Kapitel 37

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Kapitel 37

„Gabi…“ Ich hatte sie schon seit Tagen, ja schon seit Wochen nicht mehr gesehen und nun stand sie vor mir und schien auf mich gewartet zu haben. Sie schien magerer als ihr altes Ich zu sein und es brach mir beinahe das Herz, sie so zu sehen. Die letzten Wochen mussten unglaublich schwer für sie gewesen sein und hier stand ich, der Grund für diese Veränderung.

„Ich wollte mit dir sprechen“, begann sie und sah mich schliesslich mit ihren grossen, braunen Augen an. Ihr Blick schrie keinen Hass aus, wie er es das letzte Mal getan hatte und ich musste diesmal wohl auch keine Ohrfeige erwarten.

„Klar… Wollen wir das hier tun oder…“

„Ich würde das lieber bei dir Zuhause klären, ich habe mich sowieso mit Kevin zum Abendessen verabredet“, unterbrach sie mich. Ihr Gesicht war eine Maske und ich war immer noch unschlüssig, ob sie mich für meine Taten wieder anbrüllen wollte oder ob sie es sich anders überlegt hatte. Ich nickte nur und schloss den Wagen auf, sodass wir beide einsteigen konnten. Es war schon Ewigkeiten her, seit ich sie mit genommen hatte. Wir fuhren den Weg schweigend nach Hause. Sie sprach kein Wort und ich überliess es ihr mit dem Gespräch anzufangen, da sie es war, die das Gespräch aufgesucht hatte.

„Hey Li! Ich habe heute den Club besucht und Koslov gesehen. Mann, der Typ ist ja noch hässlicher, als ich…“, begann Charlotte, als ich die Wohnung betrat, verstummte jedoch, als sie Gabi hinter mir sah.

„Oh, du hast Besuch… Gabi, oder?“, fragte sie Charlotte süss und hielt ihr die Hand hin. Gabi nahm sie an und schüttelte sie. Die zwei Frauen waren sich nie begegnet, doch wusste Charlotte wer Gabi war, wogegen Gabi keine Ahnung hatte, wer Charlotte war. Ich hatte Gabi nie mit meiner anderen Welt in Kontakt gestellt und hatte es auch nicht vor.

„Ich bin Charlotte, eine alte Freundin von Li. Freut mich dich kennenzulernen. Li, spricht oft von dir.“ Gabi nickte nur und sah mich fragend an. Ich wusste, dass sie viele Fragen hatte, aber ich wusste nicht, wie ich sie ihr beantworten konnte, ohne dass mich Gabi als wertloses Luder abstempeln würde.

„Wie ich sehe, habt ihr bestimmt einiges zu besprechen. Ich verzieh mich mal“, fuhr Charlotte fort und verliess die Wohnung. Sie wollte in ein paar Tagen wieder abreisen und musste noch einige Besorgungen erledigen.

„Nette Freundin“, bemerkte Gabi und setzte sich zu mir aufs Sofa, wobei sie einen beträchtlichen Abstand hielt.

„Charlotte ist eine alte Freundin, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte und die mich nun besuchen kommen ist“, erklärte ich nur und schloss das Thema damit ab. Wir schwiegen wieder und ich wartete nervös auf Gabis Worte. Ich wusste, dass es etwas mit Lance zu tun hatte, nur wusste ich nicht, was sie mir nun sagen wollte. Ich konnte sie nicht einschätzen.

„Schau… Kevin hat mir so ziemlich alles erzählt“, begann sie plötzlich und ich spürte, wie mein Herz stehen blieb. Er hatte was?!

„Nun ich weiss nicht, was Lance gegen dich in der Hand hatte, aber ich weiss davon, dass er dich damit erpresst hatte…damit du…du mit ihm…“, sie schien den Satz einfach nicht zu Ende bringen zu können. Ich sah wie sie schwer schluckte und das Gesicht verzog. Sowas über den Mann aussprechen zu müssen, in den man noch vor kurzen verliebt war, musste verdammt schwer sein. Ich schwieg nur. Einerseits war ich froh darüber, dass Gabi ein Teil der Wahrheit wusste, andererseits war ich verdammt wütend auf Kevin, dass er ohne meine Erlaubnis mit Gabi gesprochen hatte. Er hatte ihr zwar nichts von Lukas erzählt, aber auch das ging zu weit.

„Ich wollte dich beschützen“, erklärte ich mich mit rauer Stimme und sah wieder zu meiner besten Freundin hin. Gabi war meine beste Freundin und ich vermisste diese gute Seele, die das schlechte in meinem Leben nur halb so schlimm aussehen liess. Sie nickte nur, schien aber immer noch verkrampft zu sein.

Hell Yes!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt