sugawara stand besorgt neben dem kleinen Spiker der sich immer noch nicht rührte.
Dann sah man wie etwas auf den Boden tropfte und sich Sugawaras Augen weiteten.
"Oh scheiße er blutet, holt mal einer den Verbandskoffer und ein Taschentuch", rief er daraufhin und es kam Bewegung in ihre Gruppe. Gleich darauf war Daichi bei den beiden und ihre Managerin lief und suchte das Verbandszeug. Sie alle sammelten sich um den Kleinen, was Tsukishima etwas übertrieben fand. Wahrscheinlich hatte er nur Nasenbluten wieso ging er nicht einfach rüber auf die Bank damit sie weiterspielen konnten. Er fand sich also nicht ein in den Kreis von mitleidigen der sich um den orangehaarigen Mittelblocker gebildet hatte sondern sah nur von außen zu. Kageyama stand wie erstarrt noch immer dort wo er eben noch den Ball aufgehoben hatte dann rannte er plötzlich hinüber, schob die anderen beiseite und setzte sich zu Hinata auf den Boden. "Hey zeig mal her", versuchte ihr Kapitän den am Boden kauerten dazu zu animieren ihm die Verletzung zu zeigen doch der schüttelte nur wehemend den Kopf.
Asahi etwas abseits rief entsetzt: "Oh mein Gott das wollte ich nicht, ich, ich es tut mir leid".
"Zeig es mir bitte", versuchte es diesmal Kageyama der ungewöhnlich freundlich klang und dann streichelte er doch ernsthaft der kleinen Heulsuse durchs Haar. Was war denn mit dem los. Hinata hob daraufhin leicht den Kopf und man hörte wie Kageyama geräuschvoll Luft durch die Zähne einsog.
"Ist es so schlimm wie es sich anfühlt", fragte Hinata und seine Stimme klang schmerzverzerrt. Kiyoko kam mit dem Arztkoffer reichte Kageyama der am nähesten dran saß eine Kompresse und informierte sie das sich ein Sanitäter das gleich ansehen würde. "Und wie siehts aus, Kageyama", fragte Daichi besorgt?
"Ich schätze die ist gebrochen". "Oh mein Gott". Asahi hinten ihnen musste sich auf die Bank setzen und schlug sich die Hände vor Gesicht. Er machte sich tierisch Vorwürfe und nur Nishinoya schaffte es das er sich ein wenig beruhigte.
"Tut es sehr weh", fragte Yamaguchi überflüssigerweise und gleich darauf hörte man ein schluchtzen, dann griff der verletzte Junge nach dem T-shirt der Nummer 9 und nickte während er die Kompresse an die Nase drückte. Es blutete sehr stark und bald brauchte er eine neue. Jetzt war auch Tsukishima sicher das es vielleicht doch nicht nur Nasenbluten war. Jeder von ihnen stand Entsetzten und tiefes Mitgefühl ins Gesicht geschrieben doch am meisten war er überrascht von der Reaktion des sonst so unterkühlten Setters. Als Hinata von kräftigen Weinkrämpfen durchgeschüttelt wurde sah er wie er ihn nah an sich zog und ihm vertraut und beruhigend über den Rücken strich. "Gleich kommt ein Arzt der schaut sich das an und gibt dir bestimmt was gegen die Schmerzen. So einfühlsam sah man Kageyama sonst nie, vorallem nicht Hinata gegenüber. Gerade eben hatte er sich noch selbst über seine Tollpatschigkeit lustig gemacht und jetzt hielt er das schluchzende Bündel eines Jungen im Arm als wäre es das selbstverständlichste.
Abschätzig betrachtete er die zwei und langsam aber sicher dachte er darüber nach ob zwischen beiden nicht seit neuerdings irgendewas lief. Erst schrien sie sich an, dann waren sie wieder total vernarrt und zielstrebig, dann wieder sauer aufeinander und jetzt schienen sie wie ein Herz und eine Seele. Da war doch was im Busch.

Den restlichen Vormittag machten sich so eine Art Zwangspause. Der Sanitäter der kam bestätigte den Verdacht von Kageyama und sie riefen einen Krankenwagen. Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis sich Hiantas Blutung gestillt hatten und er etwas verloren im Krankenwagen saß.
Tsukishima hielt sich etwas abseits. Entweder er hörte Hinatas klägliche Versuche den Sanitäter zu überreden das er ihn doch bitte hierlassen sollte oder Asahis mitleidsbekundente Ausrufe die nur von Nishinoyas und Daichis beruhigenden Worten unterbrochen wurde.

Etwas genervt von dem ganzen Gezettere stahl er sich ins angrenzende Gebäude um dort zur Toilette zu gehen. Da die anderen noch mitten in einer Trainingseinheit steckten waren die Waschräume leer und das war ihm auch ganz recht.
Angestrengt wusch er sich zunächst die Hände, setzte dann die Brille ab und spritzte sich Wasser ins Gesicht wobei er hoffte das seine akute Müdigkeit und die tiefen Augenringe dann besser aussahen beim nächsten Blick in den Spiegel. Er trocknete gerade seine Hände ab als hinter ihm die Tür aufging. Man hörte lautes Gelächter und angeregte Stimmen dann betraten zwei Jungs die Toiletten. Beide kamen ihm zwar bekannt vor, namentlich kannte er sie jedoch nicht. Sie unterhielten sich lautstark über den Vorfall der den Krankenwagen auf dem Gelände erklärte und er konnte ein Seufzen und ein Augenrollen nicht verhindern. Das würde bestimmt wieder das top Thema werden. Gott sei Dank verliesen die zwei nach einem kurzen Blick auf ihn den Waschraum schnell wieder und er genoss die Stille.
Die wurde jedoch erneut zerstört als die Tür ein zweites Mal aufflog. Diese Mal kannte er das Gesicht doch es rief bei ihm die gleiche Reaktion hervor. Augen rollen und seufzen.
"Hey Tsukishima alles klar? Vor eurer Halle steht der Krankenwagen, was denn da passiert"?
"Unser kleines nervender Knirps hat einen Ball auf die Nase bekommen, ist wahrscheinlich gebrochen. Kommt davon wenn man so schlecht annimmt", meinte er nur kühl und fuhr fort sich die Hände zu trocknen.
"Tya wahrscheinlich war er auch noch nicht ganz wach". Kuroo verschränkte die Arme und sah ihn mit einem amüsierten Blick durch den Spiegel an.
"Was ist", fragte er genervt und drehte sich um.
"Nichts", sagte der andere sarakstisch. "Darf ich dich denn nicht ansehen"?
"Doch, aber nicht mit diesem Blick".
"Mit welchem Blick denn", fragte er unschuldig dreinschauend und kam näher.
Unter diesem Umständen wurde ihm ganz heiß und am liebsten wäre er der Sache aus dem Weg gegangen.
"Das weißt du genau", antwortete er stattdessen und versuchte der Nähe zu entfliehen indem er an der Wand entlang Richtung Kabinen rutschte.
"Ach Tsuki du bist wohl auch noch nicht ausgeschlafen. Scheinst wohl eine anstrengende Nacht gehabt zu haben", sagte sein Gegenüber grinsend. Er spielte mit ihm. Natürlich wusste er was ihn wach gehalten hatte. Das was gestern zwischen ihnen passiert war, sollte ein Einzelfall bleiben, das hatte er unterbewusst schon längst beschlossen doch das erwartungsvolle Ziehen in seiner Magengegend hatte da andere Pläne.
"Hör auf mit diesem Spiel. Das was gestern passiert ist, war einmalig und wird nie wieder vorkommen, das du es weißt", stellte er ein für alle Mal klar und drehte sich um, um in eine Kabine zu gehen. Doch bevor er die Tür verriegeln konnte, klemmte sich ein Fuß zwischen die Tür.
"Ich mag es aber zu spielen und ich hasse es zu verlieren". Mist.
Kuroo drückte sich doch ernsthaft in die kleine Toilettenkabine und schloss hinter ihm die Tür.
"Was soll der Schwachsinn, du kannst doch nicht..."
Aber da wurde er unterbrochen. Der schwarzhaarige drückte ihn an die Tür und verschloss seinen protestierenden Mund mit seinen warmen Lippen.
Seine Hände lagen auf seiner Brust. Er könnte ihn einfach wegstoßen. Wieso zum Teufel tat er es dann nicht? Wieso setzten immer all seine  Körperfunktionen und sein gesunder Menschenverstand aus wenn er die Lippen des anderen spürte. Wieso bröckelte seine gesamte Selbstbehrrschung wenn er die Wärme des fremden Körpers spürte.



Kurotsuki Wilde GefühleWhere stories live. Discover now