„Ja. Ich habe von dem einen oder anderen erfahren, dass du mal wieder auf den Putz gehauen hast. Du weisst ja, wenn du mal in Partystimmung bist, dann erwacht die halbe Stadt zum Leben." Ein schwaches, fast nicht erkennbares Schmunzeln floh über meine Lippen.

„Ich besitze die Fähigkeit, die Menschen mitzureissen."

„Oh ja. Das kannst du", lachte sie. Gabi war schon seit ich denken kann, meine Freundin. Und das war wirklich bewundernswert, denn es war schwer mit mir befreundet zu sein. Ich war, sagen wir mal ein schwerer Charakter. Man brauchte starke Nerven, um sich mit mir durchzuschlagen, aber Gabi war sich meiner Allüren bewusst und handhabte sie, wie ein Meister. Klar, wenn ich Feiern ging, dann war ich nicht zu bremsen und die Meute liebte mich, aber meine alltägliche Persönlichkeit, war schwer zu verstehen. Deshalb hatte ich nicht sonderlich viele Freunde, aber das ging mehr von mir aus, da ich die Menschheit nicht mochte.

„Gabriella Darling!", rief eine mir nur zu bekannte Stimme und mein ganzes Inneres begann wieder zu würgen, obwohl der Kater schon nachgelassen hatte. Gabi spuckte beinahe den Apfel aus dem Mund, wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht, um die verräterischen Spuren zu beseitigen und fuhr sich über ihr schwarzes, kurzes Haar. Der Verantwortliche tauchte in unser Blickfeld auf und ich verdrehte die Augen. Lance, der typische Schnösel aus gutem Hause, lächelte Gentlemanlike auf meine süsse, kleine Gabi, die auf die Füsse sprang und leicht rot wurde. Ich wusste zwar nicht, wie er es geschafft hatte, aber Gabi schien etwas für diesen Arsch von Geldheini übrig zu haben.

„Lance! Hi!", begann sie knapp und ihre nussbraunen Augen starrten verlegen auf den Boden. Lance lächelte wieder, seiner Macht vollkommen bewusst und sein Blick schweifte kurz zu mir rüber, die immer noch am Baum gelehnt sass. Nicht mal daran dachte, für ihn aufzustehen.

„Liria."

„Lance", begrüsste ich nicht weniger knapp. Wir waren nicht gerade Freunde. Er war Falsch und solche Leute konnte ich nun mal nicht aufs Blut leiden, aber meine Latina hier vorne, die einer Tomate gleich sah, war zu Blind um dies zu beachten.

„Darling. Ich wollte fragen, ob das Dinner für heute Abend noch steht?" Das war das erste Mal, dass Gabi zu ihm hoch sah. Ihre Augen weiteten sich und ihr Kopf schien noch röter zu werden, falls dies überhaupt möglich war.

„Ähm...klar...ich...ähm...ja?", stotterte sie, was den reichen Pisser vor uns zum Lächeln brachte und er sich durch sein volles blondes Haar fuhr. Ich sah beinahe, wie Gabi dahin schmolz. Wieder verdrehte ich die Augen. Bitte, so gutaussehend war er nun wirklich nicht.

„Wundervoll. Dann komme ich um sieben und hole dich ab." Gabi nickte verkrampft und Lance verschwand wieder. Hoch erhobenen Hauptes, als gehöre ihm der Schulhof. Ach was! Als gehöre ihm die Welt! Ich liess ein verächtliches Grunzen von mir und sah auf meine Freundin, die sich erleichtert aufs Gras fallen liess und sich leicht auf die Wangen schlug, als müsse sie sich zu Verstand schlagen.

„So schlimm?", fragte ich. Sie seufzte, ein verträumtes Lächeln auf den Lippen.

„Er ist ein Traum! So höflich und diese Manieren! Einfach unbeschreiblich." Wieder grunzte ich. Lance und ein Traum? Wohl eher Albtraum, aber ich wollte Gabi den schönen Moment nicht verderben.

„Du weisst wie ich über ihn denke und meine Meinung zu eurer Daterei hast du auch. Also verschon mich mit diesem Girli Zeug." Gabi sah mich kurz verletzt an, grinste dann aber. Sie kannte mich und wusste, dass ich kein Blatt vor den Mund nahm.

„Du willst aber doch, dass ich glücklich bin, oder?", fragte sie und sah mich mit grossen braunen Augen an. Ich verdrehte wieder die Augen.

„Klar. Ansonsten hätte ich dir schon längst die Krätze an den Hals gewünscht." Sie kicherte.

Hell Yes!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt