Kapitel 59

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„Happy Birthday!", rief ich aus und umarmte meinen Bruder.

„Danke", grinste er und nahm mich in seinen üblichen Würgegriff.

„Wo ist mein Geschenk?!", war das nächste, was er ausrief und sah hinter mich, als tauche es jeden Moment auf. Ich verdrehte die Augen.

„Ja, mir geht es gut, danke der Nachfrage", antwortete ich sarkastisch und erhielt nur ein verschmitztes Grinsen als Antwort. Mein Bruder war sonst schon ein Kleinkind, aber wenn Enrico Geburtstag hatte, dann verwandelte er sich in den kindlichsten Menschen überhaupt.

„Kevin trägt es gerade hoch. Er sollte...", zu mehr kam ich gar nicht, weil mich mein Bruder beinahe weggeschmissen hatte, bevor er aus der Wohnung stürmte und das Treppenhaus runterpolterte Kevins Namen brüllend.

„Ich sage doch: Kleinkind", wandte ich mich an Enricos Freundin Jessi, welche ebenfalls die Augen verdrehte und mich hineinbat.

Enrico wurde heute 27 und er war nicht der einzige, der heute Geburtstag hatte...

„Was willst du trinken", unterbrach Jessi meine Gedanken und zeigte auf die Auswahl. Ich nahm eine Cola und setzte mich aufs Sofa, wo schon ein paar andere Kollegen von Enrico sassen und sich unterhielten. Enrico hatte für diesen Geburtstag einen ausgelassenen Abend Zuhause ausgewählt. Die letzte Party, die er veranstaltet hatte, hatte ihm beinahe die Kündigung der Wohnung gefordert, weshalb Jessi ihm verboten hatte eine weitere Party Zuhause zu machen.

Ich nickte den Leuten leicht zu und setzte mich an einen Platz. Ich kannte Enricos Freunde flüchtig, wenige davon arbeiteten auch wie er im Gefängnis und waren mir eine Nummer zu Gorilla-mässig.

Just in diesem Moment kam ein schwer keuchender Kevin, der aussah, als hätte ihn Enrico die Treppen hochgescheucht. In seiner Hand das Geschenk, welches ihm Enrico sofort aus den Händen riss und auspackte.

Wir hatten beschlossen ihm zusammen etwas auszusuchen und dabei etwas gefunden, was ihm vielleicht gefallen würde.

„Ach du heilige Scheisse!", stiess Enrico ungläubig aus, und bekreuzigte sich, obwohl er gar nicht gläubig war. Ich und Kevin grinsten uns an und Enrico begann wie ein Mädchen zu kreischen, als er das Kostüm raus nahm. Ich konnte immer noch nicht sagen, was es genau war, aber ich wusste, dass Enrico dieses Fantasie-Game spielte in dem diese Wesen vorkamen, weshalb wir ihm auch das Chewbacca ähnliche Kostüm gekauft hatten. Er starrte immer noch verträumt auf das Ding und ich hätte schwören können, dass er Tränen in den Augen hatte.

„Die Leute werden Augen machen!", rief er stolz aus und erwürgte mich und Kevin in einem weiteren Würgegriff. Mein Bruder war wirklich eine besondere Sorte Mensch.

„Schön zu wissen, dass wir dir eine Freude machen konnten", meinte Kevin und ich verdrehte die Augen, als Enrico sich wirklich Tränen aus den Augen wischte.

Wir setzten uns hin und machten uns einen gemütlichen Abend ohne Eskapaden, die zu etwas führen konnten, was letztes Jahr abgelaufen war.

Ich war gerade dabei mir ein neues Getränk zu nehmen, als Kevin sich zu mir gesellte und die Bierflasche gegen eine weitere Cola austauschte.

„Ehrlich?", fragte ich ihn nur und seufzte anstatt mich mit ihm anzulegen.

„Du hast gerade aufgehört, wie ein Loch zu saufen, also werde ich nicht zulassen, dass du wieder damit beginnst."

„Übertreib es nicht", erwiderte ich nur, nahm aber die Cola und setzte mich wieder an meinen Platz. Es mochte sein, dass ich nach der Sache mit Jan doch ein wenig tiefer ins Glas geschaut hatte, aber ich hatte die Phase definitiv hinter mir. Ich ging nicht mehr jeden Abend in den Ausgang.

Hell Yes!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt